Ausblick 2009

Siechtum der Halbleiter-Industrie geht weiter

22.12.2008

Schockierende Zahlen

In einer existenzbedrohenden Lage stecken die anderen Halbleiter-Zweige zwar noch nicht, aber auch hier zeigen sich die Auswirkungen des Abschwungs deutlich. So fahren die Hersteller von so genanntem Flash-Speicher, wie er in Digitalkameras oder MP3-Spielern zur Datensicherung eingesetzt wird, ihre Produktion deutlich zurück. Beim japanischen Branchenzweiten Toshiba und seinem US-Partner Sandisk stehen die Werke den halben Januar sogar ganz still. Weitere Einschnitte im Jahresverlauf sind wahrscheinlich.

Bei den Herstellern von Prozessoren sieht es nicht besser aus. Der weltgrößte Halbleiter-Konzern Intel schockte die Märkte schon im November mit einer Umsatzwarnung. Von einer "signifikant schwächeren Nachfrage" war da die Rede, Analysten sprachen im Anschluss von "schockierend schlechten Zahlen". Da Intel als Gradmesser für die gesamte Chipbranche gilt, saß der Schock entsprechend tief. Und dass der Branchenriese mit seiner düsteren Prognose Recht behalten sollte, bewies nur drei Wochen später der kleinere Rivale AMD: Im Schlussquartal wird dessen Umsatz nach eigenem Bekunden wohl um ein Viertel einbrechen.

Wie es bei all den schlechten Nachrichten um Deutschlands größten Halbleiter-Konzern Infineon steht, zeigt ein kurzer Blick auf den Aktienkurs: Lag der zu Jahresbeginn noch bei mehr als 8 Euro, so kostet das Papier heute weniger als 1 Euro. Damit ist Infineon der erste Pennystock im heimischen Leitindex DAX. Zur Dauerkrise bei Tochter Qimonda kommt nun auch noch der Absatzeinbruch bei den wichtigen Autokunden. Infineon stellt unter anderem Steuerungschips für die Bordelektronik her. Um 15 Prozent sehen die Münchener ihren Umsatz im laufenden Geschäftsjahr schrumpfen, rote Zahlen sind da nach Ansicht von Konzernchef Peter Bauer unausweichlich. Im vergangenen Geschäftsjahr, das im September endete, summierte sich das Minus hauptsächlich wegen Qimonda auf 3,1 Milliarden Euro.

Zusammenschlüsse oder Übernahmen hält Bauer aber trotz der prekären Lage der gesamten Industrie für unwahrscheinlich: "Momentan kümmert sich jeder um sich selbst. Jeder ist damit beschäftigt, Sanierungsprogramme auf den Weg zu bringen und seine eigene Bilanz in Ordnung zu bringen." Gelder für Fusionen und Übernahmen seien wegen der Finanzkrise kaum aufzubringen. "In wirklich schlechten Zeiten gibt es keine Konsolidierung." (Daniel Schnettler - dpa/ajf)