Zweikampf im Markt für Web-Server

US-Anwender: Gates-Company wird wohl Netscape übertrumpfen

02.08.1996

"Diese Untersuchung hat nichts mit Marktanteilen oder ausgelieferten Stückzahlen zu tun", protestiert zu Recht Srivat Sampath, Vice-President Server-Marketing bei Netscape. Tatsächlich hat die von der Research Division der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" durchgeführte Studie 681 IS-Manager lediglich danach gefragt, welchem Anbieter sie in Zukunft ihr Vertrauen schenken werden. Hierbei hat sich gezeigt, daß Microsoft im Zeitraum von April bis Juni einen überraschenden Prestigezuwachs verbuchen konnte. Rund 30 Prozent bezeichneten Microsoft als ihren künftigen Lieferanten. Noch vor drei Monaten standen die Quoten 40 Prozent zu 18 Prozent zugunsten von Nestscape.

Nach Angaben von Netscape-Manager Rich Mikita benutzen 92 von 100 amerikanischen Großunternehmen die Server seines Unternehmens. Wenn die Anwender bei ihren Plänen dennoch Microsoft den Vorzug zu geben scheinen, so liege das an der Fähigkeit der Redmonder Marketiers, ihren Produkten immer wieder große Publizität zu verschaffen.

Tatsächlich ist im Zeitraum der "Computerworld"-Befragung die Studie der Microsoft-nahen Zona Research erschienen, in der Microsoft trotz des geringen Marktanteils neben Netscape zum Branchenführer stilisiert wird. Auch die bei vielen IS-Managern aufliegende Fachzeitschrift "Datamation" hat ihre Mai-Ausgabe mit einer "Battle for the Internet Infrastructure" aufgemacht, die ebenfalls nur zwischen den beiden Kontrahenten ausgetragen wird.

Solche Berichte scheinen Wirkung zu zeigen. "Es sieht so aus, als ob Microsoft und Netscape das Rennen um das Web-Server-Geschäft unter sich ausmachen werden", resümiert verblüfft der bei "Computerworld" für die Studie zuständige Senior Vice-President David Moschella. Ihm ist völlig klar, daß der Web-Server-Markt bislang vor allem von Unix-Produkten dominiert wird. Daß die Erzeugnisse von Apache (33 Prozent der installierten Server) und NCSA (21,8 Prozent) bei den Antworten so gut wie keine Rolle spielten, erklärt er damit, daß es sich hierbei um kostenlose Software handelt. Nach seinen Erfahrungen ziehen die Anwender in Unternehmen jedoch Produkte kommerzieller Anbieter vor. Allerdings wird auch Microsofts Web-Server ohne Aufpreis mit Windows NT ausgeliefert.

Mit Vorsicht nehmen die Marktforscher von IDC die Umfage auf. Untersuchungen, die vor allem den Kenntnisstand der Anwender abfragen, seien eigentlich nur hilfreich, wenn es darum geht, frühzeitig vielversprechende Newcomer zu entdecken. Ein Sieger lasse sich auf diese Weise nicht herausfinden.