"Comunity" wird mit "Composer" von Texas Instruments integriert

SNI rüstet sich für Software-Offensive

09.08.1996

MÜNCHEN (CW) - Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI), München, hat ein Kooperationsabkommen mit Texas Instruments Software (TI) unterzeichnet. Die Partner wollen ihre technologischen Konzepte im Bereich der Anwendungsentwicklung aufeinander abstimmen und gemeinsam Produkte auf den Markt bringen.

SNI ist an der "Composer"-Entwicklungsumgebung von TI interessiert, um künftig neue Applikationen im Server-Bereich auf Basis unterschiedlicher Betriebssysteme entwickeln und implementieren zu können. Softwarevorstand Peter Pagé hatte vergangene Woche im CW-Interview erklärt, die SNI-eigene komponentenbasierte Entwicklungsumgebung "Comunity" ziele bisher in erster Linie auf die Microsoft-Welt ab (vgl. CW Nr. 31 vom 26. Juli 1996, Seite 9: "SNI-Vorstand Pagé will den Comet-Erfolg wiederholen").

Um kommerziell erfolgreich zu sein, müßten auf Server-Ebene neben Windows NT auch Unix und die Mainframe-Welt unterstützt werden. An diesen De- facto-Standards im High-end-Bereich könne auch Microsoft so bald nicht rütteln. Die Münchner fahndeten deshalb nach einem international erfahrenen Partner mit Engineering-Know-how im Bereich professioneller, geschäftskritischer Client-Server-Anwendungen.

Einen solchen glaubt Pagé in Texas Instruments Software, hierzulande in Wiesbaden beheimatet, gefunden zu haben. Beim TI-Composer handelt es sich um ein modellbasiertes, plattformunabhängiges Entwicklungssystem für Großanwendungen, das eine Vielzahl von Betriebssystemen, Datenbanken und Netzwerkprotokollen unterstützt. Es bietet Tools für alle Phasen des Software-Lebenszyklus.

Gemeinsam können die Hersteller nun Entwicklungswerkzeuge sowohl für modellorientiertes Vorgehen als auch für das Rapid Prototyping anbieten.

Wie SNI mitteilt, wird Texas Instruments das Comunity-Framework ebenfalls in seine Technologie einbinden. Eine Kooperation mit SNI sei aus TI-Sicht interessant, weil die Deutschen Erfahrung beim Aufbau von Mail-, Directory-, Archiv-, Workflow- und anderen Diensten vorzuweisen hätten.

Die Hersteller haben sich in ausgewählten Marktsegmenten und Regionen gegenseitig Lizenzrechte an den eigenen Produkten eingeräumt. Die gemeinsamen Pläne gehen sogar soweit, daß TI und SNI ab Anfang nächsten Jahres einen industrieweiten Standard für Komponentendefinitionen erarbeiten wollen. Dabei orientieren sich beide erklärtermaßen an den Microsoft-Komponententechniken Object Linking and Embedding (OLE) sowie Active X.

Als langjähriger Microsoft-Partner hat TI hier bereits einige Vorarbeit geleistet. Erst kürzlich veröffentlichte das Unternehmen erste Spezifikationen eines OLE-basierenden Repositorys. Konkrete Ergebnisse des seit 1994 laufenden Projektes sollen noch dieses Jahr präsentiert werden.