Umfangreiche Ankündigung von Hard- und Software

Sun stemmt sich gegen die Konkurrenz

14.02.2003
MÜNCHEN (CW) - In einem Kraftakt hat Sun Microsystems seine erste Blade-Plattform samt Administrationssoftware und einem passenden Speichersystem, zwei neue Server sowie Preissenkungen quer über das Portfolio angekündigt.

Als letzter der großen IT-Player hat Sun Server mit der ultrakompakten Blade-Architektur angekündigt. Die "Blade Platform B1600" versammelt bis zu 224 Prozessoren in ein Rack der Standardbauhöhe 42U (183,4 Zentimeter). Dabei passen jeweils 16 Blade-Server vertikal auf ein "Intelligent Shelf" genanntes 3U hohes Chassis. Die Besonderheit besteht darin, dass sich zwei Blade-Typen auch auf einem Chassis mischen lassen. Es gibt sowohl Blades mit einem 64-Bit-Sparc-Prozessor als auch mit einer Intel-x86-kompatiblen CPU.

Sparc- und x86-Blades gemischt

Sun hat noch nicht spezifiziert, welcher x86-Chip Verwendung finden wird; es könnten also 32-Bit-Prozessoren von Intel, AMD oder Transmeta sein. Auf dem Sparc-Blade arbeitet eine 650 Megahertz schnelle Ultrasparc-IIi-CPU. Sie wird unterstützt von wahlweise 512 MB, 1 oder 2 GB RAM. Integriert sind Festplatten mit optional 30 oder 40 GB Kapazität, zwei Gigabit-Ethernet- und ein serielles Konsolen-Interface, redundante Stromversorgung und das "Advanced-Lights-Out-Manager"-System.

Das Blade-System lässt sich noch nicht mit Solaris 9 betreiben. Für die Sparc-Blades ist Solaris 8 vorgesehen, während die x86-Blades mit Linux oder Solaris 8 für x86 laufen sollen. Das kleinste Sparc-Blade kostet 1795 Dollar, die Ausstattung mit 1 GB RAM schlägt mit 2045 Dollar, die mit 2 GB Speicher mit 2995 Dollar zu Buche. Der Preis eines Chassis beträgt 4795 Dollar.

Im dritten Quartal 2003 will Sun auch Zwei-Wege-Blades mit dem auf 900 Megahertz getakteten Ultrasparc IIi und möglicherweise einem auf 1,4 Gigahertz getakteten Pentium III auf den Markt bringen. Ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt sollen ein auf bessere Sicherheit zielendes "SSL Accelerator Blade" und ein Load-Balancing-Blade auf den Markt kommen.

Sun geht allerdings davon aus, dass ein Rack normalerweise nicht ausschließlich mit den kompakten Blade-Servern bestückt wird. Vielmehr soll eine typische Blade-Vollkonfiguration aus 160 B1600-Blades auf zehn Intelligent Shelfes plus drei dedizierten Network-Attached-Speicher-Blades bestehen. Letztere hat Sun unter dem Namen "Storage 3310 NAS" vorgestellt. Es handelt sich um 2U hohe Einheiten, die das Rack in voller Breite füllen. In diesen Gehäusen haben bis zu zwölf Raid-Festplatten mit maximal je 73 GB Kapazität Platz. Drei der Speicher-Blades lassen sich direkt miteinander koppeln und bieten dann eine Plattenkapazität von 2,6 TB.

Zur Steuerung des gesamten Rack-Systems aus zwei unterschiedlichen Blade-Typen und dem 3310-Speicher offeriert Sun das erste N1-Produkt, die pro Chassis 3920 Dollar teure "N1 Provisioning Server 3.0 Blades Edition". Während ihrer Installation erkennt die Software die vorhandene Hardware und präsentiert sie grafisch aufbereitet als Ressourcenpool. Spätere Veränderungen an der Hardware, die Einrichtung von Images und die Netzkonfiguration geschehen über dieses Administrations-Tool.

Ebenfalls ein Rack-System, aber nicht so flexibel ausbaubar wie das Blade-Konzept ist eine neue Sun-Maschine der V-Klasse. Die "Sun Fire V1280" birgt bis zu drei Vier-Prozessor-Boards und lässt damit das Vier-Wege-System "V480" und den Acht-CPU-Server "V880" hinter sich. Der neue Rechner basiert auf 900 Megahertz schnellen CPUs des Typs Ultrasparc III+ mit 8 MB L2-Cache und unterstützt 8 bis 96 GB Hauptspeicher. Im 12U (52 Zentimeter) hohen Gehäuse ist Platz für sechs PCI-Slots und 15 SCSI-Platten. Die kleinste Konfiguration mit vier CPUs und 8 GB RAM soll 79 995 Dollar kosten, ein Zwölf-Wege-System mit 96 GB RAM schlägt mit 274995 Dollar zu Buche - beides mit 72 GB Platten.

Sun versucht, den Verkaufshit V880 auch als relativ günstiges Grafiksystem zu platzieren. Dazu gibt es den Rechner mit einem Grafikbeschleuniger "XVR-4000". Die kleinste Kombination aus XVR-Grafiksubsystem und einer V880z mit zwei CPUs, 4 GB RAM und sechs 73-GB-Platten kostet 64995 Dollar. (ls)

Solaris 9 nun doch für Intel-Chips

Sun Microsystems hat die aktuelle Version 9 seines Unix-Derivats "Solaris" für Prozessoren mit x86-Befehlssatz freigegeben. Lange Zeit wollte der Hersteller das Betriebssystem nur für seine eigene Sparc-Architektur ausliefern, bis er dann auf Anwenderdruck im August vergangenen Jahres reagierte und eine Portierung zusagte. Man wolle die Solaris-Reichweite in den hauptsächlich von Windows und Linux beherrschten, acht Milliarden Dollar schweren Markt für Einstiegs-Server ausdehnen, heißt es nun seitens der Sun-Offiziellen. "Solaris 9 x86 Platform Edition" sei deutlich billiger als Windows, enthalte bereits eine Firewall und einen Web-Caching-Server und koste für einen Ein-Prozessor-Rechner 99 Dollar - für den nichtkommerziellen Einsatz ist es umsonst erhältlich. Der Kernel unterstütze mehr als 100 CPUs.