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Shai Agassi, SAP: Oracle ist eingebildet

06.04.2006
SAP forciert die Entwicklung von Branchenlösungen für seine Enterprise Services Architecture (ESA) und hat keine Angst vor Verfolger Oracle.

SAP lasse sich nicht von Oracles Anstrengungen im Applikationsbereich einschüchtern, versicherte Shai Agassi, President von SAPs Product and Technology Group, auf der Software 2006 Conference, die derzeit im kalifornischen Santa Clara stattfindet. Behauptungen, Oracle schicke sich an, die Führung im Markt zu übernehmen, verwies der SAP-Manager ins Reich der Spekulation. Vor der Übernahme von Peoplesoft habe Oracle rund 30 Prozentpunkte hinter SAP gelegen. Derzeit betrage der Abstand Agassi zufolge 35 Prozentpunkte. Vermutlich sei dies der Grund für das kleine "i" in den Produktbezeichnungen bei Oracle. "Das "i" steht für 'imaginary' (eingebildet)."

Um den Anspruch auf die eigene Marktführerschaft zu untermauern, führte Agassi die Fortschritte SAPs bei der Entwicklung der Enterprise Services Architecture (ESA) an. Derzeit arbeite man daran, speziell an bestimmte Branchen und Marktnischen angepasste Lösungen zu entwickeln. Diese so genannten Micro-Verticals sollen von SAP selbst wie auch von Partnern kommen und über die Integrationsplattform Netweaver in die SAP-eigene Ausprägung einer Service-orientierten Architektur (SOA) eingebunden werden. Agassi schätzte die Zahl der Micro Verticals auf rund 4000. Da SAP diese unmöglich alle selbst entwickeln könne, sei man auf die Unterstützung von Softwarepartnern angewiesen.

Unter den SAP-Kunden gibt es allerdings immer noch Bedenken über den Weg in die neue Service-bestimmte Softwarewelt. So fragte ein Vertreter des SAP-Kunden Shell, was es das Unternehmen koste, in die ESA-Welt zu wechseln. Schließlich habe der Öl-Multi bereits hunderte von Millionen Dollar in SAP-Software investiert. Agassi versicherte, es liege ganz im Ermessen der Kunden, wie schnell sie das neue Servicemodell adaptieren wollten. Eine Antwort auf die Kostenfrage blieb er indes schuldig.

Zuletzt waren zum wiederholten Mal Diskussionen um die Rentabilität von SAP-Lösungen entbrannt. So hatten die Marktforscher von Nucleus Research ermittelt, SAP-Anwender würden weniger erfolgreich im Markt agieren als ihre Wettbewerber (siehe auch: SAP-Software macht Anwender nicht erfolgreicher). Entgegen dem oft von der SAP strapazierten Marketing-Slogan, würden erfolgreiche Unternehmen eben nicht SAP-Software einsetzen. SAP-Sprecher Bill Wohl wies diese Ergebnisse postwendend zurück (siehe auch: Update: SAP-Software macht Anwender nicht erfolgreicher). Seiner Einschätzung zufolge weise die Untersuchung gravierende Mängel auf. Zum einen sei die Zahl der geprüften SAP-Kunden nicht repräsentativ, zum anderen die Berechnung der Profitabilität irreführend. (ba)