Softwareriese praesentierte neue Produkte zu aktuellen Themen SAS Institute stellt sich auf die Zukunftstechnologien ein

29.10.1993

STUTTGART (CW) - Neue Technologien stellte die Heidelberger SAS- Institute GmbH in den Mittelpunkt ihre diesjaehrigen Anwenderkonferenz in Stuttgart. Zu diesen zaehlt das Unternehmen Client-Server-Architekturen und unter diesem Aspekt die Portierung des SAS-Systems auf Windows NT. Weitere Themen waren Objektorientierung, Datenvisualisierung und Fuehrungsinformationssysteme (Executive Information System = EIS).

"Datenvisualisierung gehoert zu den Schlagwoertern der 90er Jahre und bringt grundlegende unternehmerische Vorteile", konstatierte Phil Winters, SAS-Vertriebs- und Marketing-Manager. Vorgestellt wurden drei neue, erweiterte Multimedia-Produkte: "Image", "GIS" und "Datascope" als Teil von "Nvision".

Mit der Image-Software koennen digitalisierte Bilder und Dokumente integriert werden. Typische Anwendungsgebiete sieht SAS in der Arzneimittelforschung, im Personalwesen, in der Kartografie, in geografischen Informationssystemen sowie im elektronischen Dokumenten-Management. Fuer den Umgang mit der Software seien keine DV-Kenntnisse erforderlich.

GIS stellt ein geografisches Informationssystem dar. Es ermoeglicht die Analyse von Daten mit geografischem oder raeumlichem Bezug. Die Daten koennen aus Datenbanken und aus externen Informationsquellen stammen oder vom Benutzer selbst definiert werden. Das erlaubt beispielsweise die Verknuepfung von Daten ueber die Luftverschmutzung mit einer Landkarte, die ausschnittsweise auf Schadstoffkonzentrationen betrachtet und ausgewertet werden kann.

Dagegen stellt Nvision mit Datascope menuegesteuerte Tools zur visuellen Analyse wissenschaftlicher Informationen bereit. Mit dieser Funktion koennen komplexe Daten in dreidimensionaler Form dargestellt und anhand einer vierten Dimension, die auf Animationstechniken zurueckgreift, Veraenderungen gezeigt werden. Die einzelnen Punkte im Raum sind farblich koordinierbar, um Werte wie Haeufigkeit oder Dichte darzustellen.

Auf diese Weise koennen, wie SAS versichert, Verbindungen zwischen fuenf Informationssystemen gleichzeitig dargestellt und analysiert werden. Die Software erzeugt zum Beispiel ein dreidimensionales Modell, in dem gezeigt wird, wie zwei Chemikalien bei Zufuhr von Waerme reagieren.

Die SAS-Software stehe bald auch fuer Windows NT zur Verfuegung, kuendigte SAS-Marketingleiter Uwe Benz an. Unterstuetzt werde das NT-Pre-emptive Multitasking sowie die Multithreading-Moeglichkeit, so dass mehrere SQL-Abfragen an eine Datenbank gerichtet werden koennen anstelle sequentieller Queries. Dem Windows-NT-Anwender stuenden zudem alle Moeglichkeiten der verteilten Datenverarbeitung offen.

Wie Ralf Ballmann, Vertriebsleiter fuer den Bereich Sueddeutschland, aus seiner Praxis zu berichten weiss, duerfen EIS-Loesungen nicht singulaer betrachtet werden. Ohne die Einbettung in die unternehmensweite Informationsgewinnung verschimmelten teuer erstellte Systeme in den Schubladen der Fuehrungsetagen. "Die objektorientierte Anwendungsentwicklung ist keine Zauberei", erlaeutert Peter Waschk, technischer Leiter des Bereichs Consulting, Hardware und Education. Im Gegenteil liessen sich in kuerzester Zeit komplexe Anwendungsobjekte mit grafischen Oberflaechen entwickeln. Dazu greife ein EIS-Entwickler ueber einen Objekt-Manager auf die vordefinierten Objekte zu, er koenne also spezifische Anwendungen erstellen, ohne selbst programmieren zu muessen. Fuer die relevanten Informationen stehe im Bedarfsfall eine Metadatenbank zur Verfuegung.

Der Anwender hat schliesslich die Moeglichkeit, anhand von Prototypen interaktiv seine Anforderungen zu definieren. Der Vorteil eines solchen Verfahrens: Der Anwender koenne darauf vertrauen, dass sich aendernde Geschaeftsbedingungen unmittelbar in seinen Anwendungen reflektiert werden.

Die Methoden der objektorientierten Anwendungsentwicklung stehen im SAS-System unter MVS, CMS, VSE, Windows, OS/2, Unix, Open VMS und Windows NT zur Verfuegung. Die EIS-Software wird Mai 1994 fertiggestellt werden. Das Unternehmen ist stolz darauf, rund 35 Prozent seines Umsatzes in die Produktforschung zu reinvestieren.

SAS beschaeftigt mehr als 2800 Mitarbeiter und zaehlt mit einem Jahresumsatz von 365,5 Millionen Dollar im Jahr 1992 zu den zehn groessten Softwareherstellern. Dabei kann das Unternehmen auf eine weltweite Wachstumsrate von 24 Prozent verweisen. Nach Angaben des Anbieters arbeiten heute rund drei Millionen Anwender mit dem SAS- System. Laut Willi Janiesch, General Manager der SAS GmbH, setzt sich der Umsatz des Unternehmens zu 18 Prozent aus Unix- und zu 33 Prozent aus PC-Software zusammen. Auf den Mainframe entfallen noch 40 Prozent und auf VMS neun Prozent.