SAP-Lizenzmodelle versagen bei indirektem Zugriff

28.05.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Lizenzen für direkte und indirekte Zugriffe

SAP widerspricht der Darstellung von Gartner energisch: „Für jeden direkten und indirekten Zugriff ist eine Lizenz erforderlich, weder daran noch an dem Verhalten der SAP gegenüber den Kunden hat sich etwas geändert“, entgegnet Holger Schiemann, Pricing Director bei SAP in Walldorf, dem Beratungshaus. Dabei sei es unerheblich, auf welche Weise oder über welche Technik der Benutzer Funktionen der SAP-Systeme verwende.

Ein „Named User“ könne beispielsweise die Software „Mysap ERP“ ohne zusätzliche Kosten auch über ein mobiles Endgerät bedienen. Allerdings räumt Schiemann ein, dass die für die indirekte Nutzung anfallenden Lizenzen in manchen Fällen nur im Dialog mit den Kunden ausgehandelt werden können. „Es ist nicht möglich, alle erdenklichen Szenarien zu berücksichtigen. Ansonsten hätte unsere Preisliste die Dicke eines Telefonbuches. Das kann nicht im Sinne unserer Kunden sein.“ Nur in Ausnahmefällen würden Anwender aufgefordert, zusätzliche Lizenzen zu erwerben.

Von einem solchen Fall weiß Alfons Wahlers, Vorsitzender der Deutschen SAP Anwender Gruppe (DSAG), zu berichten. Ein Anwenderunternehmen hatte eine E-Commerce-Software mit dem Vertriebsmodul „Sales and Distribution“ („SD“) von SAP R/3 verknüpft. Für die Web-Shop-Anbindung hatte die Firma nur eine Benutzerlizenz erworben, über die Website konnte jedoch eine Vielzahl von Händlern Aufträge im R/3-System anlegen.

Der SAP-Kunde wurde schließlich aufgefordert, für die indirekte Applikationsnutzung zusätzliche Lizenzen zu kaufen. „Im Rahmen von Internet-Anwendungen und kollaborativen Szenarien ist zu überlegen, ob das Benutzer-basierende Pricing noch zeitgemäß ist“, bemerkt Wahlers in Richtung Walldorf. Schließlich wollten Anwender wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie Fremdsysteme mit SAP-Produkten verbinden. Seit der Einführung der Mysap-Lizenzverträge im Jahr 2000 seien hier Fragen offen geblieben. „Wir wünschen uns eine transparente, nachvollziehbare und vor allem messbare User-Lizenzierung.“ Generell zweifelt Wahlers, ob Nachforderungen seitens des Herstellers überhaupt rechtens sind: „Wenn der Kunde bisher annehmen konnte, er müsse nicht für den indirekten Zugriff bezahlen, ist SAP eigentlich auch nicht berechtigt, dafür Geld zu verlangen.“

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