Spaghetti-Code verhindern

So entwickeln Sie besser

13.02.2024
Von 

Joydip Kanjilal ist Autor, Keynote-Speaker und Microsoft MVP im Bereich ASP.net. Er besitzt über 20 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Infoworld.com.

Spaghetti verheißt in Zusammenhang mit Quellcode nichts Gutes. Mit diesen Best Practices bleibt er sauber, schlank und wartbar.
Wenn Spaghetti-Strukturen der Programmierarbeit entspringen, kann Einiges schiefgehen. Lesen Sie, wie Sie das verhindern.
Wenn Spaghetti-Strukturen der Programmierarbeit entspringen, kann Einiges schiefgehen. Lesen Sie, wie Sie das verhindern.
Foto: Lightfield Studios - shutterstock.com

Der Begriff Spaghetti-Code bezeichnet schlecht organisierten, verworrenen oder kompliziert verschachtelten Quellcode, der schwierig zu verstehen, zu aktualisieren, zu erweitern und zu warten ist. Zur Anwendung kommt der Terminus im Regelfall bei Code, der:

  • nicht richtig organisiert ist,

  • einen komplexen oder verworrenen Kontrollfluss aufweist und

  • gegen die allgemeinen Grundsätze guten Softwaredesigns verstößt.

Spaghetti-Code kann sich auch in den Quellcode Ihrer Anwendung einschleichen, egal wie raffiniert dieser auch sein mag. Entstehen kann Spaghetti-Code, indem:

  • empfohlene Methoden und Prinzipien für sauberen Code keine Beachtung finden;

  • Programmcode ohne Struktur, Plan oder Organisation geschrieben wird;

  • Code-Teile "entliehen" oder von unerfahrenen Entwicklern geschrieben werden.

Die Folgen können mitunter schwerwiegend ausfallen:

  • Entwickler haben es schwerer, Fehler zu beheben oder neue Funktionen hinzuzufügen. Eine unübersichtliche und unorganisierte Codebasis führt zu Verwirrung.

  • Ineffiziente Algorithmen und mangelnde Optimierung können zu einer verminderten Anwendungsleistung führen. Dann wachsen die Antwortzeiten, der Speicherverbrauch steigt und die Benutzerfreundlichkeit wird beeinträchtigt.

  • Spaghetti-Code kann auch Schwachstellen verdecken, die möglicherweise von Hackern ausgenutzt werden können.

Spaghetti-Code verhindern: Best Practices für Developer

Die Kosten für Spaghetti-Code sind also hoch. Die gute Nachricht ist, dass er auch vermeidbar ist. Nachfolgend stellen wir Ihnen zehn Best Practices vor, die Sie dabei unterstützen, Ihre Applikationen sauber, gut organisiert und wartbar zu halten.

1. OOP-Prinzipien befolgen

Sie sollten Data und Behavior in Ihren Klassen und Objekten kapseln und sich die Vorteile objektorientierter Programmierung (OOP) zunutze machen - etwa Vererbung, Komposition und Polymorphie. Das gewährleistet modularen, verwaltbaren und organisierten Code.

2. SOLID-Prinzipien befolgen

Software, die auf der Grundlage etablierter Programmierprinzipien wie SOLID entsteht, minimiert die Risiken, die mit schlecht strukturiertem Code verknüpft sind. Nach dem Single-Responsibility-Prinzip (eines der fünf SOLID-Prinzipien) sollte jede Klasse oder Methode nur eine Responsibility aufweisen. Die Logger-Klasse sollte beispielsweise ausschließlich dafür zuständig sein, Daten zu protokollieren und keine anderen Funktionen enthalten.

3. Fokus mit DRY bewahren

Komplexe Funktionen zu verstehen und zu pflegen ist einfacher, wenn diese in kleinere, fokussierte Komponenten aufgeteilt sind. Indem Sie allgemeine Funktionen in wiederverwendbare Methoden, Klassen und Bibliotheken abstrahieren und dabei das DRY-Prinzip anwenden, reduzieren Sie Code-Duplizierung. Zudem wird so sichergestellt, dass Code-Änderungen an einer stelle automatisch synchronisiert werden.

4. Nomenklatur sinnhaft gestalten

Halten Sie eine saubere und konsistente Codebasis aufrecht, indem Sie sich an Kodierungsstandards und Stil-Richtlinien halten. Stellen Sie sicher, dass Ihre Variablen, Klassen, Methoden und andere Elemente aussagekräftige Namen aufweisen. Das macht Ihren Code leichter verständlich, macht viele Kommentare überflüssig und erleichtert die Code-Pflege.

5. Zyklomatische Komplexität reduzieren

Die McCabe-Metrik (auch zyklomatische Komplexität) ist ein quantitatives Maß, um die Anzahl der linear unabhängigen Pfade im Quellcode und damit die Softwarekomplexität zu erfassen. Übermäßig viele if-else-Anweisungen und weitreichende Verschachtelungen erhöhen die zyklomatische Komplexität. Mit Hilfe von Code Refactoring können Sie Verschachtelungsebenen reduzieren und die Branch-Logik vereinfachen.

6. Mit Kommentaren sparen

Ihr Code sollte Kommentare enthalten, die den Zweck und die Absicht von Klassen, Schnittstellen, Methoden und Eigenschaften erklären. Gut dokumentierter Code ist schließlich wesentlich einfacher zu managen. zu pflegen und zu debuggen. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass gut dokumentiert auch klar dokumentiert bedeutet: Aussagekräftige Namen (siehe oben) und weniger komplexer Code sind hier möglicherweise hilfreicher als zu viele Kommentare.

7. Regelmäßig refaktorieren

Refactoring auf regelmäßiger Basis beseitigt Redundanzen, verringert Komplexität und verbessert die Codequalität. Darüber hinaus trägt es durch Design- und Strukturoptimierungen und auch dazu bei, dass die Codebasis im Zeitverlauf deutlich einfacher zu pflegen ist.

8. Einfach halten

Um die einfachste Lösung zu entwickeln, die den Anforderungen der Benutzer entspricht, und um unnötige Komplexität zu vermeiden, können Sie für Ihr Projekt auf das KISS-Prinzip zurückgreifen.

Enthält Ihre Applikationen unnötige Funktionen, erschwert das nicht nur Unit-Tests und Wartung, sondern beeinträchtigt auch die Benutzerfreundlichkeit. An dieser Stelle hilft Ihnen das YAGNI-Prinzip.

Kurzum: Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und sehen Sie davon ab, Ihren Code um der Perfektion willen "vergolden" zu wollen.

9. Unit-Tests ausschöpfen

Um Fehler in Ihren Anwendungen zu reduzieren, sollten Sie die Vorteile von Unit-Tests in Ihrem Softwareentwicklungs-Workflow voll ausschöpfen. So können Sie sicherstellen, dass eine Code-Einheit wie gewünscht funktioniert. Wenn Sie Ihren Code geändert oder umstrukturiert haben, sollten Sie die Unit-Tests zudem wiederholen, um sicherzustellen, dass noch alles so funktioniert wie es soll.

10. Code-Reviews nutzen

Code-Reviews können wertvolle Einblicke und Feedback liefern. Auch das eröffnet Ihnen und Ihrem Team nicht nur die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge zu sammeln, sondern auch Spaghetti-Code zu identifizieren. Peer-Reviews von Code können zudem dabei helfen, die Fallstricke zu verstehen, die bei der Programmierarbeit lauern. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.