Fest installiertes Zubehör

Smarthalo: Fahrrad zum Smartbike aufrüsten

21.10.2017
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Mit dem Smarthalo sollen Fahrräder ein intuitives Navigationsgerät erhalten, das gleichzeitig die Fitness fördert. Die Idee ist schlau, nur kleinere Probleme gibt es anfangs.

Seit dem Siegeszug des iPhone wird es an sich immer unvorstellbarer, ohne Smartphone aus dem Haus zu gehen und sportliche Aktivitäten nicht mit zu protokollieren. Oder sich vom Telefon die Richtung zeigen zu lassen. Die Apple Watch verstärkt diesen Effekt nur noch.

Auch für das Fahrrad werden digitale Gadgets immer unerlässlicher. Das iPhone kennt schließlich stets seinen Ort und hat auch unterwegs Zugriff auf das Internet, zahlreiche Hersteller machen sich das für Apps zu nutze, die den Tachometer am Rad entweder ersetzen oder sinnvoll ergänzen, etwa mit Karten der zu erkundenden Umgebung.

Richtungsanzeiger, relativer Tempo- und Entfernungsanzeiger und Alarmanlage
Richtungsanzeiger, relativer Tempo- und Entfernungsanzeiger und Alarmanlage

iPhone für das Fahrrad

Ein iPhone kann man sich wunderbar an den Lenker montieren, wir hatten erst kürzlich eine feine Halterung im Test. Für viele Zwecke ist das Smartphone aber überfunktional, der ständige Blick auf den Bildschirm könnte zudem ablenken, erst recht, wenn laufend Nachrichten oder Telefonate eintrudeln. So nutzen sportliche Biker gerne dedizierte Geräte, die das iPhone allenfalls unterstützt. In der Stadt hingegen sind andere Eigenschaften gefragt und genau hier setzt das Smarthalo an.

Schlau ist vieles an der Lösung, das Gerät selbst aber vor allem eine Anzeige für die auf dem iPhone laufende App. Diese hat noch kleinere Unzulänglichkeiten, aber eher nichts, was man nicht durch Softwareupdates lösen könnte. Konzentrieren wir uns daher erst auf die Hardware.

Einfache Montage dank Schritt-für-Schritt-Anleitung

Das Smarthalo lasse sich an jeder beliebigen Lenkerstange montieren, verspricht der Hersteller. Eine jede stand uns für den Test aber nicht zur Verfügung, sondern nur die des Treckingrades Diamant Elan und eines Crossbikes von Trek. An letzterem haben wir die Montage gar nicht erst versucht. Dass das Smarthalo hier nicht passen würde, liegt in unserer Verantwortung. Wir wollten aber weder den analogen Tacho noch die Halterung für das Batterielicht (es wird ja schon früh dunkel in diesen Tagen) abmontieren. Ohne weiteres Zubehör am Lenker hätte das Smarhalo aber auch hier gut gepasst.

Die Aufbauanleitung zeigt Schritt für Schritt, wie es geht. Schablonen und Sechskantschlüssel liegen bei.
Die Aufbauanleitung zeigt Schritt für Schritt, wie es geht. Schablonen und Sechskantschlüssel liegen bei.

An unserem Treckingfahrrad für die tägliche Fahrt zur Arbeit geht die Halterung wegen eines wuchtigen Vorbaus noch gerade so ran, sitzt aber sicher. Im Prinzip ist dieses Fahrrad mit seiner fest installieren Lichtanlage auch besser für den Test geeignet, denn wie der Hersteller einräumt, entspricht das Smarthalo nicht der Straßenverkehrsordnung, solange es als einziges Licht zur Benutzung vorgesehen ist.

Das liegt vor allem an den Paragraphen der StvO, das Smarthalo hat kein K-Prüfzeichen erhalten. Die Gründe sind uns nicht genau bekannt, das Siegel erhalten Leuchtanlagen nur, wenn sie ausreichend hell sind, einen bestimmten Bereich ausleuchten und andere Verkehrsteilnehmer nicht blenden - ein Rücklicht muss man ja separat montieren. Zwar ist das Licht des Smarhalo nicht so hell wie die extra helle Beleuchtung unseres Stadtrades und leuchtet auch nur einen kleineren Bereich aus.

Im Vergleich zu den trüben Funzeln, die wir früher hatten und so manchem Aufstecklicht kann sich das Smarthalo aber sehen lassen. Entgegenkommende Radler haben sich bei uns auch nicht wegen einer vermeintlichen Blendung beschwert. Unser Ratschlag bleibt bestehen: Smarthalo besser zusammen mit StVO-kompatiblen Licht verwenden, auch wenn vermutlich nur speziell ausgebildete Verkehrspolizisten über das Licht mäkeln würden.

Ist nicht ganz mittig montiert, stört aber wenig: Smarthalo von vorne.
Ist nicht ganz mittig montiert, stört aber wenig: Smarthalo von vorne.

Die Montage ist nicht ganz selbst erklärend, aber leicht erledigt, auch dank der beigelegten Maßschablonen, mit denen man feststellt, welche Einlage die Halterung bekommen muss und wie weit ihre beiden Holme auseinander stehen müssen. In der kostenlosen App ist eine sehr gute Anleitung integriert. Sehr schön gelöst: Packt man das Smarthalo aus, weist ein Aufdruck auf einem der inneren Kartons darauf hin, man möge sich erst die App laden und die Anleitung studieren. Die App liegt für iOS und Android vor, man muss also kein iPhone haben, um das Smarthalo zu nutzen.

Die App benötigt man auch, um das Smarthalo mit dem Smartphone zu koppeln. Das Gerät ist somit an ein Individuum gebunden, respektive an dessen Telefon. Natürlich kann man es auch an mehreren Fahrrädern nutzen, eine zweite Montageplatte kostet 29 Euro. Will man das Smarthalo jedoch an jemand anderen weitergeben, muss man es in seiner App erst entkoppeln und einem anderen Telefon neu koppeln. Vergisst man das, könnte das unangenehmen Begleiterscheinungen führen, wie wir sehen werden.

Drei Grundfunktionen

Im Betrieb bietet das Smarthalo im Wesentlichen drei Grundfunktionen: Als Navigationsgerät zeigt es entweder grob die Richtung oder weist konkret auf die Route hin, als Weitenmesser zeigt es mit einer relativen Skala an, wie viele der geplanten Kilometer schon gestrampelt ist und als Tachometer gibt es den Hinweis, ob man die gewünschte Geschwindigkeit erreicht hat oder noch ein paar Körner nachlegen muss. Zudem blinkt das Smarthalo bei eingehenden Telefonaten und SMS blau, meldet aber mangels Textdarstellung auf dem Bildschirm nicht, wer da genau etwas von einem will. In der lauten Stadt aber durchaus sinnvoll, überhört man doch gerne das Klingeln des iPhones, wenn es im Rucksack oder der Gepäckträgertasche steckt.

Aus der Sicht des Fahrers. Zum Abgleich bleibt der analoge Tacho am Lenker montiert.
Aus der Sicht des Fahrers. Zum Abgleich bleibt der analoge Tacho am Lenker montiert.

So weit die Theorie, in der Praxis zeigen sich nur kleine Problemchen. Relativ genau zeigte der Monitor anhand eines roten Kreissegmentes an dessen Rand, wie viel wir von der vorgenommenen Strecke bei einem Sonntagsausflug hinter uns gebracht hatten. Nach erreichen der Marke blieb das Display dunkel, so war es auch geplant. Aufgezeichnet hat die App indes die komplette Strecke, respektive die wichtigsten Daten wie Entfernung, Zeit, Höhenunterschied und verbrauchte Kalorien – errechnet aus unseren Gesundheitsdaten aus der App Health. Egal, ob man nun ein Entfernungs-, zeit- oder Geschwindigkeitsziel einstellt, das Smarthalo zeichnet unsere Aktivität auf, sobald wir losfahren. Und hält sie auch automatisch an. Am Ende der Tour müssen wir keine Aufzeichnung beenden, wie das etwa bei der Apple Watch und ihrer Trainingsapp der Fall ist. Leider stellen wir fest, dass während der kurzen Ampelstopps die Uhr weiterläuft und damit die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt, etwa auf den Wert, den auch die Apple Watch zeigt. Der analoge Tacho zeigt auf unserer Bürofahrt einen etwa zehn Prozent höheren Schnitt an. Apps wie Runkeeper oder Runtastic beherrschen den Ampelstopp auch beim Radeln, hier gilt es für Apple und Smarthalo nachzulegen.

Navigation Turn by Turn oder frei Schnauze: Hilfreich in der Stadt
Navigation Turn by Turn oder frei Schnauze: Hilfreich in der Stadt

In der Stadt wegweisend trotz kleinerer Fehler

Am nächsten Tag ging es dann mit aktivem Smarthalo in Richtung Büro, die Navigation dabei eingeschaltet. In der Theorie funktioniert das so: Das runde Display zeigt mit einem grünen Licht rechtzeitig an, ob und wann man abbiegen muss, optional von einem Signalton begleitet. Hat man sich verfahren, leuchtet das Kreisdisplay um sechs Uhr herum rot: Bitte wenden! Schön: An Kreuzungen zeigt das Smarthalo es auch an, wenn man geradeaus weiter muss.

Nun sind wir schon einige hundert Mal mit dem Radl in die Arbeit gefahren und kennen einen jeden Schleich- und Umweg, der Vergleich mit der Routenfindung per App ist ein wenig unfair. Was aber auffällt: Die grobe Navigation stimmt und an den meisten Abzweigungen bekommen wir das entsprechende Signal, fast immer rechtzeitig. Es sind aber auch ein paar abenteuerliche Vorschläge dabei, die uns eben nicht auf die idealen Radwege geführt hätten oder zu spät.

Hilfreich ist die Funktion aber auf alle Fälle in unbekanntem Terrain, dabei würden die kleineren Fehler auch nicht ins Gewicht fallen. Was aber ein großes Plus ist: Man muss nicht wie bei anderen (iPhone-)Navigationslösungen ständig konzentriert auf das Display glotzen und dabei womöglich den Blick auf die Straße verlieren, sondern hat die auffälligen Richtungsanzeiger am Rande des Gesichtsfeldes. So fällt die Suche, welchen Weg genau das Navi gemeint hätte, deutlich leichter und ist dabei weit ungefährlicher. Ein echtes Plus also für Stadtradler.

Auch in der Stadt getestet, aber doch eher für die Freizeittour über Nebenstraßen, Wald- und Feldwege gedacht, ist die Navigation nach Richtung. Man gibt in der App einfach nur sein Ziel ein, diese ermittelt die Entfernung nach Luftlinie. Für uns interessant: Unsere in langjähriger Erfahrung ermittelte Strecke ist nur 25 Prozent länger als die nur theoretisch zu passierende Direttissima. Schön gelöst: Das Display zeigt die Richtung an, in der unser Ziel liegt und je näher wir ihm kommen, umso grüner wird die Farbe der LEDs, von rot über gelb wechselnd. Dabei reagiert das Smarthalo zwar ein wenig träge, wie wir an 90-Grad-Abzweigungen gut feststellen können, ist beim Einpendeln aber auch nicht wesentlich langsamer als eine analoge Kompassnadel.

Klappt erst im zweiten Ansatz

Der dritte Versuch lässt uns zunächst ein wenig ratlos zurück. In der App lässt sich neben dem konkreten Ziel, einer Streckenlänge oder einer Zeit für die Aktivität auch ein Geschwindigkeitslimit eingeben. Das Smarthalo zeigt dann farbig und in Winkelgrad an, wie nahe man dem kommt. Die Anzeige beginnt in einer Halb-Acht-Stellung mit einer grünen LED, die finale rote leuchtet bei High Speed etwa bei halb fünf auf.

In der Stadt mag das weniger sinnvoll sein, wer aber auf einer sportlichen Tour einen gewissen Schnitt erreichen will, wird das zu schätzen wissen. Kommt die Anzeige allmählich in den roten Bereich, ist man der gewählten Höchstgeschwindigkeit relativ nahe, so muss man nicht ständig auf den Tacho glotzen, um das Gefühl für das eigene Tempo bestätigt zu wissen.

Bei unserem ersten Versuch versagte diese Funktion aber und zeigte die meiste Zeit unplausible Werte an, stand etwa schon auf rot, wenn wir gerade mal zwei Drittel des eingestellten Speeds erreichten. Zudem bemerkten wir mehrere Aussetzer, das Display des vollständig geladenen Smarthalo blieb dunkel, um dann plötzlich wieder zu leuchten. In die Aktivitäten-App schrieb die App anschließend drei Touren rein, eine davon über gerade einmal 220 Meter.

Smarthalo schreibt in die Aktivitätenapp, meist auch korrekt.
Smarthalo schreibt in die Aktivitätenapp, meist auch korrekt.

Reproduzieren ließ sich das Problem nicht, denn beim zweiten Versuch hat alles gepasst. 30 Kilometer in der Stunde eingestellt, öfter auch erreicht. Die erste hellrote Färbung war bei etwa 24 km/h zu sehen, über 30 km/h regte sich auf der Anzeige dann nichts mehr.

Laute Diebstahlsicherung

Radler können aber das Smarthalo auch noch anderweitig gut gebrauchen, denn es hat auch eine Alarmanlage integriert. Ist diese aktiviert und das gekoppelte iPhone nicht in der Nähe, reagiert sie auf versuchten Diebstahl mit einer 110 Dezibel lauten Sirene. Versehentlich kann man diese kaum auslösen, etwa, wenn man am Bahnhof neben einem Smarthalo-Rad parkt und dieses ein- oder zweimal leicht touchiert.

Die Empfindlichkeit der Alarmanlage lässt sich einstellen, ebenso ein Entsperrcode
Die Empfindlichkeit der Alarmanlage lässt sich einstellen, ebenso ein Entsperrcode

Wir haben den Alarm in der geschlossenen Garage mit ausgeschaltetem iPhone getestet: Ein Ruckler am Lenker und das Smarthalo brummt unter Aussendung eines roten Warnlichtes. Ein zweiter Ruckler, das gleiche Brummen und das Licht wird intensiver. Beim dritten Ruckler leuchtet das Display weiß auf und die Alarmanlage plärrt los. Wir mussten nicht warten, bis das iPhone wieder an war und die App gestartet, denn in dieser hatten wir zuvor einen Deaktivierungscode hinterlegt. Fünf Tipperer auf das Smarthalo, entweder kurz oder lang, in der richtigen Reihenfolge und das Gerät verstummt. Die 2 5also 32 Kombinationen sind ausreichend, neben einer derart lauten Sirene probiert kein Dieb die alle durch und der Zufall hilft nur in drei Prozent aller Fälle sofort weiter. Mal davon abgesehen sollte die Aufmerksamkeit von Passanten jetzt geweckt sein.

Problem mit Daten, weniger mit dem Akku

Ein Ärgernis sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Ein Ärgernis, für das der Hersteller nichts kann, die Deutsche Telekom aber umso mehr. Denn nutzt man das Smarthalo als stets präsenten Fitnesstracker, muss es auch vom iPhone immer den Ort abfragen. Das geht zu Lasten des Systemdienstes "Zeit und Ort". Für unsere jeweils einstündigen Fahrten benötigte das Smarhalo jeweils um die 20 MB, was auf den ersten Blick nicht viel ist. Sich aber gewaltig aufsummiert, wenn man oft fährt, für andere Ortungsfunktionen bleibt dann nicht mehr viel übrig, wenn man von der Telekom gerade mal 1 GB High-Speed-Volumen in seinem Tarif zur Verfügung gestellt bekommen hat. Aber das ist wie gesagt nicht dem Hersteller des Smarthalo anzulasten.

Wie lange der Akku hält, hängt vor allem davon ab, wie lange das Licht des Smarthalo brennt. Tagsüber haben wir auf einem Weg nur drei Prozentpunkte der Ladung verloren, vom vollständigen Aufladen am Montag Mittag bis zum Check am Mittwoch Abend - also nach drei Strecken, auf denen das Licht anging – sank die Ladung von 100 auf 67 Prozent. Aufladen kann man das Smarthalo mittels Mikro-USB, dazu entfernt man es auch besser von der Montageplatte. Zu diesem Zweck legt man einen Schlüssel an die Seite des Displays an, die Arretierung löst sich dann. Ohne den Schlüssel bekommt man das Smarthalo nicht ab. Es ist jedoch nur ein Schlüssel beigelegt, also vorsichtig damit umgehen!

Fazit

Navigationsgerät, Entfernungs-, Geschwindigkeits- und Zeitmesser mit relativer Anzeige und vor allem wirkungsvolle Alarmanlage: Das Smarthalo ist ein multifunktionales Gerät, auf das so mancher Stadtradler gewartet haben dürfte. Wir können nur Kleinigkeiten kritisieren, geben aber zu bedenken, dass man auf sein High-Speed-Volumen achten muss, nutzt man das iPhone nicht nur zum Radfahren. Der Preis von 139 Euro geht mehr als nur in Ordnung. (Macwelt)