VAW Aluminium peilt das Gesamtoptimum an

14.03.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Der Master Planner führt auf der Produktgruppenebene dreierlei Informationen zusammen: die Kapazitätsdaten, die er von den einzelnen Produktionsstätten erhält, den potenziellen Marktbedarf und die vom Management definierten Geschäftsregeln - beispielsweise, welche Produkte vom Standpunkt der Profitabilität bevorzugt zu behandeln sind. Hieraus bildet er den optimalen beziehungsweise bestmöglichen („machbaren“) Absatzplan, den er an das Demand-Fulfillment-Modul weiterleitet. Zudem werden die Daten für die Planung des Rohmaterialbedarfs verwendet.

Heute ginge die Produktwahl knapper aus

Innerhalb der Produktionsstandorte sorgt der Factory Planner für die tagesaktuelle Ablaufplanung und eine möglichst hohe Maschinenauslastung. Wo sich der Master-Planner- und der Factory-Planner-Zyklus überschneiden, stößt noch ein dritter Planungskreislauf dazu: Er speist sich aus den betriebswirtschaftlichen Standardanwendungen - hier führt VAW gerade SAP R/3 ein - und versorgt seinerseits den Factory Planner und das Demand Fulfillment mit konkreten Kundenaufträgen.

Das Demand Fulfillment gleicht die Auftragsdaten mit den Informationen aus dem Master Planner ab, so dass VAW verbindliche, zumindest auf eine Woche genaue Lieferzusagen geben kann. Im Fachjargon heißt das Ziel „Available to Promise“ oder kurz: ATP. Außerdem meldet das Softwaremodul seine Ergebnisse demnächst in die Auftragsverwaltung unter R/3 zurück, die als allein verbindlich gilt.

Das Projekt wurde selbstverständlich nicht von der Informationstechnik, sondern von den Planungsfachleuten des Business-Segments Rolled Products initiiert und vorangetrieben. Aber spätestens bei der Produktauswahl waren Quitmann und seine Mitarbeiter gefragt.

Seit mindestens zwei Jahren drängt die SAP AG mit eigenen Planungswerkzeugen auf den Markt. Doch als VAW Aluminium die Entscheidung für die technische Basis seiner Supply-Chain-Planung traf, hatte das größte deutsche Softwareunternehmen außerhalb der ERP-Welt erst Ansätze zu bieten. Und als VAW die drei deutschen Walzwerke des US-amerikanischen Mitbewerbers Reynolds übernahm, erreichten die vernetzten Prozesse des Aluminiumkonzerns einen Grad an Komplexität, der „ein Verbesserungspotenzial“ der Logistikprozesse offenbarte, wie Quitmann es ausdrückt. Die i2-Produkte setzten sich damals nicht nur gegen das erst rudimentär verfügbare „Advanced Planning and Optimization“ (APO) der SAP, sondern auch gegen die Angebote zweier Mitbewerber durch, die der IT-Experte nicht namentlich nennen möchte. Heute würde die Wahl seiner Ansicht nach „knapper ausgehen“. SAP habe