Lob und Tadel für das Apple-Tablet

Presseschau iPad Pro 10.5: Tolle Leistung, aber auch Kritik

14.06.2017
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Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Die ersten Testberichte zum iPad Pro 10,5 sind erschienen, vor allem die hohe Leistung wird gelobt.

Die ersten Testberichte zum neuen iPad Pro 10,5 sind in Nordamerika bereits erschienen, dabei gibt es bereits einige interessante Übereinstimmungen bei den Ergebnissen.

Für das neue iPad sind erste Testberichte erschienen.
Für das neue iPad sind erste Testberichte erschienen.

Leistung

Bei der Leistung kann das Gerät mit neuem A10X-Chip alle Tester überzeugen. So stellt der "Canadian Reviewer" fest, dass das Rendern eines 1080p HD-Videos sogar schneller als auf einem 12-Zoll-Macbook erfolgt. Das liegt nach unserer Einschätzung wohl an spezialisierter Hardware des iPad, aber der Unterschied ist trotzdem beeindrucken: Das iPad Pro benötigte 40 Sekunden, das Macbook mit m3-CPU dagegen 90 Sekunden. Auch das Bearbeiten von 4K-Video war sehr flüssig möglich.

Das gilt nicht nur für Apple-Softwae. Bei einem Vergleichstest mit Adobe Premiere Clip auf dem iPad und Adobe Premiere auf einem 15-Zoll-Macbook Pro dauern Rendern und Export eines bearbeiteten Videos ebenfalls auf dem Mac länger: 22 Sekunden auf dem iPad, 2,5 Minuten auf dem Macbook.

"Buzzfeed" bestätigt eine ausgezeichnete Performance in der Praxis, sogar bei der Nutzung von mehreren Apps zugleich, etwa Slock und Google Docs nebeneinander. Auch die Leistung bei Spielen wie "Samorost 3" kann überzeugen.

Als Benchmark-Programm hat sich bei den meisten iPad-Tests die App "Geekbench" durchgesetzt, wenn auch die Ergebnisse bei jedem Durchlauf um einige Prozent abweichen können. Hier kann das neue Tablet ebenfalls überzeugen. Beim Test von "Buzzfeed" schafft es im Single-Core Test 3933 Punkte, im Multicore-Test 9292 Punkte, das stimmt mit den anderen Testergebnissen in etwa überein. Damit liegt es sogar vor Microsoft Surface Book und Macbook Pro. Das alte 9,7-Zoll-iPad Pro kann mit 2955 und 4847 Punkten dagegen nicht mehr mithalten. Schneller ist ebenso die Grafik, beim Bench 3DMark Ice Store Unlimited schafft das neue iPad mit 52353 Punkten ein deutlich besseres Ergebnis als das iPad Pro 9,7 mit 32 494 Punken – nebenbei deutlich besser als das Samsung Galaxy Tab S, das nur 20891 Punkten erzielt.

Akku

In den meisten dieser ersten Tests wurde auf längere Akku-Tests verzichtet, alle Tester bestätigen aber Apples Angaben. Etwa neun oder zehn Stunden sollte der Akku halten – bei üblicher Nutzung. Er ist etwas größer als beim Vormodell, was sich in den Testergebnissen positiv auswirkt. Nach Messungen von " Laptopmag" hält der Akku mit 13:55 Stunden sogar etwa drei Stunden länger als das Vormodell. Im Test von "Ars Technica" überzeugt die Akku-Leistung ebenfalls und steigt gegenüber dem Vormodell von 657 Minuten auf 772 Minuten. Das günstige iPad der fünften Generation liegt mit 710 Minuten übrigens zwischen den beiden Pro-Modellen. 9:40 Stunden schafft das iPad Pro bei "Engadget", 19 Minuten länger als das Vormodell. Allerdings kritisiert die Seite, dass Galaxy Tab S3 und Lenovo Yoga Book noch länger laufen würden (11:50 bzw 11:09 Stunden)

Bildschirm

Begeistern kann das neue Display. Es ist um 20 Prozent heller und spiegelt etwas weniger als die Vorversion. Bei mehreren Messungen erreicht es 477 Nit, das Vormodell etwas 433 Nits. HDR-Video wird unterstützt, allerdings weist "iMore" darauf hin, dass es hier eigentlich noch kaum Inhalte gibt. Wichtigste Neuerung ist wohl ProMotion, die Unterstützung einer Bildwiederholrate von 120 Hz. Diese passt sich automatisch an, da dieser 120Hz-Modus viel Energie verbraucht. Die Bildwiederholrate läuft adaptiv. So läuft der Bildschirm bei einem Video mit 24fps mit 24Hz, was laut "iMore" zu einer besonders guten Videodarstellung führt. Laut Messungen soll aber auch die Farbgenauigkeit etwas besser sein. "Cnet" findet den 120 Mhz-Modus dagegen eigentlich unnötig.

Apple Pencil

Dank verringerter Latenz soll auch der Pencil noch besser funktionieren, das können aber nicht alle Nutzer bestätigen. Der Tester von "Buzzfeed" kann aber auch beim schnellen Wechsel vom Vormodell auf das neue iPad kaum einen Unterschied merken. Anders die Tester von " iMore", die ein Beispielvideo veröffentlicht haben, das den Unterschied recht deutlich zeigt. So ist die Grafikerin Serena Caldwellvon "iMore" den Verbesserungen begeistert, ebenso die Kollegen von "Tech Crunch" und " Wired". Der Tester von "Mashable" hält außerdem die neue Bildschirmgröße beim Zeichnen für einen guten Kompromiss an Größe und Gewicht.

Kamera

Das neue iPad hat die lichtstärkere Kamera des iPhone 7 erhalten, inklusive Bildstabilisierung. Die Fotos sollen klarer und natürlicherals beim Vormodell wirken, vor allem der Bildstabilisator sorge für bessere Bildqualität. Hier profitiert das iPad offenbar vom neuen Spezialprozessor des A10X, der Aufgaben wie Autofokus, Tonemapping und Weißbalance übernimmt. Einer der Tester bemängelt allerdings die Tonqualität bei Videoaufnahmen, hier gäbe es anscheinend Probleme mit den empfindlichen Mikros.

Upgrade vom Vormodell

Die meisten Tester bezweifeln allerdings, dass ein Wechsel von der Vorversion nötig ist, für die meisten würden wohl auch 32 und 64 GB Speicher ausreichen. Außer man benötigt die neuen Speicher-Ausstattungen von 256 oder 512 GB.

Kritik

Vor allem das Fehlen von iOS 11 als Testsystem wird allerdings bemängelt, wird das neue System doch sehr viele Neuerungen bringen. "Ars Technica" und "Cnet" bemängeln außerdem, dass trotz 10,5-Zoll-Display noch immer nicht zwei Apps gleichzeitig genutzt werden können, im Unterschied zum 12,9-Zoll-Modell. Wenig begeistert sind mehrere Tester von der schicken neuen Schutzhülle, auch die Tastatur ist anscheinend nicht jedermanns Geschmack. Vor allem die Logitech-Tastatur wird oft als gute Alternative genannt. Einer der Tester vermisst außerdem schmerzlich eine Rosé-Version, ist damit aber nach unserer Meinung ziemlich allein. Von mehreren Testern kommt die Frage, warum Apple nicht einfach eine Tastatur mit Trackpad anbietet.

Insgesamt macht das iPad Pro auf die Tester einen guten Eindruck, es ist eine echte Verbesserung des 9,7-Pro-Modells. Auf einen Laptop wollen viele Tester aber anscheinend trotzdem nicht verzichten. Stärkste Kritik erhält Apple von "Engadget", hier findet der Tester, dass es für ein Tablet wie das iPad Pro einfach zu wenig Nutzungsanwendungen gäbe. Für das Couchsurfen wäre es beispielsweise einfach „overkill“. Auch "The Verge" nutzt das Wort "Overkill" im Titel. Der Test kommt zu dem Schluss, das iPad Pro sei ein eindrucksvolles Gerät, das die meisten Leute aber „noch nicht“ kaufen sollten. Sie sollten lieber erst warten, bis ein iPad wirklich als Hauptgerät einsetzbar wäre. (Macwelt)