Mit PCI-Bus und neuen Software-Features

Sun komplettiert Portfolio mit neuem Workgroup-Server

22.08.1997

Sun will sich von der Wintel-Fraktion nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Die neue Maschine zielt klar auf die Konkurrenz im oberen Segment der NT-Server mit Pentium-Pro- oder Pentium-II-CPUs. Produkt-Manager Michael Schroeder dazu: "Wenn ich schon einen direkten Konkurrenten nennen soll, würde ich Compaqs ,Proliant 6000È anführen. Wir wollen aber nicht gegen das Intel-Low-end mit einem oder zwei Prozessoren antreten."

Bislang klaffte in Suns Angebot zwischen den aufgebohrten Workstations "Enterprise 1", "150" und "2" sowie der "Ultra Enterprise 3000" eine deutliche Lücke, die nun der neue Server ausfüllen soll. Sun möchte den gestiegenen Anforderungen an das Workgroup-Computing Rechnung tragen und hat dazu einige für das Unternehmen neue Konzepte in der Ultra Enterprise 450 verwirklicht. Schroeder erläutert: "Die Zeiten sind vorbei, zu denen ein Workgroup-Server nur File- und Print-Dienste und vielleicht gerade noch E-Mail für 20 oder 30 Benutzer bereitstellen mußte." Es gehe nun darum, ein "Full Service LAN" mit Zugriff auf Produktionsanwendungen und Datenbanken sowie das Internet und Electronic Commerce zu bieten, das zudem verstärkte Remote-Zugriffe und höhere Verfügbarkeit berücksichtigen müsse.

Das wird auch am Preis der Ultra Enterprise 450 deutlich, deren Einstiegspreis bei rund 65000 Mark liegen wird. Technisch wird die mit der "Ultra-30"-Workstation begonnene Linie weitergeführt: Statt des technisch nicht mehr ausreichenden S-Bus setzt Sun für seine aktuellen und künftigen Rechner auf den auch im PC-Umfeld dominierenden PCI-Bus. Insgesamt sechs davon kommen in der Ultra 450 zum Einsatz. Zehn Steckplätze für PCI-Erweiterungskarten stehen zur Verfügung, die allesamt 64-Bit-Karten unterstützen. Drei davon sind mit 66 Megahertz getaktet, die übrigen sieben mit standardmäßigen 33 Megahertz.

Sun reklamiert für sich, mit der Maschine den skalierbarsten Workgroup-Server am Markt zu liefern. Auch sonst halten sich die Produkt-Manager nicht zurück: Gegenüber dem Proliant 6000 biete die Ultra 450 die dreifache Bandbreite bei In- und Output sowie beim Speicherzugriff.

Letzteren erreicht das System durch zwei unabhängige "UPA"- -Busse, deren Geschwindigkeit einen maximalen Datendurchsatz von 1,78 GB/s ermöglicht. Durch zwei separate Pfade in das Speicher-Subsystem kann zudem ein Interleave-Faktor von vier realisiert werden. Der gesamte Datenpfad ist durch Error-Correcting-Code-(ECC-)Speichermodule vor Fehlern geschützt.

Dem Wunsch nach größerer Servicefreundlichkeit und Verfügbarkeit haben die Sun-Entwickler dadurch Rechnung getragen, daß zentrale Komponenten (Netzteile, Lüfter) redundant ausgelegt und ebenso wie die Festplatten "hot-pluggable" sind, sich also während des Betriebs austauschen lassen.

Auf die Frage, warum ein Kunde sich für Sun anstelle einer Wintel-Lösung entscheiden solle, nennt Produkt-Manager Schroeder vor allem ein zentrales Argument: "Sun bietet über den kompletten Produktbereich mit den Sparc-Prozessoren und Solaris als Betriebssystem eine durchgängige Architektur. Bei der Konkurrenz finden Sie statt dessen in jedem Segment total verschiedene Linien oder sogar Lücken."

Software soll Bedienung vereinfachen

Softwareseitig tut Sun einiges, um den Kunden die Angst vor Unix zu nehmen. Kryptische Eingaben auf der Kommandozeile sollen künftig möglichst der Vergangenheit angehören. Bereits bei der Systeminstallation hilft "Solaris Web Start", ein auf Java- und der Hypertext Markup Language (HTML) basierendes Programm, das unter einer grafischen Oberfläche die Steuerung der Einrichtung von jedem Browser-bestückten Arbeitsplatz aus ermöglicht.

Bei Servicearbeiten und Problemen unterstützt das multimediale "Show me How", ein Online-Dokumentationssystem mit Videofilmen und Animationen. Der Systemmonitor "Symon", seit geraumer Zeit Bestandteil von Suns System-Management-Paket "Solstice", ermöglicht Fernüberwachung und Fehlervorhersagen des Systems. Über Suns "High-Availability"-(HA-)Lösung lassen sich mehrere Ultra-Server zu einem Verbund clustern.

Für die Einbindung in heterogene Netzwerkumgebungen ist "Sunlink" - hier vertreibt Sun den "Totalnet Advanced Server" (TAS) von Syntax als OEM-Produkt - zuständig, das unter anderem Netware mit SPX/IPX, Windows 95/ NT mit Netbeui/Netbios und das Mac-OS mit Appletalk unterstützt. Wichtigstes von Sunlink offeriertes Protokoll der Zukunft dürfte allerdings TCP/IP in Verbindung mit dem Network File System (NFS) sein, über das sich bereits heute die meisten PCs, Workstations oder Network Computer (NCs) ansprechen lassen und das auch PC-fremde Clients wie Smart Cards oder intelligente Telefone beherrschen werden.

Für das Solaris-Betriebssystem hat die Firma von CEO Scott McNealy kürzlich eine neue Strategie vorgestellt, die den widersprüchlichen Wünschen der Anwender nach Kontinuität einerseits und stets aktuellen technischen Features andererseits Rechnung tragen soll. Eine Kernebene des Betriebssystems dient als Grundlage, die lediglich alle zwölf bis 24 Monate überarbeitet wird. Auf diese setzen wiederum verschiedene Spezialisierungs-Kits auf, die das System für bestimmte Einsatzbereiche optimieren. Das erste lieferbare Zusatzpaket ist für den Betrieb als Intranet-Server konzipiert und wird mit der Ultra Enterprise 450 ausgeliefert.

In Richtung Systemintegration gehen bereits die neuen "Lösungsrezepte" (Solution Recipes), die Anwendern für bestimmte Zwecke vorgefertigte Lösungen bereitstellen.

Diese erstrecken sich über die Planung der Systemkonfiguration über eine "Einkaufsliste" bis hin zur Installationsanleitung. In der nächsten Version sollen sich diese Pakete dann sogar komplett über Web Start einrichten lassen. Eine Reihe dieser in Kooperation mit Partnern entwickelten Komplettangebote ist bereits verfügbar und reicht von Supply-Chain-Management in der Automobilindustrie (mit Baan und Informix) über verschiedene Web-Server bis zu System-Management (mit Computer Associates) oder einem Electronics-Manufacturing-Server (mit QAD), die Palette soll aber im kommenden Jahr noch erheblich erweitert werden.

Technik

- Ein bis vier Prozessoren vom Typ Ultrasparc-II (wahlweise mit 250 oder 300 Megahertz getaktet)

- Arbeitsspeicher bis 4 GB

- Bis zu 84 GB interner Festplattenspeicher

- Insgesamt lassen sich 6 TB Speicher verwalten

- Zehn PCI-Steckplätze, davon drei mit 66 Megahertz getaktet

- Einstiegspreis 65 000 Mark