Kredit und BAföG im Studium

Schuldenfalle Ausbildung

13.01.2017
Von 
Olaf Kempin ist Mitgründer und Co-Geschäftsführer des Darmstädter Personaldienstleisters univativ. Er beschäftigt sich mit Fragen rund um die Personalwirtschaft und den Arbeitsmarkt.
Jeder zweite Student verschuldet sich im Studium. Bei vielen Hochschulabsolventen laufen durch BAföG oder Studienkredite sogar erhebliche Schulden für die Ausbildung auf, die sie als Berufseinsteiger abstottern müssen.
  • Fast jeder zweite Student startet mit Schulden ins Erwerbsleben.
  • Das Studium wird meist mit BAföG oder Krediten finanziert.
  • Nur ein Zehntel der Studenten profitiert von Stipendien.

Im Schuldneratlas zeichnet sich seit Jahren ein Trend ab: Immer mehr Deutsche haben Schulden, und viele Schuldner können sie nicht tilgen. Besonders gefährdet sind auch junge Menschen wie Studenten und Berufsanfänger. Zwar wurden die Studiengebühren an öffentlichen Universitäten wieder abgeschafft und können Studenten von Vergünstigungen profitieren, die finanzielle Belastung während des Studiums bleibt dennoch groß.

Viele Studienabsolventen häufen in ihrer Ausbildung einen Schuldenberg an.
Viele Studienabsolventen häufen in ihrer Ausbildung einen Schuldenberg an.
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Ein Studium verschlingt mit Semesterbeitrag, Miete, Lebensmitteln, Büchern und Lernmaterialien sowie gegebenenfalls auch noch einem Auslandsaufenthalt viel Geld. Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG oder ein Studienkredit sind für Studierende natürlich hilfreich, decken jedoch meist nicht den kompletten Finanzbedarf. Außerdem haben sie zur Folge, dass fast jeder zweite Student mit Schulden ins Erwerbsleben startet. Das zeigt eine Umfrage zum Thema Studienfinanzierung im Auftrag des Personalvermittlers univativ.

Eltern sind die Hauptsponsoren

Die Erhebung ergab, dass nur 56 Prozent der befragten Absolventen finanziell unbelastet ins Berufsleben starten können. Die meisten Befragten aus dieser Gruppe profitieren dabei vom Portemonnaie der Eltern. Jeder zweite Student erhält finanzielle Unterstützung von zu Hause, für einen Großteil sind die Eltern während der Studienzeit sogar die Haupteinnahmequelle. 44 Prozent der Befragten hingegen müssen nach dem Studium in ihrer Ausbildungszeit angehäufte Schulden begleichen. Dabei können beträchtliche Summen zusammenkommen.

Zwölf Prozent der Hochschulabsolventen gingen laut Umfrage mit 10.000 bis 19.999 Euro Schulden in die Erwerbstätigkeit, elf Prozent mit immerhin noch 6000 bis 9999 Euro. Bei acht Prozent der Interviewten beliefen sich die Schulden zum Zeitpunkt des Uniabschlusses auf 3000 bis 5999 Euro. Lediglich zehn Prozent hatten weniger als 3000 Euro Schulden. Mehr als 20.000 Euro Schulden musste nur eine Minderheit von drei Prozent der Befragten während des Studiums aufnehmen.

Große Bedeutung von BAföG und Studentenjobs

Angefallen sind die Schulden meist durch BAföG oder Studienkredite. Die staatliche Ausbildungsbeihilfe ist eine von drei Haupteinnahmequellen während des Hochschulstudiums. Insgesamt gaben 35 Prozent der Befragten an, BAföG zu beziehen. 22 Prozent bestritten während des Studiums davon sogar ihren gesamten Lebensunterhalt. Zwar müssen Absolventen maximal 10.000 Euro der empfangenen BAföG-Zahlungen zurückzahlen, allerdings stellt auch dieser Betrag eine erhebliche Belastung für Berufseinsteiger dar. Zum Vergleich: Einen Studienkredit nahmen lediglich zehn Prozent der Befragten auf, von einem Stipendium profitierten nur neun Prozent.

Doch welche Alternativen gibt es, wenn die Hilfen zur Studienfinanzierung nicht zum Leben reichen? Die Eltern um mehr Geld bitten ist nur für fünf Prozent der Befragten eine Option. Im Gegenteil: Sieben Prozent sind sogar der Überzeugung, dass sie lieber weniger elterliche Hilfe hätten annehmen sollen. Im Nachhinein betrachtet gaben mehr als ein Drittel der Absolventen an, dass sie im Lauf des Studiums gerne mehr gearbeitet (35 Prozent) und sich stärker um Fördermöglichkeiten bemüht (28 Prozent) hätten.

Studentenjob statt Schulden

Tatsächlich ist eine weitere häufig genannte Einnahmequelle der Nebenjob. 67 Prozent gaben an, ihr Studium zumindest zum Teil selbst finanziert zu haben. Ein Drittel bestritt seinen Lebensunterhalt sogar vorrangig aus dieser Einnahmequelle. Offenbar kann ein Studentenjob der Weg aus der "Schuldenfalle" Studium sein. Für Studenten, die Kreditschulden vermeiden und das Konto der Eltern schonen wollen, ist der Job neben dem Studium der Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit. Im Idealfall erleichtert er auch noch den Berufseinstieg, wenn man dabei relevante Praxiserfahrung für den späteren Berufsalltag sammelt. (pg)