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Raspberry Pi 400 - der PC in der Tastatur

20.12.2020
Von 
Verena Ottmann ist seit 16 Jahren bei PC-WELT für Hardware-Themen zuständig. Mit Ratgebern, Tests und Tipps informiert sie im Heft und auf den Online-Plattformen über Wissenswertes rund um Digitalkameras und externe Festplatten. Außerdem kümmert sich Verena Ottmann als Heftkoordinatorin um die Planung und Realisierung der AndroidWelt. Privat interessiert sie sich für alles, was man auf dem Fernseher oder der Stereoanlage ausgeben kann.
Beim Raspberry Pi 400 steckt der Rechner in einer Tastatur, was ihn besonders kompakt macht. Nur ein Monitor ist noch nötig. Aber auch der Preis ist unschlagbar.
Der Raspberry Pi 400 ist als „Unit Only“ oder als Set mit Maus, Netzteil, HDMI-Kabel, Betriebssystem auf Micro-SD-Karte sowie Handbuch erhältlich.
Der Raspberry Pi 400 ist als „Unit Only“ oder als Set mit Maus, Netzteil, HDMI-Kabel, Betriebssystem auf Micro-SD-Karte sowie Handbuch erhältlich.
Foto: Raspberry Pi Foundation

Nach dem Raspberry Pi 4 Desktop Kit geht der Hersteller mit dem Raspberry Pi 400 nun noch einen Schritt weiter weg von der Platinen-Bastellösung und bietet einen bereits zusammengebauten PC, dessen Recheneinheit in einer vollständigen Tastatur steckt. Für den Betrieb benötigen Sie lediglich einen Monitor oder Fernseher mit HDMI-Anschluss. Eine Maus für die Bedienung, die nötigen Kabel (HDMI zum Bildschirm, USB-C-Netzteil) sowie das Betriebssystem auf Micro-SD-Karte liegen dem "Personal Computer Kit" des Raspberry Pi 400 bei. Alternativ ist der Raspi 400 aber auch als "Unit Only" für 27 Euro weniger zu haben. Wir haben uns das Personal Computer Kit näher angesehen.

Grundsätzlich startet der Raspi 400 das Betriebssystem von der Speicherkarte. Die erste Inbetriebnahme ist daher einfach: Sie stecken alle Kabel an, legen die Micro-SD-Karte ein und drücken auf der Tastatur die Starttaste (F10) zusammen mit der Fn-Taste. Das Betriebssystem fährt anschließend hoch, und es startet der englischsprachige Einrichtungsassistent, mit dessen Hilfe Sie die Systemsprache ändern, ein Zugangspasswort bestimmen, Änderungen an der Anzeige vornehmen und das WLAN einrichten, über das sich das Betriebssystem anschließend Updates holt. Nach einem Neustart ist das Gerät einsatzbereit. Noch ein Wort zur Systemsprache: Obwohl wir Deutsch gewählt habe, sind sehr viele Menüpunkte weiterhin auf Englisch. Rudimentäre Sprachkenntnisse sollten Sie also mitbringen, falls Sie sich für den Raspberry Pi 400 interessieren.

Der erste Start

Der Raspi 400 bietet einen Micro-SD-Slot für OS und Daten, zwei Micro-HDMI-, einen USB-C- und drei USB-A-Buchsen sowie einen 40-Pin-GPIO-Anschluss, Gigabit-LAN, WLAN-ac und Bluetooth 5.0.
Der Raspi 400 bietet einen Micro-SD-Slot für OS und Daten, zwei Micro-HDMI-, einen USB-C- und drei USB-A-Buchsen sowie einen 40-Pin-GPIO-Anschluss, Gigabit-LAN, WLAN-ac und Bluetooth 5.0.
Foto: Raspberry Pi Foundation

Sie finden alle bereits installierten Apps über den Himbeer-Button links oben. Die Weltkugel daneben öffnet Googles Chromium-Browser, die beiden Ordnersymbole der Dateimanager, das Eingabesymbol die Konsole. Des Weiteren ist ein Papierkorb-Symbol auf dem Desktop abgelegt.

Das Betriebssystem ist in der mitgelieferten Version nur mit den wichtigsten Apps ausgestattet, und die diversen Entwicklertools lassen keinen Zweifel daran, dass der Raspi doch in erster Linie ein Entwickler- und Bastlergerät ist. Aber wir finden auch Libre Office, das Mail-Programm Claws Mail, den VLC Player, einen Bildbetrachter, ein paar Spiele (etwa Minecraft Pi) und Zubehör wie Taschenrechner, Editor etc. Im "Bookshelf" aufgelistet sind Magazine und Bücher zum Raspberry Pi beziehungsweise dessen Einsatz.

Dennoch lässt sich das Gerät sehr flexibel an die eigenen Vorstellungen anpassen, denn wer den Raspi etwa als Mediacenter, fürs Home Schooling oder zum Zocken verwenden möchte, findet im Internet zuhauf anwendungsspezifische Images mit den dazu passenden Apps zum kostenlosen Download. Eine nach Einsatz sortierte, sehr üppige Auflistung finden Sie etwa hier. Zum Wechseln müssen Sie lediglich das gewünschte Image auf eine (weitere) Micro-SD-Karte laden und den Raspberry Pi 400 davon starten.

Das Einrichten der Peripherie

Natürlich lässt sich auch am Raspberry Pi 400 Peripherie betreiben, dafür stehen unter anderem diverse USB-Ports und Bluetooth zur Verfügung. Zum Koppeln unserer kabellosen In-Ear-Kopfhörer klicken wir auf das Bluetooth-Symbol oben rechts, dann auf "Add Device" und versetzen die Ohrstücke in den Kopplungsmodus. Sie werden automatisch gefunden, wir klicken auf den Namen und auf "Pair". Das System möchte anschließend nur noch, dass wir die Earbuds über das "Audio Menu" als Ausgabegerät definieren. Dieses tun wir mit einem Rechtsklick auf das Lautsprechersymbol und einem Klick auf den Namen der Ohrhörer unter "Audio Outputs". Haben Sie mehrere Modelle gekoppelt, können Sie hier zwischen den Kopfhörern hin- und herschalten. Analog gehen Sie mit Bluetooth-Lautsprechern vor, unser Fitness-Armband konnten wir dagegen nicht koppeln - hier fehlt die Linux-Variante der PC-Software, was aber auch nicht weiter schlimm ist.

Über die Himbeertaste oben links rufen Sie das Hauptmenü auf. Darin finden Sie die vorinstallierten Programme nach Kategorien sortiert sowie die Einstellungen.
Über die Himbeertaste oben links rufen Sie das Hauptmenü auf. Darin finden Sie die vorinstallierten Programme nach Kategorien sortiert sowie die Einstellungen.

Dafür lässt sich ein Drucker am Raspberry Pi betreiben, sofern es sich nicht um ein GDI-Gerät handelt, bei dem Windows zwingend die Datenverarbeitung übernimmt. Sie finden das Druckermenü über die Himbeertaste in den "Einstellungen". Klicken Sie auf "Hinzufügen", um sich alle gefundenen Drucker anzeigen zu lassen. Der Raspi 400 listet Ihnen hier alle Geräte auf, die per USB verbunden sind, aber auch Netzwerkdrucker und hat auch eine Reihe Treiber an Bord. Zum Teil funktionieren hier auch die Generic Druckertreiber, das kommt aber auf einen Versuch an. Möchten Sie jedoch einen Linux-Treiber direkt vom Druckerhersteller aufspielen, wird's etwas komplizierter. Halten Sie sich hier sehr genau an die Anleitung des Herstellers. Zum Testen, ob die Installation geklappt hat, lassen Sie im Abschluss eine Testseite ausdrucken.

Zusätzliche Software laden

Das Betriebssystem bringt eine große Menge an Software-Paketen mit. Diese installieren Sie über den Menüpunkt „Add / Remove Software“.
Das Betriebssystem bringt eine große Menge an Software-Paketen mit. Diese installieren Sie über den Menüpunkt „Add / Remove Software“.

Auch das Einrichten des Mailprogramms verlief problemlos: Unser IMAP-Mailkonto hinterlegen wir ohne Probleme in Claws Mail. Über die Einstellungen des Chromium-Browsers von Google laden wir Erweiterungen herunterladen, etwa für Google Hangouts, Google Notizen oder den Google Kalender. Für jeden dieser Dienste lässt sich zudem die Synchronisierung mit der Cloud aktivieren. Zum Verwalten der Erweiterungen klicken Sie auf das Puzzlesymbol rechts in der Menüleiste. Weitere Programme finden Sie im Chrome Web Store unter https://chrome.google.com, allerdings ist die Auswahl recht überschaubar.

Eine deutlich größere Auswahl finden Sie dagegen direkt in den Raspi-Einstellungen unter "Add / Remove Software". Die Programme sind hier in verschiedenen Kategorien wie "Administrationswerkzeuge", "Kommunikation", "Multimedia" und "Spiele" aufgelistet. Alternativ können Sie auch nach einem Programm suchen. Hier können jedoch die für Windows-Nutzer vermutlich kryptisch anmutenden Bezeichnungen der Programme Schwierigkeiten bereiten. Zum Installieren klicken Sie einfach auf das gewünschte Paket und auf "Apply" sowie "OK".

Fazit

Der Raspberry Pi 400 ist optimal für alle, die aufgrund von Home-Schooling, Home-Office etc. einen kostengünstigen PC brauchen. Zwar kann das Anschließen der Peripherie (vor allem des Druckers) Probleme bereiten, und auch die Arbeitsgeschwindigkeit ist gewöhnungsbedürftig. Die Flexibilität hinsichtlich des Betriebssystems und das kompakte Format machen den Raspi 400 jedoch trotzdem empfehlenswert. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass das Gerät mit einer Linux-Variante läuft - und das kann eine große Umstellung bedeuten.

Hersteller: Raspberry Pi Foundation

Pro

  • Sehr kompakt

  • Betriebssystem lässt sich „austauschen“

  • Einfache Handhabung der Hardware

Contra

  • arbeitet vergleichsweise langsam

Technische Daten:

CPU:

Broadcom BCM2711 Cortex-A72 (ARM v8, Vierkerner, 64 Bit) mit 1,8 GHz

Arbeitsspeicher:

4 GB LPDDR4-3200

Schnittstellen:

Micro-SD, 2x Micro-HDMI, USB-C, 2x USB 3.0, 1x USB 2.0, 40-Pin-GPIO-Header, Gigabit-LAN, WLAN-ac, Bluetooth 5.0

Lieferumfang:

HDMI-Kabel, USB-A-Maus, USB-C-Netzteil, Raspberry Pi OS auf Micro-SD-Karte, Offizielles Raspberry-Pi-Handbuch

Maße:

28,6 x 12,2 x 0,6-2,1 Zentimeter

Gewicht:

383 Gramm

Preis (UVP des Herstellers):

etwa 100 Euro

(PC-Welt)