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Schöner spielen – Videogames abseits der Massenware

09.07.2007

"Entscheidend für den Erfolg ist die Kreativität und Neuartigkeit eines Spielkonzepts", sagt Martin Lober, Pressesprecher von Electronic Arts in Köln. "Viele kunstvolle Spiele waren zunächst überhaupt nicht für den Massenmarkt gedacht und entwickelten sich erst nach und nach zu Kassenschlagern." Wichtig sei es, bei besonderen Spielen wie "Katamari Damacy" Mut zu beweisen und einen langen Atem als Publisher zu haben. "Der Markt für Spiele, die einen hohen künstlerischen Anspruch haben, ist naturgemäß kleiner als für Mainstream-Produkte", sagt Lober. Das sei nicht anders als beim Film oder in der Literatur auch.

"Das Problem ist, festzulegen, was ein kunstvolles Videospiel ist", sagt Wittiger. Künstlerisch wertvolle Spiele gebe es viele. "Katamari Damacy hat zum Beispiel eine herausragende Erzählstruktur und faszinierende Comicgrafiken." Manchmal stecke aber auch in Spielen Kunst, von denen man es nicht unbedingt vermuten würde, urteilt Wittiger: "Capcoms "Killer7" zum Beispiel ist ein extrem künstlerisch gestalteter Shooter." Doch die meisten Kritiker sehen in dem Spiel nur die Umsetzung einer blutrünstigen Fantasie und ein Spiel, das schlecht zu steuern ist.

Selbst Spiele, die im gewohnten gestalterischen Gewand daherkommen, sind meist künstlerischer, als es auf den ersten Blick scheint. "Shadow of the Colossus" für die Playstation 2 (PS2) ist ein klassisches Videospiel. Aber die Levelarchitektur, das Design und die Geschichte seien so außergewöhnlich, dass es leicht falle, von Kunst zu sprechen, sagt Wittiger. Der Titel gilt laut Wittiger neben seinem Vorgänger "ICO" als eines der schönsten Spiele für die PS2.

"Es braucht nicht immer einen großen Publisher, um ein Kunstspiel bekannt zu machen", sagt Hannes Bohn. Als Beispiel nennt er "Flow", das mehr ein Beruhigungsprogramm als ein klassisches Videospiel ist. "Mit extrem reduzierten Grafiken und tollem Sound Plankton zu vergrößern und zu verkleinern, das ist erstaunlich einfach, hat aber eine enorme Spieltiefe." Mittlerweile ist das Plankton-Spiel fester Bestandteil im Downloadservice für die Playstation 3 (PS3) und einer der erfolgreichsten Titel des Onlineangebots von Sony. Bevor "Flow" als Download im PS3-Shop angeboten wurde, ist es laut Bohn aber schon vielen Internetbenutzern als Flash-Spiel bekannt gewesen.

Laut Lober ist es selbstverständlich, auch kleinere und künstlerische Spiele zu fördern. Er sei davon überzeugt, dass in Zukunft die Medien nicht ausschließlich über die Gewaltspiele berichten werden, sondern eben auch über Kunstspiele - wenn diese durch die großen Videospielfirmen ausreichend gefördert werden. (dpa/ajf)