Schüler freuen sich über Multimedia

26.09.2002
Von Johannes Kelch

Zu Beginn des Schuljahres 2002/2003 war bei rund 100 Schulen die Ausstattung mit Hardware abgeschlossen. Außerdem waren 74 Prozent der Baumaßnahmen im Gange oder beendet. Bevor an einer Schule der erste Computer installiert wird, müssen die Lehrer Hausaufgaben machen. Sie haben festzulegen, welche Lehrplaninhalte und Projekte sie mit Medienunterstützung realisieren wollen. Daraus entwickelt ein Team an der Schule einen „pädagogischen Technologieplan“. Erst wenn die Lehrerkonferenz einem solchen Plan zugestimmt hat, kümmert sich die PIK-Projektleitung um die Finanzierung und Realisierung der Ideen. Meist zieht sich die Installation über drei Jahre hin. Die Geräteausstattung soll kontinuierlich mit der Erfahrung der Lehrer wachsen.

Im Gegenzug zur Technologieplan-Entwicklung bieten die PIK-Verantwortlichen den Lehrern ein hohes Maß an „Ausfallsicherheit“. Der pädagogische Mitarbeiter im PIK-Projekt Anton Steiger verweist vor allem auf „professionelle Verteilungsmechanismen“. Fällt ein gerade im Unterricht benötigter Server aus, genügt ein Anruf, und dann setzen geschulte Fachleute den Server innerhalb von wenigen Stunden neu auf. Etwas länger dauert es bei einem Zusammenbruch der Hardware, doch nach den geltenden Service-Level-Richtlinien muss T-Systems eine kaputte Workstation innerhalb von zwei Tagen reparieren.

Neuland betreten die PIK-Leute mit der Entwicklung einer pädagogischen Oberfläche. Dieses Web-Frontend soll künftig die Lehrer im computergestützten Unterricht bei Routinearbeiten entlasten, erklärt Steiger. Die pädagogische Oberfläche ermöglicht es, elektronische Dokumente auszuteilen, bearbeitete Aufgaben zur Korrektur einzusammeln und den Zugriff auf das Internet und die Drucker zu steuern. Diese Software wird seit Beginn des neuen Schuljahres in vier Schulen getestet.

„Der Teufel steckt im Detail“

Auf der Suche nach den Indikatoren, die dazu führen, dass Schüler ein hohes Maß an Medienkompetenz entwickeln, hat Oliver Vorndran, Projektleiter Bildung und Medien bei der Bertelsmann-Stiftung, weltweit fünf auf diesem Gebiet führende Länder identifiziert (USA, Großbritannien, Finnland, Australien und Deutschland). Experten aus diesen Ländern nannten dann jeweils zwei führende Regionen. Leverkusen und München kamen als deutsche Städte unter die ersten Zehn. Die internationale Benchmarking-Studie „IT in Schulregionen“ wird noch in diesem Jahr veröffentlicht.

Die Bertelsmann-Studie ist eine unabhängige Bestätigung für das Münchner Konzept. Doch die PIK-Verantwortlichen ruhen sich auf diesem Erfolg nicht aus. Gerhard Mayer, stellvertretender Projektleiter, berichtet über Probleme, die noch zu lösen sind. An erster Stelle nennt er Zeitdruck. Es sei schwierig, innerhalb von vier Jahren 330 Schulen komplett zu vernetzen, auszustatten und zu administrieren. „Der Teufel steckt im Detail“, so Mayer.

Das PIK-Projekt kann auch bestimmte Ansprüche nicht erfüllen. So ist es derzeit nicht möglich, etwa 1000 Softwareprogramme - wie von vielen Lehrern und Schülern gewünscht - zu skriptieren und damit für die Verteilung im Netz tauglich zu machen. Ungelöst ist ferner die Bewertung und Auswahl von Lernsoftware. Bei dem riesigen Angebot auf dem Markt ist es auch für das Münchner Schulreferat schwierig, die Nadel im Heuhaufen zu finden. (hk)

Fotoquelle: IBM