Rasche Reaktion auf externe Ereignisse

Staffware-Workflow dirigiert Prozesse

18.04.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Workflow-Spezialist Staffware liefert mit "Staffware Process Suite Version 2" neue Funktionen zum Management von Geschäftsprozessen. Das Besondere daran ist, dass sich die Abläufe nun portionieren und dynamisch miteinander verknüpfen lassen, um flexibel auf Ereignisse reagieren zu können.

Bisher wurden die hochskalierbaren Workflow-Systeme von Staffware und anderen Herstellern dazu genutzt, ein festgelegtes Ablaufschema zu definieren, das im laufenden Betrieb nicht verändert werden konnte. Alle möglichen Prozessschritte und Einflussgrößen mussten vorab festgelegt werden. Nun verspricht der Hersteller mit "Dynamic Process Orchestration" einen neuen Ansatz: Mehrere Prozesse lassen sich zur Laufzeit dynamisch zusammenfügen, um den vorgegebenen Betriebsablauf an unvorhersehbare Ereignisse oder Informationen aus externen Applikationen anzupassen. Dabei sorgt das Staffware-Tool für eine flexible Zuordnung unterschiedlicher Subprozesse zu einem Hauptprozess. Unerheblich ist, ob die Abläufe Interaktionen von Personen enthalten oder ausschließlich zwischen unterschiedlichen Applikationen stattfinden.

Ein Beispiel dafür liefert ein Stromnetz- und Telekommunikationsanbieter. Wenn ein Kunde dem Unternehmen mitteilt, dass sich seine Adresse geändert hat, müssen alle Verträge für das Festnetz, Handy sowie Stromversorgung angepasst werden. Der Orchestrator würde sich die dazu erforderlichen Unterprozesse heranziehen, und zwar je nach den individuellen Kundendaten. Hat der Anrufer beispielsweise zwei Festnetznummern, muss die entsprechende Routine folglich auch zweimal ablaufen. Solche Ausnahmesituationen mit einem Vorgängerprodukt zu beschreiben wäre nicht möglich gewesen, behauptet Staffware.

Ein weiteres Feature des neuen Produkts sind Ad-hoc-Aktionen innerhalb von Geschäftsprozessen: Wenn beispielsweise ein bereits eingegangener Auftrag vom Kunden storniert wird, startet der Orchestrator Unterprozesse, die Warenbestellungen bei Lieferanten rückgängig machen. Auch solche plötzlich auftretenden Prozessabbrüche ließen sich in den Engines für strukturierten Workflow bislang nicht berücksichtigen.

Unter "Process Prediction" versteht Staffware Simulationen und Vorhersagen. Sie versetzen Manager in die Lage, vor der Änderung von Abläufen diverse Szenarien durchzuspielen, um Störungen oder Fehler zu vermeiden. Aufgrund von ähnlichen, bereits bekannten Abläufen lässt sich zudem prognostizieren, wie lange bestimmte Prozesse dauern werden.

Um Prozesse dynamisch miteinander zu verknüpfen, hat Staffware unter anderem "Arrays" und "Jump-to"-Funktionen hinzugefügt. Arrays sind zweidimensionale Felder und speichern Daten eines Vorgangs, im Staffware-Jargon "Fall" ("Case") genannt. Die Zellen des Array beeinflussen den Prozessverlauf eines Falls. Zellenwerte können dabei auch von externen Applikationen gesetzt werden. Jede Array-Zeile beschreibt eine Subprozedur, die festlegt, welche Subprozesse an welcher Position anzustoßen sind.

Auf die Arrays greift unter anderem "Staffware Script" zu. Die herstellerspezifische Script-Sprache wurde hierzu um neue Konstrukte erweitert. Hinzugekommen ist etwa der "Gotostep"-Befehl für Ad-hoc- und Ausnahmebehandlungen. Er veranlasst einen Sprung an einen bestimmten Schritt innerhalb eines Falls. Umfangreichere Möglichkeiten bietet hierzu das neue Jump-to-Feature.

Fremdapplikationen haben Zugriff

Es dient dazu, bereits abgearbeitete Prozessschritte rückgängig zu machen oder die in der Prozessdefiniton vorgesehenen Schritte durch andere Steps zu ersetzen. Auch hierin liegt eine Besonderheit der zweiten Version von Process Suite. Dass eine Fremdapplikation in den Prozess des Workflow-Systems eingreifen und dort steuernd wirken kann, war bis dato nicht möglich. Bislang konnten Workflow-Engines nur Prozessabschnitte an eine Drittapplikation übergeben, dort entsprechend bearbeiten lassen und erst, nachdem die Ergebnisse zurückgeführt wurden, den Workflow fortsetzen. Jump-to ist kein Script-Befehl, sondern wurde als Staffware Process Object implementiert und erlaubt den Zugriff externer Anwendungen.

Die Process Suite verfügt über eine Integrationskomponente, die Datenbanken, COM+ und Java einbindet. Enterprise-Adapter des Kooperationspartners Actional dienen dazu, Legacy-, ERP- oder CRM-Applikationen anzukoppeln. Darüber hinaus unterstützt die Process Suite jetzt Web-Services-Schnittstellen, kann also über solche Interfaces andere Applikationen aufrufen beziehungsweise von Fremdsystemen auf diese Weise angesteuert werden.

Das Produkt läuft unter den Betriebssystemen Windows 2000 und Unix, eine Anpassung an Linux ist für das dritte Quartal vorgesehen. Der Preis hängt vom Projektumfang und der Konfiguration ab, er beginnt bei rund 100000 Dollar.

Zwar preisen auch EAI-Spezialisten Produkte zur Definition von Geschäftsprozessen an, doch diese Anbieter haben laut Staffware ihre Kernkompetenz in der Applikationsintegration. Ebenso griffen die mit Applikationssuiten von Peoplesoft und SAP mitgelieferten Workflow-Tools zu kurz, da sie in der Regel eher für die herstellereigene Welt ausgelegt seien. (fn)

Abb: Komponenten der Process Suite 2.0

Die Process Suite lässt sich für mehr als 30 000 Benutzer skalieren. Quelle: Nach einer Vorlage von Staffware