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Tauschbörsen nutzen: mal legal, mal ein Verbrechen

01.04.2004

Ein Komitee des amerikanischen Repräsentantenhauses hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der deutlich schärfere Strafen für die Nutzer von Online-Tauschbörsen vorsieht als die bislang geltenden Regelungen. Der PDEA (Piracy Deterence and Education Act) wird von US-Medien als Ergebnis monatelanger Lobby-Arbeit seitens der Musikindustrie gewertet.

Unter anderem sollen die Behörden in Zukunft nicht mehr nachweisen müssen, dass Dateien tatsächlich über eine Tauschbörse auf den Rechner geladen wurden. Um Klage gegen Anwender einzureichen, genügt es demnach bereits, wenn sich auf deren Rechner ein öffentliches Verzeichnis einer Tauschbörsensoftware befindet, in dem urheberrechtlich geschützte Dateien abgelegt sind.

Anders entwickelt sich die Debatte zurzeit in Kanada. Mitte Februar vom kanadischen Branchenverband CRIA (Canadian Recording Industry Association) gegen Tauschbörsennutzer eingereichte Klagen (Computerwoche.de berichtete) wies das Federal Court of Canada nun zurück. Urheberrechtlich geschützte Werke über P2P-Dienste (Peer to Peer) zur Verfügung zu stellen sei in Kanada legal, heißt es in der Begründung des Richters. Er verglich den Tausch von Musikdateien via Internet mit dem Kopieren von Büchern auf Fotokopierern in öffentlichen Bibliotheken. Ein wesentlicher Unterschied zwischen einer mit urheberrechtlich geschützten Werken gefüllten Bibliothek und einem Computer, der Material über P2P-Software bereitstelle, sei nicht festzustellen. Richard Pfohl, Anwalt der CRIA, will den Entscheid prüfen und

strebt eine Wiederaufnahme des Verfahrens an.

Das unter anderem von der CRIA vertretene britische Musik-Label EMI hat unterdessen den Abbau von 1500 Arbeitsplätzen sowie die Aufgabe der eigenen CD- und DVD-Produktion angekündigt. Außerdem will sich das Unternehmen, das unter anderem Bands wie die Rolling Stones und Coldplay sowie die Grammy-Preisträgerin Norah Jones unter Vertrag hat, von mehreren Künstlern trennen.

Die Briten wollen unter anderem ihre Produktionsstätte im US-Bundesstaat Illinois schließen und ihre Fertigung in den Niederlanden an eine andere Firma auslagern, berichtet das "Wall Street Journal". Damit sollen jährlich mindestens 75 Millionen Euro gespart werden. An Kosten erwartet EMI im Geschäftsjahr 2003/2004 rund 112 Millionen Euro in bar sowie weitere Belastungen von über 120 Millionen Euro, unter anderem als Folge von Abschreibungen. (lex)