Schnüffelsoftware spioniert PC-Anwender aus

01.07.2004
Von Martin Seiler

Oliver Pott, Geschäftsführer von Pestpatrol Deutschland, räumt ein, dass nur sieben bis acht Prozent der Spionageprogramme zur höchsten Gefährdungsklasse gehören. Das Gros der Schnüffler stellen Cookies dar, die aufzeichnen, wann ein User welche Web-Seiten besucht und welche Inhalte er dabei aufruft.

Einen Schritt weiter geht so genannte Adware, also mittels Werbung finanzierte Programme: Diese beschränken sich häufig nicht darauf, dem Benutzer hin und wieder ein paar Produkteinblendungen zuzumuten, sondern sammeln wie die Software des Unternehmens Gator, das inzwischen unter Claria firmiert, Daten über das Surfverhalten der User und verkaufen diese Informationen an die Werbekunden weiter. Der Hersteller nennt dies selbstbewusst "Online-behavioural Marketing", was so viel heißt wie am Online-Verhalten des Surfers orientiertes Marketing. Auch die Client-Software der Internet-Tauschbörse "Kazaa" sammelt fleißig Informationen über ihre Benutzer und übermittelt diese zur Auswertung und Weiterverarbeitung über das Internet an spezielle Server.

Der Anbieter Webroot warnt, dass Adware Komponenten auf dem Rechner installiert, die persönliche Informationen, beispielsweise über das Alter, Geschlecht, Wohnort, Kaufinteressen oder Surfgewohnheiten sammeln. Häufig sind nur versteckt in den Nutzungsbedingungen der Software Hinweise darauf zu finden, dass überhaupt Spyware installiert wird. Der zumeist ahnungslose Mitarbeiter kann sich daher nicht erklären, woher die plötzliche Flut von Popup-Einblendungen kommt, warum sein System langsamer läuft und auch die Netzverbindung schlechter ist als sonst.

Die bei weitem gefährlichste Spyware-Kategorie bilden jedoch Tools, die sich unter Oberbegriffen wie Systemüberwachung oder Aktivitäts-Monitoring zusammenfassen lassen. Dazu gehören etwa Keylogger, die sämtliche Tastatureingaben erfassen und in eine Datei speichern. Diese kann von einem Angreifer später ausgewertet und beispielsweise auf darin enthaltene Passwörter, Kreditkartennummern oder sonstige sensible Informationen untersucht werden. "Keylogger stellen einen relativ hohen Anteil innerhalb der Spyware dar", warnt Experte Pott. Inzwischen verbreiten sich Keylogger auch über Viren und Würmer: "Fizzer" (Mai 2003), "Bugbear.B" (Juni 2003) und "Mydoom" (Januar 2004) enthielten alle ein entsprechendes Modul, das auf den infizierten Rechnern installiert wurde.

Eine andere Form der Überwachung ermöglicht das im Internet verfügbare Programm "Soundsnooper": Einmal installiert, überwacht es die Soundkarte des PC und beginnt automatisch mit der Aufzeichnung, sobald über das dazu notwendige Mikrofon Sprache wahrgenommen wird. Um Festplattenplatz zu sparen, stoppt die Aufnahme, sobald es ruhig ist. Der Anbieter nennt als Anwendungsmöglichkeiten unter anderem das Aufzeichnen von Konferenzen, das Mitschneiden von Telefonaten sowie das Überwachen von Mitarbeitern.

Neben diesen auf bestimmte Funktionen spezialisierten Tools gibt es aber auch Produkte, die fast alle Aktivitäten an einem PC überwachen und dokumentieren können. Dazu gehören unter anderem "System Recon", "Surf Spy" (von dem es auch eine Enterprise-Version gibt), "Eblaster", "Farsighter", "Realtime Spy", "Spy Agent", "Actmon", "Orvell", "Spector" oder "Winston". Einige dieser Werkzeuge erfassen nahezu alles, was am PC geschieht. Zum Standard zählt neben dem Protokollieren der Tastaturanschläge, der aufgerufenen Anwendungen und der besuchten Web-Seiten das Anfertigen von Screenshots in einem festgelegten Intervall (siehe Kasten "Spyware-Arten"). Auch Chat-Sessions, E-Mail-Verkehr oder Instant Messaging lassen sich aufzeichnen, einzelne Lösungen können sogar so konfiguriert werden, dass sie nur bei bestimmten