Tria IT-Solutions AG: Ein IT-Serviceanbieter tanzt auf vielen Hochzeiten

09.10.2001
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Fehlgeschlagene Corporate-Venture-Aktivitäten und kontinuierlich sinkende Margen sind zwei Gründe für den Kursverfall der Aktie der Tria IT-Solutions AG. Auch das Produktangebot des Münchner IT-Serviceanbieters ist - verglichen mit der Größe der Firma - sehr diversifiziert. Andrea Goder, freie Journalistin in München, nahm Tria Anfang September für die COMPUTERWOCHE unter die Lupe.

Um die Münchner Tria AG ist es in den letzten Monaten still geworden. Das Neue-Markt-Unternehmen, das im letzten Jahr 20 Adhoc-Meldungen schaltete, hat - von Pflichtmitteilungen abgesehen - seinen Aktionären nur mehr wenig mitzuteilen. Als eine der wenigen Firmen an Frankfurts Wachstumsbörse verzichteten die beiden Vorstände Richard Hofbauer (CEO) und Bernhard Schmid in diesem Jahr selbst auf eine Bilanz-Pressekonferenz. Intakt dagegen ist seit Monaten der Abwärtstrend der Aktie - und das trotz des ausschließlich positiven Nachrichtenstroms aus dem Unternehmen. Der Wert notiert mittlerweile unter zwei Euro und liegt damit mehr als 80 Prozent unter dem Emissionspreis.

   Ein Grund für den stetigen Umsatzanstieg ist die Übernahmestrategie: Tria hat allein im vergangenen Jahr sieben Firmen geschluckt.  
   Ein Grund für den stetigen Umsatzanstieg ist die Übernahmestrategie: Tria hat allein im vergangenen Jahr sieben Firmen geschluckt.  

Auch die vor kurzem vorgelegten Halbjahreszahlen konnten den Kurs nicht beflügeln. In den ersten sechs Monaten dieses Geschäftsjahres steigerten die bayerischen Serviceanbieter den Umsatz um 3,1 Millionen auf 31,4 Millionen Mark. Mit einem Wachstum von elf Prozent blieb das 275-Mitarbeiter-Unternehmen allerdings hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Verglichen mit dem vorausgehenden Quartal (15,5 Millionen Mark) stagnierten im zweiten Quartal 2001 die Einnahmen (15,9 Millionen Mark). Erneut rückläufig entwickelten sich auch die Margen - und das im dritten Jahr in Folge. Lag der Nettogewinn im ersten Halbjahr 2000 noch bei 927 000 Mark (3,3 Prozent Rendite), verschlechterte sich das Ergebnis im aktuellen Berichtszeitraum auf 516 000 Mark (1,6 Prozent). Im Jahr 2000 hatte die Nettomarge noch 2,6 Prozent betragen.

Seit dem IPO im April 1999 haben die Münchner ihre Gewinnprognosen wiederholt verfehlt. Die Planunterschreitungen wurden dennoch als Erfolge gefeiert, was in Boom-Zeiten des Neuen Marktes nicht weiter auffiel. "Im Vergleich zum Branchendurchschnitt" sei Tria ein "deutlicher Outperformer" und einer "der profitabelsten IT-Werte am Neuen Markt", so der stereotype Tenor in den Adhoc-Mitteilungen.

Finanzexperten teilen diese Einschätzung nicht unbedingt. Für die Analysten der Hypo-Vereinsbank ist der Titel selbst auf dem derzeit niedrigen Kursniveau überbewertet. Fakt ist: Die Tria-Aktie ist teurer als SAP SI oder vergleichbare Unternehmen, arbeitet aber weniger profitabel. Die Anlageempfehlung der Münchner Bank, die beim Börsengang im Konsortium vertreten war und laut Vorstand Schmid auch heute noch einer der größten Kunden ist, lautet deshalb: "Sell". Als "spekulativ interessant" sehen dagegen Analysten der Bayerischen Landesbank das Papier.