Ultra Mobile: Je kleiner, desto feiner

19.02.2008
Kleine Notebooks liegen im Trend. Oft sind sie auch noch billig, was sie zu einem idealen Zweit-PC macht. Doch nicht alles, was winzig ist, hat auch einen kleinen Preis. Zudem weisen die Geräte Unterschiede bei der Leistung auf.

Die Hardwareindustrie hat sich in den vergangenen Jahren schwergetan, neue Formfaktoren im Markt zu etablieren. Neben den "Klassikern" Desktop und Notebook war kaum Platz für weitere Geräte, denn die Nachfrage an den Randsegmenten blieb arg limitiert. Bestes (und immer wieder verwendetes) Beispiel ist der Tablet-PC, der zwar das Interesse einiger Anwender weckte, dies jedoch nie in einen Erfolg auf breiter Front ummünzen konnte.

Vor zwei Jahren schickte sich die Industrie an, mit so genannten Ultra Mobile PCs (UMPCs) bei den Kunden einen neuen Bedarf zu wecken - anfangs mit eher bescheidenem Erfolg. Das hat sich inzwischen geändert, die Minis liegen inzwischen voll im Trend. Samsung präsentiert aktuell den technisch stark verbesserten UMPC "Q1 Ultra", der seiner Zeit und den Konkurrenzprodukten voraus war. Die Rechner finden sich noch auf der Website von Samsung zu Preisen von 1300 beziehungsweise 1400 Euro. Auf Nachfrage gab Samsung an, dass pro Monat rund 2000 bis 2500 UMPCs verkauft werden - europaweit. Die Luft, so scheint es, ist raus aus dem teuren UMPC-Konzept. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass viele (taiwanische) Anbieter inzwischen unter der (von Intel entworfenen) Flagge "Mobile Internet Device" (MID) durch den Markt segeln. Hier offenbart sich auch der prägnant vermarktete Nutzen der Hardwaregattung: jederzeit an jedem Ort (mit WLAN- oder UMTS) auf das Internet zugreifen können.

Ausgelöst wurde der Trend zu billigen Notebooks durch das Projekt "One Laptop per Child" (OLPC), forciert wurde die Entwicklung durch den taiwanischen Hersteller Asus und dessen "Eee PC"- ein kleines Notebook mit Mini-Screen unter Linux für 300 Euro. Hier kann man inzwischen getrost von einem Hype sprechen.

Kleinstrechner werden die erwachsenen Arbeitsgeräte zwar nicht ablösen, aber sie haben immerhin das Zeug dazu, eine neue Hardwareklasse im Markt zu etablieren. Zudem geben sie einigen taiwanischen Herstellern die Gelegenheit, aus dem Schatten der etablierten Hardwerker zu treten, die sie sonst nur beliefern - von den klassischen IT-Ausrüstern kommt in dem Segment nämlich nicht viel.

Acer

Erst gab sich Acer bezüglich eines Billig-Notebooks zurückhaltend, nun wollen die Taiwaner doch in die gleiche vielversprechende Kerbe wie Asus hauen. Asiatischen Presseberichten zufolge arbeitet der Konzern an einem Minigerät, das im zweiten oder dritten Quartal auf den Markt kommen soll. Das Notebook soll über einen sieben bis neun Zoll großen Bildschirm verfügen und etwa 320 Dollar kosten. Ei-ne Kannibalisierung der "großen" Modelle wird nicht befürchtet, stattdessen will Acer neue Märkte beliefern - Kinder und Schwellenländer. Damit bildet das Unternehmen indes keine Ausnahme. Ob Acer bereits eine Vorserie in Hannover zeigt, war bis Redkationsschluss nicht klar.

Asus

Die Eee PCs von Asus sind die Pioniere des Trends - über sie wurde allerorten umfassend berichtet. Zwei Eee-PC-Eckdaten prägen das Marktsegment: das Display (nur sieben Zoll) und der Preis (nur 299 Euro). Alle anderen Geräte müssen sich daran messen lassen.

E-Lead

Mit dem "Noahpad" will der Automobilzulieferer E-Lead Electronics auf den Markt kommen. Der Rechner soll rund 300 Euro kosten und (optional aufgerüstet) als Navigator für das Auto, als Begleiter beim Joggen, als digitaler Bilderrahmen auf dem Sideboard oder als Internet-Zugangsgerät auf dem Sofa dienen. Die Tastatur des Noahpad besteht aus zwei Touchpads, die sich auch als QWERTY-Tastatur ansprechen lassen. Dadurch sei der Noahpad kleiner als der Eee PC, betont E-Lead. Mit den Touchpads wird auch der Cursor gesteuert. Das Sieben-Zoll-Display soll mit seiner "Virtual Screen Technology" das Sichtfeld eines Zehn-Zöllers bieten und verfügt über eine Auflösung von 1024 mal 768 Bildpunkten. Zudem lässt sich das Display wie bei einem Convertible-Tablet nach hinten klappen. Weitere Daten: 800 Gramm, 30-GB-Festplatte, Mikrofon und Lautsprecher. Der Prozessor ist ein "VIA Eden C7", als Betriebssysteme kommen Ubuntu 7.10 und eine Windows XP-Version in Frage.

Gigabyte

Die taiwanische Firma Gigabyte ist in der Geräteklasse weit vorn, auch wenn Asus die meisten Lorbeeren eingeheimst hat. Gigabytes "U60" ist bereits seit Herbst 2007 auf dem Markt. Mit einem Touch-Display von 6,5 Zoll und einer QWERTY-Schiebetastatur macht das Windows-XP-Notebook eine schlanke Figur. Die Festplatte fasst 30 GB, ein Kartensteckplatz ist ebenfalls vorhanden. Die optionale Docking-Station ist in dieser Geräteklasse selten - ganz im Gegensatz zum Via-Chip "C7-M", der in diesem Modell leider nur mit 1 Gigahertz getaktet ist. Die 768 MB Arbeitsspeicher können nicht aufgerüstet werden. Docking-Station und ein GPS-Modul kosten jeweils knapp 100 Euro, das 700 Gramm leichte Notebook ist für den empfohlenen Preis von 888 Euro zu haben.

HTC

Der Smartphone-Hersteller HTC ist die Wertschöpfungskette hinaufgeklettert und wie viele andere Anbieter ebenfalls bei einem Sieben-Zoll-Bildschirm (Touchscreen) angekommen. Sein "HTC Shift" ist ein Mini-Computer, beherrscht Push-E-Mail, wiegt 800 Gramm und verfügt - bei einem Handy-Hersteller eigentlich kein Wunder - über HSDPA. Bluetooth und WLAN sind ebenfalls integriert. Laut Hersteller hält die Batterie "bis zu" zwei Tage im Standby-Modus durch, womit sich der Shift zwischen Handy und Notebook einordnet. Der Preis ist mit 1169 Euro bei Amazon indes alles andere als mini. Lieferbar ist das Gerät dort ab 24. März.

Interessant ist die Auslegung des Shift als Dual-Mode-Modell mit zwei Betriebssystemen. Hier kann sich der User je nach Nutzung zwischen Windows Vista und Windows Mobile 6.0 entscheiden. Wird lediglich der Zugriff auf Kontakte oder E-Mails benötigt, startet die energiesparende mobile Windows-Variante, wodurch die Akkulaufzeit verlängert wird. Um den Betrieb von Vista kümmert sich die aktuelle MID-Hardware von Intel mit einer CPU mit 800 Megahertz Takt; Windows Mobile hingegen wird durch einen ARM-Chip mit 400 Megahertz Taktfrequenz zum Laufen gebracht. Die beiden Betriebssysteme sind jedoch nicht völlig getrennt - Dokumente sowie Kontaktdaten werden synchronisiert.

Maxdata

Der heimische PC-Hersteller Maxdata stellt unter seiner Marke Belinea das "s.book 1" vor. Das Mini-Notebook bringt rund 1,1 Kilogramm auf die Waage und verfügt über ein Sieben-Zoll-Display, das mit einer Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten arbeitet und gleichzeitig als Touchscreen dient. Als Prozessor verbaut Maxdata einen "VIA C7-M" mit 1,7 Gigahertz, dem 1 GB Arbeitsspeicher zur Seite steht. Daten finden auf einer 1,8-Zoll-Festplatte mit 80 GB Kapazität Platz, ein optisches Laufwerk fehlt. An Schnittstellen werden WLAN (802.11a/b/g), Bluetooth 2.0, DVI, LAN und Audioausgänge geboten. Laut Maxdata reicht eine Akkuladung für rund vier Stunden Betrieb. Als Betriebssystem ist Windows XP Professional vorinstalliert. Der Preis für das s.book 1 beträgt rund 800 Euro.

MSI

Die vor allem Insidern und Elektronikfreunden bekannte Firma MSI möchte Asus mit einem eigenen Low-Budget-Notebook in die Parade fahren. Dies kündigte zumindest MSI-Chairman Joseph Hsu laut eines Berichts im Branchenportal "Digitimes" an. Statt eines Sieben-Zoll-Bildschirms setzt MSI auf augenschonende zehn Zoll, die technische Basis bilden Intels "945GSE"-Chipsatz und eine "Diamondville"-CPU (45 Nanometer). Das Mini-Notebook soll zwischen Mitte und Ende des Jahres ausgeliefert werden.

Packard Bell

Auch Acers neue EU-Tochter Packard Bell besetzt die Formfaktor-Nische, in die Asus mit dem Eee PC vorgedrungen ist: Der Winzling "Easynote XS" (mit dem schönen Codenamen "Pegasus") bietet ein Sieben-Zoll-Display, allerdings ist das Gerät schwarz statt weiß. Dafür ist das Notebook (derzeit im niederländischen Online-Shop) mit 599 Euro auch doppelt so teuer wie der Pionier - nicht ohne Grund: Packard Bell verwendet Windows XP Home als Betriebssystem und Office-Software für die Arbeit. Daher musste statt des SSD-Speichers auch eine richtige Festplatte im Gehäuse untergebracht werden, auf die 30 GB Daten passen. Der "VIA-C7"-Prozessor bietet 1,2 Gigahertz, ein GB Ar-beitsspeicher ist mit an Bord. Summa summarum wiegt das Mini-Notebook 950 Gramm. (ajf)