Enterprise-Architekten

Schlüsselkompetenzen erfolgreicher Cloud-Architekten

12.09.2014
Von Petra Spitzfaden
Private- oder Public-Cloud-Lösungen ergänzen vermehrt herkömmliche Client-Server- und Mainframe-Umgebungen. Mit dem zunehmenden Cloud-Engagement der Unternehmens-IT wandelt sich auch der Job des Architekten. War er früher vor allem der technisch brillante Designer, der die IT-Infrastruktur gestaltete, muss er heute auch Aufgaben eines Managers übernehmen. Und bisweilen eines Diplomaten.

Die Bedeutung des Enterprise-Architekten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn es darum geht, IT-Organisationen in Richtung Cloud Computing zu transformieren. Es reicht nicht zu sagen, wir machen mal ein wenig Cloud, weil es billiger, flexibler und skalierbarer ist. Die Voraussetzungen und Ziele, Kosten und Nutzen sind zu prüfen, bevor eine Cloud-Initiative gestartet wird.

Verlässlicher Partner-Manager

Karsten Specht, Regional Vice President Solution Sales bei ASG Software Solutions, einem Anbieter von Lösungen für die Cloud-Orchestrierung, betont: "Cloud-Provider können die Analyse der Ist-Situation und die Definition der Ziele nicht übernehmen. Diese Aufgabe muss der Enterprise-Architekt leisten." Das Job-Profil des Architekten wandelt sich vom Technologie-Experten hin zum Partner-Manager. Er kümmert sich um die Beziehungen zwischen den Stakeholdern seines Unternehmens und den Cloud-Partnern.

Karsten Specht, Regional Vice President Solution Sales bei ASG Software Solutions : "Der Enterprise-Architekt muss die Ist-Situation analysieren und die Ziele definieren."
Karsten Specht, Regional Vice President Solution Sales bei ASG Software Solutions : "Der Enterprise-Architekt muss die Ist-Situation analysieren und die Ziele definieren."
Foto: ASG Software Solutions

Diese Aufgabe braucht hochrangige Unterstützung. Dem Architekten muss ein Manager als "Owner" und Sponsor für eine oder mehrere Cloud-Initiativen zur Seite gestellt sein. Dies ist nicht nur wichtig, damit die Cloud-Initiativen den Fokus auf den Business-Nutzen behalten. So sichert sich die IT auch ein hohes Maß an Sichtbarkeit bis hoch in die Geschäftsleitung hinein. Dies ist wichtig, denn Cloud-Projekte sind in der Regel keine reinen IT-Projekte. Je weiter die Auswirkungen eines Projektes in ein Unternehmen hineinreichen, umso stärker ist für die nötigen Analysen Teamarbeit gefordert. Üblicherweise wird ein Cloud-Projekt von einem kleinen internen Team gesteuert, in dem Vertrags- und IT-Finanzexperten, Experten für die Schnittstelle IT/Geschäftsbereiche und Enterprise-Architekten zusammenarbeiten.

Analytische Strategen gesucht

Für jedes Cloud-Projekt ist es wichtig, dass der Enterprise-Architekt komplexe und vielschichtige Fragestellungen sorgfältig analysieren kann. Zu seinen Aufgaben gehören aber auch die strategische Planung, das Setzen von Standards, das IT-Portfolio-Management und die interne Beratung. Üblicherweise beleuchten Enterprise-Architekten ein Problem aus drei Perspektiven: Unternehmensarchitektur bestehend aus Geschäftsprozessen und Ressourcen, Datenarchitektur und Systemarchitektur.

Weil sich ständig Gelegenheiten bieten, vielversprechende neue on-premise- und Cloud-Lösungen einzusetzen, muss ein Architekt langfristige Ziele im Blick behalten. Denn die neuen Lösungen können auch zu Redundanzen und zu mehr Komplexität führen. Gute Cloud-Architekten sind deshalb immer bestrebt, neue IT-Funktionalitäten nach den Regeln der Economy of Scale und einer effizienten Wiederverwertung möglichst einfach und optimiert in bestehende IT-Landschaften zu integrieren.

Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Cloud-Architekten: Langfristige Ziele im Blick behalten!
Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Cloud-Architekten: Langfristige Ziele im Blick behalten!
Foto: Sergey Nivens - fotolia.com

Generalisten haben es leichter

Wird bei der nötigen, schrittweisen Transformation opportunistisch agiert oder die eigene Situation falsch eingeschätzt, kann dies das Unternehmen viel Geld kosten. Der Enterprise-Architekt trägt also eine große Verantwortung. "Erfahrene Architekten brechen daher nichts über den Zaun. Mit jedem Projekt unterziehen sie ihre IT-Infrastruktur einem Cloud Maturity Assessment", betont auch Karsten Specht von ASG. "Weil IT so schnelllebig ist, gilt es, die Cloud Readiness des eigenen Unternehmens vor jedem neuen Projekt zu beurteilen. Am zielführendsten sind dabei Ansätze und Methoden, die sich auf Best Practices stützen."

Der ideale Enterprise-Architekt hat das gesamte System im Blick, denkt in alle Richtungen und schaut über den Tellerrand hinaus. Neben den notwendigen Analysen von Kosten und Nutzen gilt es, die Auswirkungen auf das Unternehmen umfassend zu durchleuchten. Das IT-Portfolio-Management ist hier nur ein Teilaspekt. Auch Konsequenzen für vorhandene Geschäftsprozesse, einzelne Abteilungen oder die Gesamtorganisation müssen ins Kalkül gezogen werden. Dieses breite Verständnis für das Unternehmen findet man nur in Ausnahmefällen extern. Unter den internen Mitarbeitern sind hier vor allem diejenigen im Vorteil, die schon lange im Unternehmen sind, viele Bereiche kennen und über ein gutes Netzwerk verfügen.

Diplomatie ist gefragt

Für das Arbeiten mit den diversen Stakeholdern einer Unternehmens-Anwendung ist diplomatisches Geschick gefordert. Der Architekt hat es mit verschiedenen Charakteren und Interessen zu tun, zwischen denen es zu vermitteln gilt. Die Anwenderanforderungen, das Controlling, Personalabteilung und Betriebsrat oder die Rechtsabteilung können sehr unterschiedliche Perspektiven und Anforderungen in das Projekte einbringen. Eher selten ziehen sie an einem Strang. Als kompetenter Moderator muss ein Architekt hier vor allem eines können: Zuhören.

Die Bedeutung der Enterprise-Architektur für die Unternehmens-IT ist mit zunehmender Größe und Komplexität der IT-Umgebungen stark gewachsen. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der IT-Abteilung, die Prinzipien und Strategien für ihre Services in der Arbeit mit den Stakeholdern zu etablieren. Ein erfolgreicher Architekt bringt daher neben einem hohen Maß an technischer Expertise auch viel soziale Kompetenz mit. Nur so gelingt es, die unterschiedlichsten Interessen zu verbinden, um so aus Cloud-Initiativen den höchsten Nutzen für das Unternehmen zu schöpfen.