RISC-Rechenleistung zum Preis von PC-Systemen Workstations fuer Einsteiger von Silicon Graphics und Sun

15.04.1994

MUENCHEN (wm) - Besonders preisguenstige Workstations stellten Sun mit der "Sparcstation 5" und Silicon Graphics mit einem ueberarbeiteten "Indy"-Modell vor. Beide Rechner leisten wesentlich mehr als ihre Vorgaenger, kosten aber genausoviel oder weniger. Die hohen Preise fuer RISC-Systeme sind kaum noch durchzusetzen, seitdem es weit guenstigere PCs mit aehnlicher Leistung gibt.

10000 Mark sind fuer eine Sparcstation 5 von Sun zu bezahlen, ein Preis, fuer den bisher allenfalls eine leistungsschwache Workstation der Baureihe Sparcclassic zu bekommen war. Der mit 70 oder 85 Megahertz getaktete Microsparc-II-Prozessor leistet 57 beziehungsweise 64 Specint92 und 47 beziehungsweise 55 Specfp92. Zur Grundausstattung zaehlen eine Festplatte mit einer Kapazitaet von 535 MB, 16 MB Arbeitsspeicher und ein 15-Zoll-Farbmonitor.

Die Neuvorstellung von Silicon Graphics (SGI) liegt im Vergleich dazu noch nicht ganz im Trend zu niedrigen Preisen. Etwa 18000 Mark kostet die Einstiegsausfuehrung "Indy R4600PC". Es ersetzt das Modell "R4000PC". Ein Grund fuer den stolze Preis ist die umfangreichere Grundausstattung des Rechners mit 32 MB Arbeitsspeicher, 16-Zoll-Farbbildschirm und einer 535-MB- Festplatte. Zur Standardausruestung zaehlt zwar die digitale Farbbildkamera Indycam, aber, wie bei anderen Workstations, nur eine 8-Bit-Grafikkarte. Fuer CAD-Anwendungen ist die 24-Bit-Version noetig, damit steigt der Preis aber auf ueber 25000 Mark an.

HP hatte Anfang des Jahres mit den Preissenkungen begonnen. Das Unternehmen bietet die zwei HP-9000-Modelle "712/60" und "712/80" zum Preis von 10 300 beziehungsweise 23 000 Mark an. Dafuer erhaelt man beispielsweise beim Modell 712/60 16 MB Arbeitsspeicher, einen 15-Zoll-Farbmonitor und eine Festplatte mit einer Kapazitaet von 260 MB. Die treibende Kraft ist in diesem Fall eine PA-RISC-CPU 7100LC mit einer Taktfrequenz von 60 Megahertz, die 58 Specint92 und 79 Specfp92 leistet. Spaetestens ab Sommer dieses Jahres ruecken den Workstation-Herstellern und ihren Geraeten die PC-Unternehmen zu Leibe. Dann werden an jeder Ecke Pentium-Rechner fuer 8000 bis 10000 Mark erhaeltlich sein. Sie bieten ebenfalls 16 MB Arbeitsspeicher, eine 500-MB- oder 1-GB-Festplatte, einen 15-Zoll- Monitor und als Betriebssystem Windows NT. Mit der Intel-CPU leisten die Rechner 90 Specint92 und 72 Specfp92. Wenn die Power- PC-Version des Apple-Betriebssystems fertiggestellt ist, werden auch die Topmodelle aus Apples Rechnerschmiede Workstation- Leistung erreichen. Nach ersten Testergebnissen schafft ein Power- Mac 8100/80 etwa 75 Specint92 und 85 Specfp92 und wird fuer etwa 11000 Mark zu kaufen sein.

Die Entwicklung ist klar: Teure Workstations verlieren ihre Daseinsberechtigung, weil PCs heute aehnliches in puncto Betriebssystem, Rechenleistung (Integer- und Fliesskommaoperationen) und Kapazitaet des Arbeitsspeichers bieten. Einzig die Ausbaumoeglichkeit mit leistungsfaehigeren RISC- Prozessoren spricht heute noch fuer die Workstations.

Der Umstieg auf preisguenstigere PCs wird damit sehr attraktiv. Sun-Kunden zum Beispiel werden die wenigsten Hindernisse in den Weg gelegt: Das Betriebssystem Solaris fuer Sparc-Workstations gibt es auch in einer Version fuer Intels Pentium-Prozessor. Jede Solaris-Applikation laesst sich ohne Umstellung auf einem Pentium-PC nutzen.