Sicherheitsexperten müssen für ihre Sache werben

10.01.2002
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Molina-Lozano sieht den Arbeitsmarkt nicht so eng: "Dass viele Unternehmen entlassen, erleichtert uns die Personalsuche. Schließlich wollen wir nicht einen fertig ausgebildeten Sicherheitsberater, den es sowieso nicht gibt, sondern einen fähigen Ingenieur oder Informatiker, der an der Security Interesse hat." Bevor der in Frage kommende IT-Profi eingestellt wird, muss er sich noch der internen Beurteilung stellen. Wird er als Bastler oder Technik-Freak eingeschätzt, sehen seine Chancen, im Sicherheitsbereich eine strategische Position zu erhalten, schlecht aus.

Vertrauenswürdigkeit ist extrem wichtig

Aber auch für die eher techniklastigen Kollegen der Security-Mannschaft gibt es genug zu tun. Zu ihrem Job gehört es, sich hin und wieder als "Hacker" zu betätigen - das heißt, sie versuchen, ihren eigenen Computer zu knacken. Auf die Frage, ob im Sicherheitsbereich auch ehemalige Hacker eingesetzt werden, antworten die Verantwortlichen sehr zurückhaltend.

Allgemeiner Tenor: Stabilität in der Lebensführung und der Persönlichkeit sowie Vertrauenswürdigkeit seien in diesem sensiblen Gebiet extrem wichtig. Etwas offener äußert sich dagegen die Frankfurter Arago. Bei dem Sicherheitsdienstleister haben Hacker durchaus eine Chance. Geschäftsführer Hans Boos: "Wie soll jemand, der sich noch nie als Hacker betätigt hat, die Denkwiese eines Eindringlings verstehen?" Allerdings suche Arago nur intelligente Hacker, für die das Ganze in erster Linie ein Spiel darstellt, in dem das System geschlagen, aber nicht zerstört werden soll. "Wer nur Schäden verursachen will, hat bei uns keine Chance", stellt Boos klar.

Hacker-Angriffe sind gefährlicher geworden

"Die Zahl der Hacker-Angriffe hat seit dem 11. September nicht nur stark zugenommen - die Attacken sind auch wesentlich gefährlicher geworden", hat Boos festgestellt. Er glaubt, dass hinter dieser Art von Cyberkriminalität zunehmend hochkarätige, möglicherweise sogar organisierte Info-Banditen stecken: "Je intelligenter und komplexer die Angriffe werden, desto professioneller müssen die Sicherheitsexperten sein. Sonst könnte es zum Hase-und-Igel-Rennen werden."

Eine technische Entwicklung hat der Terrorakt ganz sicher vorangetrieben - die Biometrie als Werkzeug der klassischen Zugangskontrolle. Das Fachzentrum Human Computer Interaction (HCI), das Bernhard Kämmerer bei Siemens leitet, beschäftigt sich mit der Unterschrifts- und Stimmerkennung. Seine Mitarbeiter sind studierte Elektrotechniker oder Informatiker. "Sie müssen wissen, wie der Sensor aussieht, wie man die Signale verarbeitet und die speziellen biometrischen Untersuchungen macht", erläutert der Siemens-Manager.

Dieses Wissen werde aber nur selten im Studium vermittelt, sondern durch Training-on-the-Job. Als der Münchner Konzern im Frühsommer letzten Jahres für den Biometriebereich Stellen aussschrieb, war die Resonanz enorm. Dazu Kämmerer: "Die jungen Leute finden das Thema einfach spannend. Allerdings muss den Kandidaten klar sein, dass sie in diesem Bereich nicht automatisch Karriere machen können." Zwar sei die Technik vorhanden, aber die Unternehmen hielten sich in puncto Anwendung noch zurück. Der vorausgesagte Boom, so der Siemens-Manager, ist trotz New York bislang noch ausgeblieben. Für die Zukunft indes sieht Kämmerer für IT-Fachleute hier gute Chancen.