Verhandlungen zwischen Telco-Riesen und Microsoft

Verhandlungen zwischen Telco-Riesen und Microsoft AT&T soll Interesse an Microsoft Network haben

15.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Nach bislang unbestätigten Berichten hat der amerikanische Telekommunika- tionskonzern AT&T mit Bill Gates über eine Übernahme des Online-Dienstes Microsoft Network (MSN) verhandelt. Wie die Zeitschrift "USA Today" in ihrer Ausgabe vom 8. Januar berichtete, fanden die Gespräche auf höchster Geschäftsebene statt.

Das Blatt beruft sich dabei auf Insider-Informationen aus beiden Unternehmen. So hätten sich AT&T-CEO Michael Armstrong sowie Präsident John Zeglis im Hause von Microsoft-Chef Bill Gates zu Gesprächen getroffen.

Über das Ergebnis dieser Verhandlungen gibt es unterschiedliche Gerüchte: Während AT&T nun doch nicht an einer Übernahme interessiert sein soll, behaupten Microsoft-Mitarbeiter angeblich, die Gespräche seien noch nicht beendet. Eine offizielle Stellungnahme gibt es bislang nicht.

Es wird vermutet, daß der amerikanische Telekommunikationsgigant MSN samt seiner weltweit zwei Millionen Mitglieder in den konzerneigenen "Worldnet Internet Service" integrieren will. Mit dieser Fusion könnte AT&T das Potential dieser Sparte verdoppeln und wäre nach AOL der zweitgrößte Online-Dienst. Im Gegenzug soll Microsoft neben einer nicht genannten Summe Unterstützung bei der Vermarktung seines Betriebssystems Windows NT erhalten.

In den letzten Jahren tauchten immer wieder Gerüchte auf, die Gates-Company wolle den 1995 gegründeten Online-Dienst loswerden. Die Inhalte von MSN fanden nur mäßigen Zuspruch. So mutierte der Online-Dienst schleichend zur Web-Seite, die ihren Besuchern teuer eingekaufte Zusatzdienste anbieten mußte, um sie bei der Stange zu halten. Bestes Beispiel: der kostenlose E-Mail-Service "Hotmail", den Microsoft im Januar 1998 für 630 Millionen Dollar einkaufte.

Nach Einschätzungen verschiedener Analysten blieb MSN ein Verlustgeschäft. Und das mag der Grund sein, warum Microsoft MSN abstoßen möchte. Auf der anderen Seite wird es sich AT&T sicherlich zweimal überlegen, den angeschlagenen Internet- Dienstleister zu übernehmen. Die Firma war bislang noch kein Medienunternehmen und tastet sich erst langsam in diese Sparte voran. Deshalb zögert der Telekommunikationskonzern wohl auch aus Angst, sich die Finger an MSN zu verbrennen.