Sourcing Trends

SIAM & Multi-Provider-Sourcing

06.07.2016
Von  und Tony Pfeiffer
Jürgen Bonn schreibt als Experte zu den Themen IT-Strategie & IT Governance sowie IT Sourcing. Er ist Geschäftsführer der Ardour Consulting Group, einer auf IT Sourcing Advisory Services spezialisierten Management Beratung. In seiner aktuellen, sowie früheren Positionen bei Diebold, Deloitte und der alfabet AG hat er über einen Zeitraum von über 20 Jahren in vielen Projekten seine Erfahrungen einbringen können.

Flexiblere Vertragslaufzeiten werden möglich

Jeweils 30 Prozent der Befragten gaben an, dass die Vertragslaufzeit etwas kürzer oder viel kürzer ausgefallen ist. Dieser Trend zeigt sich allerdings auch bei den klassischen Sourcing-Modellen. Bei 27 Prozent der befragten Teilnehmer ist die Vertragslaufzeit gleich geblieben, während 13 Prozent mit einer längeren Vertragslaufzeit arbeiten.

Im Multi-Sourcing sind auch zum Teil deutlich kürzere Vertragslaufzeiten möglich.
Im Multi-Sourcing sind auch zum Teil deutlich kürzere Vertragslaufzeiten möglich.
Foto: Ardour Consulting Group GmbH

Damit einhergehend nimmt der Umfang der Services innerhalb eines Vertrags mit einem Dienstleister ab, was zum Verlust von Skaleneffekten führt. So gaben 44 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Vertragsvolumen kleiner geworden ist. Im Gegensatz dazu wuchs bei 22 Prozent der Vertragsumfang. Bei einem Drittel ist es gleich geblieben.

Fazit

Multi-Provider-Sourcing ist kein neuer Begriff in den Sourcing-Strategien der Unternehmen, sondern in vielen Fällen bereits etabliert. Eine effiziente Providersteuerung aufzubauen, birgt allerdings komplexe Herausforderungen und bedarf bei den Unternehmen, die den Schritt zum Multi-Sourcing gegangen sind, noch immer vieler Nacharbeiten. Hier kann vorweggegriffen werden, indem bereits im Rahmen der Ausschreibung sowie der Vertragsgestaltung die notwendigen Konzepte vorausgedacht und Lösungen - auch gemeinsam mit den Dienstleistern - erarbeitet werden, welche dann im Vertrag verankert werden. Dies ist sicher einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches Multi-Provider-Sourcing.

Ferner wird beim Multi-Provider-Sourcing häufig einem Aspekt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt: dem Management der Abhängigkeiten zwischen den IT-Services. Nicht mehr so sehr die Kernbestandteile eines IT-Services sind zu steuern, sondern eher die Schnittstellenbereiche und deren Abhängigkeiten. Je kleinteiliger die IT-Services "geschnitten" sind, desto mehr Abhängigkeiten bestehen zwischen den IT-Services. Liegt nun in diesen Schnittstellen auch ein Provider-Wechsel vor, dann muss klar sein, wer, wann, wem, wie bei welchem IT-Service helfen muss. Damit werden auch die IT-Service-Beschreibungen komplexer und umfangreicher und der Abstimmungsaufwand bei den Vertragsverhandlungen steigt.

* An dem Sourcing Pulse Check 2015 haben sich Verantwortliche aus 173 Unternehmen beteiligt. Die Erhebung fand im Zeitraum Juli - August 2015 statt. In Bezug auf ihre betriebliche Positrionen verorten sich 28,6 Prozent im Top-Management und 62,6 Prozent im mittleren Management. Der Kreis der Teilnehmer ohne unternehmerischen Verantwortungsbereich beziffert sich auf 8,8 Prozent.