DEC wirbt mit Zukunftsplanung für seine Technologie

Übernahme durch Compaq soll Alphas Erfolg nicht verhindern

06.03.1998

Im April will DEC detaillierte Angaben zu der sogenannten Roadmap, also zu den Produkten machen, die von dem Unternehmen für die kommenden Monate und Jahre zu erwarten sind. Danach wird DEC im Mai 1998 beginnen, die dritte Generation der Alpha-Prozessoren auszuliefern. Diese Bausteine firmieren unter der Bezeichnung "21264" beziehungsweise "EV6". Im Februar 1992 hatte DEC mit dem "21064" die erste Alpha-Chip-Generation präsentiert.

DEC-Pendant zu Intels Merced nur halb so groß

Im Dezember soll eine "EV67"-Variante folgen, die in 0,25 Mikrometer Strukturbreite angelegt ist und Taktraten von bis zu 800 Megahertz realisiert. Etwa ein Jahr später werde dann mit dem "EV68" ein erstes, kleineres Pendant zu Intels 64-Bit-Prozessor "Merced", also der IA-64-Architektur, folgen. Wie der Intel-Chip besitzt auch die DEC-CPU eine Strukturbreite von 0,18 Mikrometern. Er ist aber laut Don Jenkins, Director des Unix-Business-Segments bei DEC, nur halb so groß wie die Merced-CPU. Der EV68 wird laut Digital-Aussagen der erste Prozessor sein, der Taktraten jenseits der Gigahertz-Schallmauer möglich machen soll (siehe Seite 41).

In die folgende "EV7"-Prozessorgeneration, offiziell als 21364-Baureihe geführt, soll ferner bereits in der Schaltkreislogik die Unterstützung für Numa-Systeme implementiert sein. Bei dieser unter anderem von Sequent und Data General propagierten Non Unified Memory Architecture handelt es sich um eine Möglichkeit, symmetrische Multiprocessing-(SMP-)Rechnerverbünde effektiver auszubauen. Bisherige SMP-Maschinen sind - zumindest unter Windows NT oder Open VMS - nur mäßig skalierbar. Diese Betriebssystem-bedingte Schwäche läßt sich durch Numa-Implementierungen in gewissem Maße ausgleichen.

Schließlich will DEC in der "EV8"-Technologieabfolge (oder "21464", also der fünften Alpha-Generation) eine Unterstützung für symmetrisches Multithreading anbieten.

Auch bei den Komplettsystemen geht Digital in Vorlage: Zum Jahresende werde das bereits angekündigte Multiprozessor-System "Wildfire" auf den Markt kommen. Hierbei handelt es sich um eine Maschine mit 32 der 21264-Prozessoren. Wildfire-SMP-Rechner lassen sich zu mehreren Clustern koppeln. So können, sagt DEC, Rechnerverbünde mit bis zu 1000 Prozessoren konfiguriert werden. Wildfire-Komplexe laufen unter Open VMS, Digital Unix und auch unter Windows NT.

DEC-Vice-President Wes Melling präsentierte auf einem Analystentreffen von Digital darüber hinaus eine Overhead-Folie, die zeigte, wie das Technologieunternehmen aus Maynard glaubt, Windows NT von einer gravierenden inhärenten Schwäche zu befreien: der mangelhaften Skalierfähigkeit. "Galaxy on NT" lautet das Zauberwort.

Galaxy soll die technologische Grundlage bieten, um Micro-softs NT-Betriebssystem auf 32- beziehungsweise 64-Prozessor-Systemen laufen zu lassen. Digital geht davon aus, daß diese Technologie 1999 zur Verfügung stehen wird.