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Sun lässt Java Desktop System einschlafen

29.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vom vor drei Jahren mit viel Pohau angekündigten Linux-Desktop "Java Desktop System" ist bei Sun nicht mehr viel zu hören. JDS werde zwar noch als Produkt weiterexistieren, aber hauptsächlich auf Basis des hauseigenen Betriebssystems Solaris und auf Entwickler abzielend, wie John Loaicone, Executive Vice President of Software, auf der JavaOne gegenüber US-Journalisten erklärte. "Wir werden JDS auf Linux weniger betonen", sagte Suns Softwarechef. "Die Strategie hat sich leicht verändert."

Scott McNealy hatte JDS, seinerzeit noch unter dem Codenamen "Mad Hatter", im Jahr 2002 vorgestellt und seinerzeit behaupt, ein Server (mit Java Enterprise System) und 100 Arbeitsplatzrechner würden damit über fünf Jahre hinweg nur um die 300.000 Dollar kosten und damit deutlich günstiger sein als Microsofts Windows. Später gab Sun bekannt, dass JDS auf der Linux-Distribution von Novell/Suse aufsetzt. "Wir glauben, dass dies eine Menge Unterstützung in der Branche finden wird", glaubte McNealy im September 2002.

Daraus wurde aber nichts, und derzeit hat Sun aus Sicht von Branchenkennern zu viele andere Dinge in der Mache. "Sun hat eine Menge auf dem Tisch", sagt etwa die Yankee-Group-Analystin Dana Gardner. "Es kann sei Research und Development nicht um einen Penny überziehen, denn sonst wird es von der Wall Street abgewatscht." Die Expertin kann sich aber vorstellen, dass JDS als Konzept noch keineswegs gestorben ist: "Sun würde sicher gern einen größeren Carrier davon überzeugen, dass ein Desktop-Format als Service eine großartige Idee ist."

Unklar ist unterdessen auch, was aus der im Jahr 2003 von Sun verkündeten JDS-Partnerschaft mit dem chinesischen Firmenkonsortium China Standard Software Co. (CSSC) geworden ist. "Wir werden das Java Desktop System im Jahr 2004 umgehend auf eine halbe Million bis Million Desktops ausrollen. Damit werden wir auf einen Schlag zum führenden Desktop-Linux-Anbieter weltweit", hatte McNealy seinerzeit geprahlt.

Ob dieses Ziel je erreicht wurde, weiß bis heute niemand. Und CSSC hat offenbar auch andere Optionen - im April hatte Novell eine Partnerschaft mit den Chinesen angekündigt, in deren Rahmen es "Technik, Dienstleistungen und Marketing bereitstellt, um Linux für den chinesischen Markt zu optimieren und zu promoten". (tc)