Siemens bindet SBS noch enger an sich

18.07.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Zukunft bleibt unklar

Die Finanzbranche zählt nicht mehr zur bevorzugten Zielgruppe.
Die Finanzbranche zählt nicht mehr zur bevorzugten Zielgruppe.

Für Systemintegrations- und Beratungsvorhaben vereinbaren die Vertragspartner zumeist kurze Laufzeiten, die Projekte sind zudem individuell auf die jeweilige Kundensituation zugeschnitten und werden in der Regel nach Material- und Personalaufwand abgerechnet. Auch im Vertrieb sind beide Geschäfte sehr verschieden: Über Outsourcing-Deals entscheiden auf Kundenseite zumeinst Mitglieder der Geschäftsleitung, Projektaufträge werden dagegen auf Ebene der Abteilungsleiter abgeschlossen.

Die jetzt angekündigten Änderungen bereiten den Diskussionen um den Verbleib von SBS im Konzern kein Ende. Wieder einmal hat es das Management versäumt, mit einer klaren Strategie Spekulationen den Raum zu nehmen, und lässt damit Mitarbeiter und Kunden im Ungewissen. "Möglicherweise definiert Siemens die Rolle von SBS demnächst anders, spaltet das Unternehmen auf und fasst die profitablen Bereich unter einem Dach zusammen, wogegen die defizitären Aktivitäten in andere Geschäftszweige einfließen. So ließe sich das Margenziel zumindest offiziell erreichen", vermutet Dan Bieler, Analyst bei Ovum.

Frank Rothauge, Analyst Bankhaus Sal. Oppenheim, Frankfurt am Main, ist nach wie vor vom SBS-Verkauf überzeugt: "Die Neuorganisation sehe ich als Manöver: Man hat für SBS einen Anreiz geschaffen, die Restrukturierung zu beschleunigen", interpretiert er die Pläne. "Wenn Siemens die IT-Tochter Anfang 2007 zum Verkauf stellt, sehen die internationalen Bilanzierungsregeln nach IAS die Option vor, solche Geschäftsbereiche unter ,Assets held for Sale‘ zu verbuchen. Sie fließen nicht mehr in die offizielle Bilanz ein, Kleinfeld könnte so seine Margenziele erreichen", spekuliert der Analyst.

Drei SBS-Bereiche

  • Global Operations: In weltweit verteilten Lieferzentren konzentriert SBS die Mitarbeiter aus dem Outsourcing- und Projektgeschäft, die Services für Kunden liefern.

  • Global Sales: Auch das Verkaufspersonal arbeitet künftig unter einem Dach. Es vertreibt sowohl langfristige Auslagerungs- als auch kurz laufende Integrationsprojekte.

  • Global Portfolio: In dieser Einheit zentralisiert SBS die weltweite Produkt- und Portfolioplanung.

Dagegen wertet Ovum-Analyst Bieler die Pläne nicht als Anzeichen für einen Verkauf. "Die Margen sind so schlecht, dass es schwer wird, die Tochter zu einem akzeptablen Preis zu veräußern", begründete er seine Skepsis. "Ich glaube auch nicht, dass Siemens ein weiteres Mal wie beim Verkauf der Handy-Sparte dazu bereit wäre, einen Geschäftsbereich abzutreten und den künftigen Eigentümer dafür auch noch zu bezahlen." Einig sind sich die Analysten nur in ihren Zweifeln an einer schnellen Genesung des maladen Anbieters. "Die Restrukturierung kann auf gar keinen Fall so gut laufen, dass SBS in der jetzigen Form die gesteckten Margenziele erreicht", prognostiziert Rothauge.