Strategiewechsel: Startups rüsten zum Überlebenskampf

14.01.2002
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Den Ansatz "Time-to Market" haben inzwischen Kriterien wie die Wahl von motivierten (89 Prozent) und qualifizierten (85 Prozent) Mitarbeitern in der Rangliste überholt. Ein branchenerfahrenes Gründerteam halten 82 Prozent der Teilnehmer der Studie für unerlässlich. Für entsprechend bedrohlich empfinden 89 Prozent der Befragten den Markteintritt neuer und insbesondere großer Konkurrenten, da sie die Abwerbung von qualifizierten Mitarbeiter befürchten.

Bestand früher die Tendenz der Abwanderung von Angestellten von Großunternehmen, so hat sich dieses Prinzip bereits mit den ersten Anzeichen einer Konsolidierung umgekehrt. Die Überlebenden der (anhaltenden) Krise können laut Studie auf das während des Dotcom-Booms übliche rapide künstliche Wachstum gerne verzichten.

Sechs Erfolgsregeln für das erfolgreiche Überleben

Abgeleitet von den Erkenntnissen der Studie hat Rarecompany sechs wichtige Erfolgsregeln abgeleitet:
1. Nachfrage- und marktorientierte Geschäftsentwicklung statt Expansion und Innovation!
2.Organisches erfolgsorientiertes Wachstum statt Expansion mit Investitionsmitteln !
3. Professionalität und Ausbau des Gründerteams statt Rekrutierung aus dem Freundeskreis!
4. Kontinuierliches Controlling und Risk-Management vom ersten Tag an!
5. Strategische Partnerschaften als Wachstumsgarantie!
6. Trotz visionärer Ideen die Bodenhaftung nicht verlieren!

Sie setzen statt dessen auf eine schrittweise natürliche Expansion. So begeben sich nun 45 Prozent der Befragten eigenen Angaben zufolge erst dann in die nächste Wachstumsphase, wenn ihre bisherigen Aktivitäten stabilisiert und integriert sind. Ausschlaggebend ist dabei für jeweils die Hälfte von ihnen ein sicheren Kundenstamm beziehungsweise ein zumindest ausgeglichenes Geschäftsergebnis.

Die verbleibenden 55 Prozent können sich vorstellen, bereits bei einer teilweisen Stabilisierung der Unternehmung neues Wachstumsziele anzusteuern. Mehr als acht von zehn Teilnehmer sind jedoch der Ansicht, dass zu einem solchen Schritt der Cash-flow-Anteil an der Finanzierung mindestens bei zwischen 25 und 50 Prozent liegen sollte. Außerdem finden knapp ein Drittel der Befragten, dass bereits bei der Erstellung des Businessplans ein Verantwortendlicher für das Finanz- und Risk-Management gefunden werden muss. 

Im Bereich Organisation halten drei von vier Teilnehmern die sorgfältige Auswahl der Führungskräfte für eine der beiden wichtigsten Erfolgsfaktoren. Weitere 72 Prozent stellten fest, dass es jetzt wichtig ist, früher das Gründerteam durch erfahrene Manager zu erweitern, um zu verhindern, dass diese überfordert werden oder den Herausforderungen aus dem Branchenumfeld nicht gewachsen sind.

Partnering statt Do-it-yourself

Der wachsende Markt mit hohem Wettbewerb verlangt von den jungen Unternehmen eine Fokussierung der Geschäftstätigkeit. Dabei bewerten 72 Prozent der Befragten Partnerschaften mit anderen Unternehmen als wichtig bis sehr wichtig. 88 Prozent sehen in Vertriebspartnerschaften einen entscheidenen Erfolgsfaktor. Informelle Treffs wie "First Tuesday" verlieren dagegen mehr und mehr an Bedeutung.

Während der Boomphase der New Economy stellten Venture-Capital-Gesellschaften ihre Finanzmittel oft bereitwillig einem eher euphorie- als erfahrungsgetriebenen Management zur Verfügung. Nun, da der Geldfluss nahezu versiegt ist, kritisieren immerhin 32 Prozent der Befragten, dass in ihren Unternehmen erst spät ein Finanz- und Risk-Management integriert wurde. Als Resultat verschwanden viele anfangs erfolgversprechende Unternehmen vom Markt.