Release 7 von Basis/400 steuert Lieferketten

Soft M will aus der AS/400-Nische heraus

21.04.2000
MÜNCHEN (bs) - Noch in diesem Jahr möchte die Münchner Softwareschmiede Soft M ein ERP-Paket ankündigen, das nicht mehr wie das bisherige Produktangebot ausschließlich auf IBMs AS/400 läuft.

Die Pläne von Soft M gleichen einer Palastrevolution. Haben die Münchner bis dato ausschließlich Lösungen auf Basis von IBMs AS/400 entwickelt - und damit auch gut verdient -, soll mit einem neuen ERP-Paket der Nischenmarkt verlassen werden. Erstmals im Herbst dieses Jahres soll dazu einer breiten Öffentlichkeit eine Software vorgestellt werden, die laut Hersteller auf Windows-NT-Plattformen läuft.

Viele Details haben die Softwerker bisher nicht mitgeteilt. Nur soviel: Das Paket fußt auf objektorientierter Technik und verfügt über eine dreistufige Client-Server-Architektur. Die Präsentationslogik ist mit Visual Basic for Applications (VBA) realisiert, für die Darstellung im Web kommen Active-X-Controls sowie HTML und XML zum Einsatz. Als Datenbanken werden neben "DB2/400" dann auch "Oracle" und Microsofts "SQL Server" unterstützt. Im Bereich E-Commerce besinnt sich Soft M ebenfalls auf eigene Kräfte und plant eine Anwendung für die Beschaffung zwischen Unternehmen (Business-to-Business).

Genügend Geld für die Entwicklung neuer Produkte scheint Soft M jedenfalls zu haben. So konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999 der Konzernumsatz um 66 Prozent auf 102,0 Millionen Mark (1998: 61,4 ) gesteigert werden. Besonders stark nahm das Geschäftsvolumen in den Kerngeschäftsfeldern Standardsoftware (+131 Prozent auf 16,6 Millionen) und Beratung (+119-Prozent auf 38,3 Millionen) zu, deren gemeinsamer Anteil am Gesamtumsatz sich von 41 Prozent auf 54 Prozent erhöhte. Im Bereich Hardware stiegen die Einnahmen um 28 Prozent auf 47,1 Millionen Mark. Das Ergebnis vor Steuern kletterte um 73 Prozent auf 11,1 Millionen Mark (1998: 6,4 Millionen).

Soft M ist der erste deutsche namhafte AS/400-Softwareanbieter, der künftig zusätzliche Rechnerarchitekturen unterstützen und sich dadurch neue Märkte erschließen möchte. Der Konkurrent im AS/400-Markt, die Breisacher Brain International AG, hat durch den Kauf von Rembold + Holzer lediglich einzelne Komponenten für Windows NT verfügbar. Darüber hinausgehende Pläne, eine komplette ERP-Suite außerhalb der AS/400-Umgebung anzubieten, sind von Brain bisher nicht bekannt.

Auch Günter Wiskot, Vorstand der Command AG, Ettlingen, erklärte gegenüber der CW, dass sein Unternehmen nicht plane, die AS/400-Lösung "Frida" für andere Plattformen anzubieten oder gar eine völlig neue Software zu bauen. Schließlich ist Command ein SAP-Partner und bietet neben R/3-Beratung auch eigenständige, auf der Walldorfer Software basierende Branchenpakete an, die auf unterschiedlichen Plattformen verfügbar sind.

Zunächst stehen bei Soft M aber neue Module für die altbekannte Lösung Basis/400 7.0 bereit. Die Komponente für die Versandlogistik erlaubt es nun, Datenelement wie die Nummer der Versandeinheit, EAN-Nummer, Chargen- und Seriennummer zu einer Sendung zu bündeln und auf dem Transportetikett zu drucken. Neben der Festlegung der Versandarten (Paketdienstleister, Spedition etc.) können im System gewichtsabhängige Gebührentabellen hinterlegt werden.

Zur genauern Ermittlung von Terminen ist der Soft-M-Werkskalender in Release 7 zusätzlich zum Bereich Fertigung in die Prozesse Auftrag, Einkauf und Lager integriert worden. Dadurch sollen sich Liefertermine, Vorlaufzeiten sowie Wiederbeschaffungs- und Eindeckzeiten errechnen lassen.

Abb.: Mit einem komplett neuen ERP-System will der Anbieter aus der AS/400-Nische heraus. Quelle: Soft M