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SCO bekräftigt zweigleisige Strategie

03.08.2004

Auf der Partner- und Anwenderkonferenz Forum hat SCO erkennen lassen, dass es sowohl den juristischen Kampf gegen Linux als auch die Entwicklung von Unix fortsetzen möchte. Vor 350 Gästen im MGM Grand Hotel in Las Vegas gab sich Firmenchef Darl McBride sicher, die Gerichtsverfahren gegen IBM, Novell und Red Hat zu gewinnen. "Im Laufe des nächsten Jahres werden sie erleben, dass Big Blue in großen Problemen steckt", versuchte er Zuversicht zu verbreiten. "Wenn diese Kämpfe vorbei sind, werden wir sehen, ob Linux noch freie Software ist." Sein Unternehmen habe genug Geld, um die kostspieligen Prozesse fortzuführen: "Wir werden auch nach 15 Runden noch im Ring stehen." Allerdings scheint SCO nach der Niederlage gegen DaimlerChrysler vorerst keine weiteren Linux-Anwender mehr vor den Kadi zerren zu wollen. "Wir sehen dafür keine Notwendigkeit", erklärte McBride in einem Interview mit IDG News Service. Die Verfahren gegen Linux-Anbieter hätten Vorrang.

Überhaupt werde SCO völlig falsch wahrgenommen, ärgerte sich McBride: "Es nervt mich, wenn man sagt, SCO sei nur eine Firma, die von Gerichtsprozessen lebt." SCO ruhe sich nicht auf alten Lorbeeren aus, sondern entwickle Unix weiter. So präsentiert das Unternehmen auf dem Forum die neue Version 7.1.4 von Unixware, das nun als Basis für Java-Applikationen und Web-Services fungieren kann. Hinzu kommt "SCOoffice Server 4.1", eine E-Mail- und Groupware-Anwendungen für kleine bis mittelgroße Unternehmen. Mit "Smallfoot" präsentiert das Unternehmen erstmals ein Toolkit zur Entwicklung von schlanken Unix-Kernen für Embedded Systems. Auf Version 2.6 hob der Anbieter "Vintela Authentication from SCO", ein auf dem Verschlüsselungssystem "Kerberos" basierendes Angebot zum Management einheitlicher Anwender-IDs in heterogenen Unix- und Windows-Umgebungen.

Für das erste Quartal 2005 kündigte SCO "Legend" an. Dies ist der Codename für das nächste Release der Unix-Variante Open Server. Legend soll einen einheitlichen Entwicklungspfad für dieses Derivat und Unixware eröffnen. Gleichzeitig soll es sowohl die klassische 32-Bit-x86-Architektur unterstützen wie auch die 64-Bit-Erweiterungen von Intel und AMD. Ein wesentliches Element auf diesem Weg ist die in Las Vegas angekündigte Einrichtung von "SCO Marketplace". Dies soll ein Internet-basierender Marktplatz sein, auf dem sich Entwickler für die bezahlte Programmierung von Projekten bewerben können. Als "Weg vom development-for-free zum development-for-fee" propagiert McBride diesen Versuch, das Open-Source-Modell zu widerlegen. "In der Zukunft werden Softwareentwickler mehr dadurch motiviert, für ihre Arbeit bezahlt zu werden, als dadurch, ohne Bezahlung zu etwas beizutragen." (ls)