Arbeiten in Istanbul

Türkischer IT-Nachwuchs steuert SAP-Projekte

29.09.2012
Von 
Manfred Buchner ist Journalist in Berlin.
Der deutsche IT-Dienstleister BTC betreibt erfolgreich seine Istanbuler Niederlassung, die sich auf SAP-Projekte spezialisiert hat. Dank eines engagierten IT-Nachwuchses steigt die Zahl der Neuinstallationen schnell.

Zum Fastenbrechen während des Ramadans hat Bülent Uzuner, Vorstandsvorsitzender der BTC Business Technology Consulting AG mit Sitz in Oldenburg, seine Mitarbeiter eingeladen. Gekommen sind rund 30 bis 35 Personen. "Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir gemeinsam den abendlichen Abschluss eines Fastentages gefeiert", erzählt der IT-Manager.

BTC (im Bild Vorstandsvorsitzender Bülent Uzuner) beschäftigt unternehmensweit Mitarbeiter aus 20 Ländern.
BTC (im Bild Vorstandsvorsitzender Bülent Uzuner) beschäftigt unternehmensweit Mitarbeiter aus 20 Ländern.
Foto: BTC

Die Vorstandsinitiative ist eine von mehreren Aktivitäten, mit denen das IT-Consulting-Haus die interkulturelle Zusammenarbeit fördert. "Unsere Unternehmenskultur basiert auf Fairness, Wertschätzung und Gleichbehandlung", betont Uzuner und fügt hinzu: "Menschen mit Wurzeln in anderen Kulturen sind ebenfalls herzlich willkommen."

Mit Niederlassungen in der Schweiz, der Türkei, Polen und Japan beschäftigt BTC mehr als 1800 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist Partner von SAP und Microsoft. In der Türkei ist die Tochterfirma BTC Bilisim Hizmetleri A. S. aktiv. Dabei handelt es sich um einen der größten SAP-Partner im türkischen Markt mit Projekten in vielen Branchen, vor allem in der Energiewirtschaft, der Produktion und dem Handel. In der Türkei sind derzeit knapp 100 Mitarbeiter angestellt. Im türkischen Markt ist BTC seit 2005 vertreten. Damals stiegen die deutschen SAP-Spezialisten in das Beratungsunternehmen Ekonum ein und wurden SAP-Anbieter in der Türkei. Seit 2009 gehört das Unternehmen zu 100 Prozent zu BTC.

Türkische IT wächst rasant

Der türkische Markt boomt. Ein wichtiger Grund dafür ist der Reformprozess, in dem sich das Land seit 2001 befindet. Er wird von einer dynamisch wachsenden Wirtschaft begleitet. Zwar ging in der Türkei 2009 das Bruttoinlandsprodukt um 4,7 Prozent zurück, doch wurde bereits im Jahr darauf wieder ein Plus von 8,9 und im Jahr 2011 von 8,5 Prozent erzielt. Mit einem Durchschnittsalter von 29,7 Jahren ist die Türkei sehr jung. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Altersdurchschnitt bei 44,2 Jahren. Die Zahl der Studierenden in der Türkei nimmt entsprechend stark zu. So gab es 2009/10 mit 3,32 Millionen Personen erstmals mehr Studierende als in Deutschland (3,14 Millionen). Für Nachschub sorgen die 85 staatlichen Hochschulen und 30 Stiftungshochschulen. Sie sind der Grund dafür, dass es keinen Mangel an IT-Fachkräften gibt. "Aber dennoch ist es auch in der Türkei nicht ganz einfach, die passenden Experten zu finden", sagt Firmenchef Uzuner. "Das liegt vor allem an der zusätzlichen Praxiserfahrung, die oft nötig ist."

Dabei hilft es, dass die IT-Wirtschaft in der Türkei stärker wächst als die volkswirtschaftliche Konjunktur. So liegen die Prognosen für die IT in der Zeit zwischen 2010 und 2014 bei 14 Prozent Zuwachs jährlich. Nach einer Studie von IDC setzen 45 Prozent der Unternehmen SAP-Produkte ein. Acht von zehn Großunternehmen nutzen eine SAP-Lösung.

Özkan Akyildiz: "In der Türkei gibt es deutlich mehr SAP-Einführungen in erheblich kürzerer Zeit als in Deutschland."
Özkan Akyildiz: "In der Türkei gibt es deutlich mehr SAP-Einführungen in erheblich kürzerer Zeit als in Deutschland."
Foto: Privat

Unterscheiden sich SAP-Projekte zwischen Deutschland und der Türkei? "Bis auf zwei Punkte gibt es keine gravierenden Unterschiede. Zum einen sind es deutlich mehr SAP-Ersteinführungen", erklärt Özkan Akyildiz, stellvertretender Geschäftsführer der türkischen BTC-Tochter, "zum anderen sind die Einführungszeiten wesentlich kürzer als in Deutschland." Die große Zahl an SAP-Neuinstallationen verdankt sich der wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei: "Früher fehlte der klassische Mittelstand, viele Betriebe waren zu klein. Jetzt wachsen die Firmen, erreichen eine gewisse Größe und organisieren sich immer häufiger mit SAP."