Ein Jobverlust kann einen aus der Bahn werfen. Besonders dann, wenn er unvorhergesehen oder gegen den eigenen Willen passiert. Wir haben die Personalberaterin Madeleine Braunwarth von der Schickler Personalberatung um Tipps gebeten, wie Manager diese Herausforderung meistern können.
1. Keine Panik: Das sagt sich leicht, doch man sollte wirklich versuchen, nicht zu emotional auf den Jobverlust zu reagieren. "Auch wenn man nicht selbst kündigt, sondern gehen muss, sollte man nicht panisch werden. Besser überlegt man sich in Ruhe, was man als Nächstes machen möchte", rät Braunwarth.'
2. Die Richtigen ansprechen: Die Jobsuche ist ein guter Moment, um eine Richtungsbestimmung vorzunehmen: "Sobald man vom Jobverlust weiß, sollte man sich überlegen, in welche Richtung es gehen soll. Nicht nur in Bezug auf die Tätigkeit, sondern zum Beispiel auch auf den Standort. Steht die Entscheidung, schaut man, wie man dort hinkommt", so Braunwarth. Möchte man wieder in einem ähnlichen Job arbeiten, sei das Netzwerk oft besonders hilfreich. Bei einem Richtungswechsel könnten zum Beispiel Outplacement- und Personalberater unterstützen. Hier sollte man darauf achten, dass die eigenen Unterlagen nur dann weitergegeben werden, wenn man zugestimmt hat. Doch Braunwarth rät zum richtigen Maß: "Die Ansprache des eigenen Netzwerkes und der Berater sollte man immer mit Augenmaß verfolgen und sich nicht anbieten wie Sauerbier."
3. Unterlagen aktualisieren: Einen Jobverlust zu unterschlagen ist der falsche Weg. Hat man eine Tätigkeit im Mai 2013 beendet, sollte dieses Enddatum auch genau so in der tabellarischen Auflistung im Lebenslauf enthalten sein. "Die Daten im Lebenslauf sollten korrekt sein. Gerade bei einer Umfirmierung oder Schließung könnte man im Lebenslauf oder im Anschreiben eine kleine Notiz ergänzen, die dies erklärt", empfiehlt Braunwarth. Doch ausführlicher würde sie in den Unterlagen nicht auf die Gründe eingehen, dafür eignet sich ein Gespräch besser.
- Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein. - Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe. - Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst. - Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint. - Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung. - Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten. - Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten. - Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist. - Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten. - Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. - Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater. - Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis. - Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen. - Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich. - Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde. - Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen. - Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung. - Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker. - Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu. - Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!
4. Soziale Netzwerke aktuell halten: Was für die Daten im Lebenslauf gilt, betrifft ebenso Xing oder die Arbeitgeberangabe auf Facebook. Deshalb sollte man auch dort die eigenen Profilseiten aktuell halten. "Hier würde ich immer darauf achten, die Veränderung nicht als Verlust sondern als Neuorientierung darzustellen", so der Rat von Madeleine Braunwarth.
5. Vorsicht bei E-Mails: Dem eigenen Netzwerk würde die Personalberaterin die Neuigkeit des Jobverlusts nicht per Mail mitteilen. Unter anderem auch deshalb, weil diese Mail dann vielleicht an Dritte weitergeleitet wird. "Besser ist es, den wichtigen Kontakten am Telefon oder persönlich von den Neuigkeiten zu berichten. Alle anderen erfahren es zum Beispiel über Xing", so Braunwarth.
6. Fachkarriere schadet nicht: Den nächsten Karriereschritt nach einem Jobverlust sollte man nicht an den Erwartungen der anderen oder Karriereempfehlungen ausrichten. Im Mittelpunkt sollten die eigenen Wünsche stehen, auch wenn man sich damit gegen erneute Führungsverantwortung und für eine Fachlaufbahn entscheidet. "Ich würde es nicht als Rückschritt bezeichnen, für den neuen Job die Führungsverantwortung abzugeben. Eine Fachkarriere kann durchaus anspruchsvoller sein als eine Position mit Führungsverantwortung. Wichtig ist, was man selbst möchte", sagt Braunwarth.
7. Neue Wege: Selbstständigkeit, Beratungstätigkeiten oder Interimsverträge würden der Karriere nicht schaden. Im Gegenteil. "Das Engagement verdeutlicht, dass jemand Initiative zeigt und nicht stagniert. Außerdem knüpft man neue Kontakte und erweitert so sein Netzwerk. Manager aus einer Linienfunktion begegnen so ganz neuen Herausforderungen und können sich weiterentwickeln", so Braunwarth. Sie habe bereits Kandidaten erlebt, die dann entschieden haben, dass sie gar nicht mehr in die Festanstellung möchten.