Wartungs-Monopoly

SAP und Oracle treiben die IT-Preise hoch

30.07.2008
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Der von den IT-Experten erwartete Trend wird von der bisherigen Entwicklung bestätigt. Die Kosten für den Betrieb von Informationstechnologie sind nämlich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Die Ergebnisse der aktuellen Auswertung von Benchmarking-Daten durch Lexta macht deutlich, dass die IT-Kosten zwischen 2006 und 2007 um circa zwölf Prozent und zwischen 2007 und 2008 noch einmal um circa sieben Prozent gefallen sind.

Es geht aufwärts - bei den Kosten für Datenbanken und Anwendungen.
Es geht aufwärts - bei den Kosten für Datenbanken und Anwendungen.
Foto: ZEW/LEXTA

Bei einer Betrachtung der einzelnen Kostenkomponenten ergibt sich ein differenzierteres Bild. Es zeigt sich, dass dem allgemeinen Trend nach sinkenden IT-Kosten auch vereinzelt Steigerungen gegenüberstehen. So sind die Kosten für Bürokommunikation seit 2006 von 46 auf 32 Index-Punkte deutlich gesunken. Die wichtigsten Gründe hierfür liegen in einem konstanten Preisverfall bei der Hardware sowie einer anhaltenden Professionalisierung im Betrieb der Arbeitsplatzsysteme, die es erlaubt, steigende Mengen von Arbeitsplatzsystemen mit geringerem Personaleinsatz zu betreiben. Die Kosten für E-Mail und Internetzugang sind von 2006 zu 2007 moderat gefallen, seitdem jedoch weitgehend konstant geblieben.

Im Gegensatz dazu zeigt sich ein spürbarer Anstieg der Kosten für SAP-Anwendungen. Diese waren von 2006 zu 2007 nahezu konstant, sind seitdem jedoch deutlich von 16 auf 25 Index-Punkte gestiegen. Verantwortlich für diese Entwicklung sind laut Untersuchung vornehmlich die in 2008 gestiegenen Wartungskosten für SAP. Die hinzugerechneten Kosten für Datenbanken sind dagegen relativ konstant geblieben. Durch den hohen Anteil der Personalkosten sowie eine bereits weit fortgeschrittene Standardisierung in diesem Bereich sind laut ZEW seit 2006 keine wesentlichen Veränderungen des Kostenniveaus zu beobachten.

Umverteilung - was im RZ gespart wird, kann an anderer Stelle wieder ausgegeben werden.
Umverteilung - was im RZ gespart wird, kann an anderer Stelle wieder ausgegeben werden.
Foto: ZEW/LEXTA

Erwartungsgemäß sind die Kosten im Rechenzentrum seit 2006 deutlich gesunken - von 38 auf 25 Index-Punkte. Während die Kosten pro Server trotz steigender Leistung je Einheit in etwa unverändert geblieben sind, ist ein Preisverfall erwartungsgemäß dann zu beobachten, so das Institut, wenn die Kosten ins Verhältnis zur Rechenleistung gesetzt werden. Unter der Annahme konstanter Mengen würden sich so sinkende Kosten für den Serverbetrieb insgesamt ergeben. Dem stehe ein Kostenanstieg gegenüber, wofür ein Grund erhöhte Personalaufwendungen wegen der sich zunehmend durchsetzenden Virtualisierung sein können. Jedoch überwiegt hier insgesamt der Effekt des Preisverfalls. Auch bei der Speicher-Hardware wurde ein starker Rückgang der Kosten verzeichnet.

Die SAP hat unterdessen indirekten Vorwürfen der britischen Anwendervereinigung widersprochen, mit den steigenden Wartungskosten wolle der Konzern dem Einnahmenrückgang begegnen. "Viele Mitglieder wollen und brauchen den zusätzlichen Support nicht", argumentierte Chairman Alan Bowling. Der Anstieg der Wartungskosten von 17 auf 22 Prozent bis zum Jahr 2012 für Bestandskunden sei ein Zuwachs um 29,4 Prozent. Dies sei nur schwer zu akzeptieren. SAP-Sprecher Bill Wohl bezeichnete die Veränderungen der Wartungskosten als "Reaktion auf sich verändernde Kundenbedürfnisse". Es gehe nicht darum, eine verhaltene Marktnachfrage zu kompensieren. (ajf)

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