Ungeachtet des Ausscheidens von Peter Pagé

SAG verspricht Kontinuität bei Kooperation mit SAP und Apple

04.12.1992

MÜNCHEN (qua) - Die technische Zusammenarbeit zwischen der Software AG (SAG) auf der einen und SAP beziehungsweise Apple auf der anderen Seite wird den Rücktritt ihres Initiators Peter Pagé überleben. Das bestätigten Sprecher aller drei Unternehmen unmittelbar nachdem bekannt wurde, daß der langjährige SAG-Vorstand seinen Sessel geräumt hat (vgl. CW Nr. 48 vom 27. November 1992, Seite 1).

"Es geht hier nicht um einzelne Personen, sondern um Unternehmen", konstatierte Edmund Hain, Pressespecher der Software AG, Darmstadt. Mit der SAP AG, Walldorf, hätten bereits Gespräche stattgefunden. "Das geht so weiter wie geplant - gar kein Problem."

Ähnliches beteuerte Hasso Plattner, Mitglied des SAP-Vorstands: "Von unserer Seite gibt es da keine Probleme." Allerdings sei es "sicher kein Vorteil, wenn Herr Pagé nicht mehr dabei ist". Der am 19. November - eigenen Angaben zufolge auch für ihn selbst überraschend - seines Amtes enthobene SAG-Vorstand Pagé galt als engagierter Verfechter der Kooperation zwischen den beiden größten deutschen Software-Unternehmen.

Die geplante Zusammenarbeit bezieht sich unter anderem darauf, das SAP-System R/3 mit den Datenbankprodukten der Software AG zu verbinden. Der erste Schritt, die Integration des von Nixdorf übernommenen "Entire SQL-DB" in R/3, wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres getan sein. Die Kombination aus Anwendungspaket und Datenbanksystem soll als Komplettlösung angeboten werden und besonders mittlere Anwenderunternehmen ansprechen.

"Nicht viel später", so die Formulierung eines interessierten Großkunden, wird R/3 auch mit der Unix-Ausführung von Adabas arbeiten können. Wie Günther Tolkmit, Produkt-Marketing-Direktor der Software AG, erläutert, greift das Datenbanksystem dabei direkt auf die SAP-Schnittstellen zu, wodurch sich eine deutlich höhere Performance erzielen lasse. Mit der SAP-Anbindung als Marketing-Instrument will Tolkmit nach eigenen Worten "offensiv" an die Kunden herangehen, die eine "Hochleistungsumgebung" benötigen.

Ein umfangreiches Technologieabkommen haben die Darmstädter auch mit der Apple Computer Inc., Cupertino, ausgehandelt. Die beiden Unternehmen arbeiten offenbar gemeinsam daran, eine Reihe von SAG-Produkten auf den Macintosh zu portieren. Auf diese Weise will die Software AG ihren Kunden eine Desktop-Alternative zu 3270-Terminals und PCs eröffnen.

Auf dem Mac lauffähig sind laut SAG bislang die 3270-Emulation Natural Connection sowie das Analyse- und Design-Werkzeug Natural Architect Workstation. Die Macintosh-Ausführungen des 4GL-Systems Natural sowie der Systemsoftware-Komponenten Network und Entire Broker verspricht die Software AG im Laufe des kommenden Jahres vorzustellen.

Auch in der SAG-SAP-Kooperation spielen die Apple-Maschinen eine Rolle: Im Rahmen des Entwicklungsprojekts "Alice" haben die beiden deutschen Softwareriesen - neben Windows, OS/2- und Motif-Anwendungen auch eine Palette von Macintosh-Produkten angekündigt.