Integrations-Middleware soll im Oktober ausgeliefert werden

Sybase-Datenbank Adaptive Server beherrscht das Row-Level-Locking

16.10.1998

"Wir hatten in der Vergangenheit gewisse Schwierigkeiten, Kunden unser Produktsortiment zu verdeutlichen", nennt Mitchell Kertzman, Chairman des Datenbankers aus Emeryville, Kalifornien, einen Grund für die desolate wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr (siehe CW 31/98, Seite 37). Nach Entlassungen, einer Konsolidierung des Produktsortiments und der Festlegung auf klare Zielmärkte verfolgt Sybase, wie Kertzman auf der diesjährigen Sybase-Anwenderkonferenz in Hamburg sagte, nun wieder eine präzise Strategie. Sybase werde sich künftig verstärkt bei eingebetteten Systemen für Palmtops und Pagers, mobilen Datenbanken für Laptops und Data-Warehouse-Lösungen engagieren. Dazu gehören die Datenbankversionen "Adaptive Server Anywhere for Palm Pilot" sowie "Adaptive Server Anywhere for Windows CE". Zugpferd bleibe jedoch die Enterprise-Lösung Adaptive Server Enterprise, deren Version 11.9.2 dieser Tage zur Verfügung gestellt wird.

Erstmals erhalten Anwender mit dem neuen Release der Unternehmensdatenbank die Auswahl zwischen drei unterschiedlichen Locking-Verfahren: Mit "Data-Page-Locking" können Anwender komplette Seiten sperren. Mit "All-Page-Locking" - dem bis dato verwendeten Sperrmechanismus der Sybase-Datenbank - lassen sich sowohl Daten-Pages als auch Indices blockieren. Neu ist die Möglichkeit, nun auch klassisches Row-Level-Locking zu verwenden. Dabei werden nicht die kompletten Seiten, sondern lediglich einzelne Tabellen gesperrt. Diese Art von Locking-Funktionalität, die sich bei Konkurrenten wie Oracle und Informix längst durchgesetzt hat, soll in Kürze auch bei Microsoft verfügbar sein. Sie bildet die Voraussetzung, um Software für das Enterprise Resource Planning (ERP) von Peoplesoft und Baan sowie für SAPs R/3 einzusetzen.

Ferner stellt Sybase innerhalb des Updates einen "Logical Pro- cess Manager" (LPM) vor. Das Modul erlaubt es, CPU-Ressourcen individuellen Applikationen zuzuweisen. Damit lassen sich laut Kertzman die einzelnen Arbeitsschritte nach Priorität ordnen, um zeitkritische Applikationen zu beschleunigen. Darüber hinaus können Datenbankobjekten mit Hilfe eines "Logical Memory Managers" (LMM) beliebig viele Caches zugewiesen werden - ein Verfahren, das mehr Tempo im Zugriff auf wichtige Daten bringen soll.

Der effektiveren Unterstützung von symmetrischen Multiprozessor-Systemen (SMP) dient nun eine interne Parallelisierung. So ist es etwa möglich, in SMP-Umgebungen gleichzeitig Daten zu sortieren und nach anderen zu suchen, um so die Performance zu steigern. Ferner lassen sich mehrere Datenbank-Engines innerhalb von SMP-Systemen auf verteilten Rechnern positionieren. Mit "Sybase Central", stellt der Hersteller zudem ein grafisches GUI für die einfachere Installation und die Konfiguration der Datenbank zur Verfügung.

Neben dem klassischen Datenbank-Business streckt Sybase neuerdings offensichtlich auch die Fühler nach dem Middleware-Markt aus. Noch in diesem Monat will der Hersteller zwei Integrations- und Replikationstechnologien für verteilte DV- und Mainframe Umgebungen ausliefern. Unter der Bezeichnung Enterprise Connect präsentiert der Anbieter eine Technik für verteilte Umgebungen, mit der sich Daten aus heterogenen Quellen inklusive Oracle, Informix, MVS und VSAM vereinen und anschließend beliebig verteilen lassen. Gleichzeitig präsentiert Sybase mit Mainframe Connect ein ähnliches Tool für den dynamischen SQL-Zugriff auf Mainframe-Daten. Der Host agiert dabei als Datenbank- oder Application-Server. Mit "Enterprise Data Studio" offeriert der Hersteller zudem ein integriertes Produktset für verteilte Umgebungen. Das Sortiment besteht aus der Datenbank Adaptive Server Enterprise 11.9.2, Replikationswerkzeugen und Integrations- sowie Zugriffs-Tools.

Im Rahmen des mobilen Datenbankgeschäfts ist Sybase eine strategische Partnerschaft mit 3Com eingegangen. Man will die mobile Datenbank "Adaptive Server Anywhere" als SQL-basierte, relationale Datenbank unter der Bezeichnung Ultra-Lite-Technologie für das Handheld-Gerät "Palm III" und "Palmpilot" von 3Com überarbeiten. Die Mikrodatenbank soll mit einem Speicher von nicht mehr als 50 KB zurechtkommen und eine Zwei-Wege-Synchronisation gewährleisten.