Microsoft erhöht Druck auf IBM und Oracle

SQL Server 2000 in 64-Bit-Version

02.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Parallel zum Betriebssystem Windows Server 2003 und der Entwicklungsumgebung "Visual Studio .NET" hat Microsoft seine erste 64-Bit-Version der Datenbank "SQL Server 2000" freigegeben.

Jetzt ist auch Microsoft da angekommen, wo die Datenbankkonkurrenten aus der Unix-Welt schon lange sind: in der 64-Bit-Welt. Und die Redmonder blasen sogleich zum Angriff. Der "SQL Server 2000 (64 Bit)", so der vollständige offizielle Name, wird zum gleichen Preis vertrieben wie sein 32-Bit-Vorgänger und ist damit deutlich preisgünstiger als die Angebote von Oracle und IBM - nur noch geschlagen von der kostenlosen schwedischen Open-Source-Alternative "MySQL".

In der Anwendung hat die neue Datenbank das Look and Feel der älteren weitgehend behalten. Hinzugekommen sind einige Funktionen, um die Leistungsfähigkeit einer 64-Bit-Umgebung ausnutzen zu können. Zum Produktpaket gehören neben dem eigentlichen Datenbank-Server ein "Server Agent" und ein "Analysis Server", beide in 64-Bit-Versionen, für Online-Transaktionen (OLTP), Online-Analyseprozesse (Olap) und Data Mining. Nicht mehr zum Programm zählen die aus der älteren Version bekannten Komponenten "Microsoft Data Access Components" (MDAC), "Distributed Transaction Coordinator" (DTC) und die "Microsoft Management Console" (MMC). Auf sie kann die Datenbank verzichten, denn sie sind Bestandteil des zugrunde liegenden Betriebssystems Windows Server 2003.

Was auch der 64-Bit-Version der Microsoft-Datenbank unverändert fehlt, ist die bei der Oracle- und IBM-Konkurrenz inzwischen ausgeprägte XML-Fähigkeit. Die wird es erst bei der Datenbank geben, an der die Redmonder zurzeit unter dem Projektnamen "Yukon" programmieren. Diese soll Mitte des Jahres als Betaversion erscheinen, bis zu ihrer Freigabe dürften danach aber noch mindestens zwölf bis 18 Monate vergehen.

Wiederholt betonten Microsoft-Manager bei der Freigabe der 64-Bit-Datenbank die Skalierbarkeit, die Eignung für Data Mining und die hohe Performance des Produkts. Damit ist die Konkurrenz angesprochen, allerdings kaum in deren Domäne der großen und hochverfügbaren Umgebungen. "Ich erwarte nicht, dass die Leute ihre existierenden Systeme hinauswerfen werden, aber für neue Projekte dürften sie Microsoft als Alternative in Betracht ziehen", zeigte sich Sheryl Tullis, eine Microsoft-Produkt-Managerin für SQL Server, realistisch.

Microsoft zielt vor allem auf das Anwendersegment mit mittelhohen Anforderungen, um das sich Oracle in letzter Zeit verstärkt bemüht. Tullis: "Denken Sie an eine durchschnittliche Datenbank: Die hat typischerweise wenige hundert Anwender und ebenso wenig Gigabyte Kapazität. Das ist der Massenmarkt." Auf dem hält Oracle allerdings mit einer hochverfügbaren Datenbank dagegen: "Real Application Cluster" - beruhend auf Linux und preisgünstigen Intel-basierenden PCs. (ls)