Solaris soll 1992 implementiert werden

Solbourne baut Desktop-Angebot mit stärkerem RISC-Rechner aus

08.11.1991

SWINDON (CW) - Einen weiteren Sparc-Rechner hat die in Großbritannien ansässige Solbourne Computer Europe, Swindon, ihrer Desktop-Palette hinzugefügt. Das Modell "S4000DX" ergänzt die S4000-Reihe und ist den Angaben zufolge besonders für Anwender konzipiert, die eine hohe Rechenleistung benötigen, etwa im Bereich Electronic-Design-Automation (EDA).

Das DX-Modell basiert auf der gleichen Technologie wie die S4000-Workstations, wobei der Prozessor jedoch nicht mit 33 Megahertz, sondern mit einer Taktrate von 36 Megahertz arbeitet. Zudem ist ein 256-KB-Memory integriert. Bei der Kapazität des Arbeitsspeichers kann zwischen 8 oder 32 MB gewählt werden. Die 32-MB-Konfiguration speichert bis zu 64 MB auf der Mutterplatine und bis zu 128 MB mit einer Erweiterungskarte. Auf dem Plattenspeicher läßt sich ein Datenvolumen von maximal 1 GB ablegen. Neben den rechenintensiven Applikationen unterstützt der RISC-Computer jedoch auch komplexe grafische Anwendungen, meldet das Unternehmen. So stelle die Solbourne-spezifische S-Bus-Grafik-Beschleunigungskarte (SGA20) eine Zeichnung mit 530 000 2D-Vektoren pro Sekunde dar. Außerdem sei es möglich, im S4000DX-Rechner drei SGA20-Boards unterzubringen.

Die Workstation soll binärkompatibel zu den Sun-4-Modellen sein und kostet in der Basisausführung etwa 16 000 Mark. Als Unix-Betriebssystem ist das Sun-OS-Derivat von Solbourne, OS/MP, implementiert. Zu den weiteren Funktionen der S4000DX-Rechner zählen Sun View, X-Window-System, OI Library, PDG Debugger und der Solbourne X-Windows-Manager sowie ein C-Sprach-Compiler.

Seit Sun Microsystems den Betriebssystem-Bereich auf die Tochter Sunsoft Inc. übertragen hat, rechnet Solbourne damit, die neue Version 5.0 von Sun-OS zur gleichen Zeit wie Sun selbst zu erhalten, schreibt der britische Branchendienst "Computergram". Die Unix-System-V.4-Implementation von Sun - auch Solaris genannt - wird im November oder Dezember 1991 erwartet. Den Informationen zufolge will Solbourne das Unix-Betriebssystem im Laufe des Jahres 1992 auf die eigene Workstations implementieren. Zugleich arbeite das Unternehmen weiter an der Multiprozessor-Version von Sun-OS 4.X für die Solbourne-Mehrprozessor-Maschinen.

Selbst wenn Sun Ende des Jahres mit den langerwarteten Galaxy-Multiprozessor-Rechnern auf den Markt kommen sollte, wird der Angriff auf das angestammte Solbourne-Territorium diese keineswegs zu Fall bringen, schätzen die Londoner Nachrichtenschreiber. Der Hardwarehersteller werde mit einer neuen Multiprozessor-Architektur und I/O-Subsystemen auf die Sun-Offerte antworten, heißt es.