Beta-Release im Early-Access-Programm

Solaris 8 soll Windows 2000 die Schau stehlen

12.11.1999
MÜNCHEN (CW) - Nur die Lieferkosten berechnet Sun Anwendern, die das neue Unix-Derivat "Sola-ris 8" ab Ende November im Rahmen eines Early-Access-Programms ordern. Die generelle Auslieferung soll im Februar kommenden Jahres ungefähr gleichzeitig mit der Freigabe von Microsofts Server-Betriebssystem Windows 2000 erfolgen.

Die Übereinstimmung der Auslieferungstermine ist laut Marktbeobachter Jonathan Eunice von Illuminata kein Zufall. Vielmehr wolle Sun damit die Überlegenheit seines Unix-Betriebssystems gegenüber Windows 2000 öffentlichkeitswirksam demonstrieren. Unter diesem Blickwinkel sei auch die jetzt angelaufene Early-Access-Aktion zu sehen.

Interessenten, die das Programm in Anspruch nehmen, bekommen für rund 20 Dollar eine volle Lizenz, Dokumentation, Werkzeuge wie das Star-Office-Büropaket und eine Solaris-8-Version, die man als zweite Beta bezeichnen könnte, weil ihr bisher der Support und die Unterstützung von Acht-Wege-Clustern fehlt. Allerdings geht Sun davon aus, daß anders als sonst bei Betaversionen kaum mehr Änderungen nötig sein werden.

Gearbeitet wurde bei Solaris 8 vor allem an der Verbesserung der Eigenschaften im Einsatz als Internet-Server. Dazu zählen insbesondere Verfügbarkeit rund um die Uhr und Skalierbarkeit auch für Spitzenbelastungen.

In den Bereich Skalierbarkeit gehört die Erhöhung der Unterstützung von Vier- auf Acht-Wege-Cluster ab Februar 2000, auch wenn Sun darauf verweist, daß aufgrund des auf allen Plattformen einheitlichen Sourcecodes die Skalierbarkeit auch ohne Acht-Wege-Technik gegeben sei. Von Bedeutung ist auch die Verwendung der Version 6 des Internet Protocol (IP), das eine unbegrenzte Anzahl von Internet-Adressen unterstützt. Diese Eigenschaft wird vor allem in Europa wichtig, wo anders als in den USA das Geschäft mit Web-fähigen Handies anläuft.

Das Ziel der Hochverfügbarkeit wird bereits mit der Installationsroutine von Solaris 8 verfolgt. "Live Upgrade" verfolgt das Ziel, die Ausfallzeiten beim Systemwechsel so gering wie möglich zu halten. Zu diesem Zweck wird die Software parallel zu bisherigen Versionen auf einer separaten Partition installiert, so daß sich der Betrieb relativ rasch umstellen läßt und im Falle eines Fehlers ohne neuerlichen Aufwand auf das Vorgängersystem zurückgegriffen werden kann. Verbessert wurden zudem Eigenschaften wie File-System-Logging, die rasche Diagnose und der Zugriff für System-Manager über eine entfernte Konsole.

Der angestrebte Vergleich mit Microsofts Windows 2000 gestaltet sich eher schwierig. Unix wird ja schon seit etlichen Jahren als Server-System eingesetzt und vefügt daher längst über eine breite und bewährte Palette von Management-Werkzeugen, Sicherheitsmechanismen und Directory-Services, die mit Windows 2000 zum Teil erst eingeführt werden, wie etwa beim halbherzigen Umstieg vom Domain- auf das Directory-Konzept.

Deutlich werden Microsofts Probleme bei der Aufholjagd gegenüber Unix bei der Skalierbarkeit. So blieb nach der Einführung von Zwei-Wege-Clustern 1978 unter NT die rasche Erhöhung der Zahl der Cluster-Knoten aus. Dadurch wird erst im Februar die Unterstützung von Vier-Wege-Clustern möglich. Auch bei der für Unix längst selbstverständlichen Unterstützung von 64-Bit-Prozessoren hinkt Windows 2000 hinterher.