ERP-Software in der Industrie

Standardfunktionen sind nicht genug

04.08.2009
Von Cindy Jutras

Kennzahlen für die ERP-Implementierung

Nichts beschäftigt ERP-Anwender in diesem Jahr mehr, als die Kosten zu senken. Dennoch betrachten die Firmen ihre Business-Applikationen als Werkzeug, um ihre Geschäftsprozesse zu verbessern. Aberdeen hat fünf Kennzahlen aufgestellt, mit denen sich ERP-Implementierungen in Fertigungsbetrieben messen lassen. Dazu zählen die Bestandsreduktion, Genauigkeit der Bestandsbestimmung, Zeit für einen Monatsabschluss, Planungsgenauigkeit in der Fertigung und Termintreue. Dabei wird unterschieden, wie gut:

  • Firmen mit den effizientesten ERP-Prozessen (Best-in-Class-ERP),

  • der Industriedurchschnitt sowie

  • die Unternehmen mit den schlechtesten Prozessen abschneiden.

Die Firmen mit den besten ERP-Implementierungen waren in den letzten Jahren solche, die besonders intensiv von den Funktionen der Systeme Gebrauch machten. Dabei fiel auf, dass die Best-in-Class-Firmen meist Erweiterungsprodukte bei ihren ERP-Lieferanten statt von Drittanbietern gekauft hatten.

ERP-Funktionen sind wichtiger als Kosten und Integration

Es wäre zu vermuten, dass Firmen vor allem deshalb Erweiterungen von ihren ERP-Anbietern kaufen, weil sich damit die Kosten und die Integration in Grenzen halten. Wie die Studie belegt, sind Unternehmen nicht bereit, dafür auf Funktionen zu verzichten: Features der Erweiterung liegen ihnen mehr am Herzen als die Kosten und die Integrationsmöglichkeiten. Anders ausgedrückt: Ihnen reichen leichtgewichtige Komponenten, die zwar wenig kosten und leicht ins ERP-Gesamtsystem eingebunden werden können, nicht mehr aus.

Foto: Aberdeen Group

Den Softwarefirmen stehen heute Entwicklungswerkzeuge und Methoden zur Verfügung, die es ihnen erlauben, neue ERP-Funktionen schneller zu entwickeln als jemals zuvor. Diese Neuerungen liefern sie dann beispielsweise als Module aus. Anwender, die ältere Programmversionen nutzen, verschenken mitunter Potenzial, um ihre Prozesse zu verbessern.

Zuwachs an ERP-Erweiterungen

  • Transportation-Management-Systeme (TMS): 58 Prozent,

  • Supply Chain Planning (SCP): 44 Prozent,

  • Enterprise-Asset-Management (EAM): 30 Prozent,

  • Product-Lifecycle-/Data-Management (PLM/PDM): 29 Prozent,

  • Supplier-Relationship-Management (SRM): 29 Prozent,

  • Human-Capital-Management (HCM): 29 Prozent,

  • Quality-Management-Systems (QMS): 21 Prozent,

  • Customer-Relationship-Management (CRM): 20 Prozent,

  • Manufacturing Execution Systems (MES): 15 Prozent,

  • Business Intelligence (BI): 12 Prozent,

  • Warehouse-Management-Systems (WMS): 5 Prozent.

Folgende Erweiterungen kamen in der Studie von 2009 hinzu:

  • Contact-Center-Management,

  • Financial Planning & Budgeting,

  • Human-Capital-Management,

  • Document-Management,

  • Field-Service,

  • Enterprise Manufacturing Intelligence (EMI),

  • Project-/Portfolio-Management (PPM).

Allerdings macht die enorme Nachfrage der ERP-Kunden neue Programmeigenschaften beziehungsweise ERP-Erweiterungen auch künftig erforderlich. Die Firmen mit Best-in-Class-ERP haben es geschafft, solche ERP-Erweiterungen einzuführen und gut zu integrieren. (fn)