Praxistest: Sony Ericsson M600i

02.04.2007

Ausstattung

Eine Kamera sucht man an der designierten Email-Maschine vergeblich und auch der vorinstallierte Medienplayer beschränkt sich auf solide Standardfunktionen; Als Wiedergabeformate kommen MP3-Files beliebiger Subformate und AAC- bzw. M4A-Files in Frage; WMA-Dateien ließen sich mit unserem M600i nicht wiedergeben. Die Erkennung von Albumcovern funktionierte in der Praxis mit unseren Testfiles ebenfalls nicht souverän. Dafür sind die Verwaltungsfunktionen reichhaltig: es lassen sich eigene Playlists erstellen und Titel beliebig zwischen Telefonspeicher und M2-Stick hin- und herverschieben, auf Wunsch wird die Medienbibliothek automatisch auf dem neuesten Stand gehalten. Wer sich vom lästigen Kabelsalat befreien will, kann das M600i auch problemlos mit einem A2DP-Bluetooth-Headset verbinden. 3GP- und MPG4-Videos dreht das M600i um 90° und versucht, sie auf die zur Verfügung stehende Fläche zu skalieren. Sollte ein Video nicht den Displayverhältnissen entsprechen, führt das allerdings zu mehr oder weniger starken Verzerrungen.

62MB freier Hauptspeicher steckten laut Systemsoftware ab Werk in unserem M600i, völlig ausreichend zur Ablage gewöhnlicher EMail-Korrespondenz, PIM-Daten oder vieler Zusatzapplikationen. Wer größere Datenmengen mit dem M600i bewegt, wird früher oder später auf Probleme mit der Systemstabilität stoßen: bei der ersten UIQ3-Systemversion, die Sony Ericsson auf dem M600i installierte, führt ein Hotswap-Wechsel des M2-Sticks regelmäßig zu reproduzierbaren Systemabstürzen. Obwohl der auf dem UIQ-System vorinstallierte Opera-Browser (Version 8.60) sicherlich zur Oberklasse der mobilen Internetbetrachter gezählt werden darf, haben Nokias aktuelle S60-Smartphones sowohl an Technik als auch an Komfort mehr zu bieten. Auf der Habenseite verbucht Opera eine Voll- und Queransicht, Tabbed Browsing mit Favicons und eine bildschirmangepasste Vertikalansicht, im Soll stehen der bisweilen zähe Bildschirmaufbau und reproduzierbare Abstürze bei größeren HTML-Websites. Findet Opera einen RSS-Feed auf einer Seite, wird übers Menü angeboten, ihn in die Liste der abonnierten Feeds aufzunehmen, die in einer externen Applikation verwaltet werden.

Recht komfortabel fanden wir den integrierten Messaging-Client, der das Rückgrat des Schreibtelefons bildet. Er verwaltet neben MMS und überlangen SMS in erster Linie EMails, die in getrennten Posteingängen auflaufen. Es lassen sich einstufige Ordnerstrukturen erstellen, die zwar jedem EMail-Konto zur Verfügung stehen, aber kein Mischen von Nachrichten verschiedener Ordner zulassen. Eine spezielle Rolle nimmt das Postfach "Synchr. E-Mail" ein: hier findet man Mails, die über Push-Dienste wie Blackberry oder Microsoft ActiveSync aufs M600i gelangt sind. Doch man muss weder Exchange-Kunde noch Blackberry-Abonnent sein, um in den Genuss von Echtzeitnachrichten zu kommen: als eines der wenigen derzeit am Markt erhältlichen Telefone unterstützt das M600i die IMAP-Protokolleigenschaft "IDLE". Einzige Voraussetzung: das Telefon muss permanent via GPRS oder UMTS online sein, damit der Mailserver die Benachrichtigung versenden kann. In der Praxis verhält sich IMAP IDLE etwas langsamer als der Blackberry-Service: bis zu 30 Sekunden dauert es, bis eine Mail von der Outbox des Absenders auf dem Handy landet. Featuremäßig ist der EMail-Client trotz einiger Schwächen alles andere als schwachbrüstig: er stellt HTML-Mails mit erstaunlich hoher Qualität dar, erlaubt den Empfang und das direkte Öffnen und Bearbeiten von Attachments mit der integrierten Office Suite Quickoffice und kann Texte in mehreren Zoomstufen darstellen. Selbst Terminanfragen im vCal-Format samt Teilnehmer- und Statusinfo können mit einem Klick in den Kalender übernommen werden.

Kontakte verwalten konnte man mit UIQ schon immer gut. Statt langen Listenansichten für alle Kontaktdetails gibt's eine reiterbasierte Präsentation, mit denen man sich durch die verschiedenen Eigenschaftengruppen blättern kann. Dabei stehen Telefonnummern, EMail-Adressen und URLs im Vordergrund: sie füllen neben einem individuellen Anruferbild die erste Reiter-Seite. Auf der zweiten findet man Details wie Postanschrift, Faxnummer, Geburtstag und Firmendaten. Komplettiert wird der Funktionsumfang mit Sprachbefehlen, die einzeln für jede Rufnummer angelernt werden müssen. Der Kalender wirkt aufgeräumter als beim Vorgänger, lässt aber auch einige Funktionen des UIQ2-Systems vermissen. So wurde die farblich unterlegbare Wochenansicht mit einer Agenda-ähnlichen Blockansicht ersetzt, die gerade bei angespannter Terminlage nicht gerade mit Übersichtlichkeit überzeugt. Trägt man im Adressbuch den Geburtstag eines Kontakts ein, wird er auf Wunsch automatisch in den Kalender übertragen.

Praxistest: Sony Ericsson M600i
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Das M600i kokettiert mit RIMs Platzhirsch Blackberry. Das mag erklären, warum man keine WLAN-Schnittstelle in dem Smartphone findet, dafür aber mit GPRS- und UMTS-Connectivity bedient wird: so lässt sich der EMail-Eingang permanent nach neuen Mails durchsuchen. Nervig ist in erster Linie die lahme Einwahlgeschwindigkeit: bis zu 20 Sekunden vergehen im GPRS-Modus, bis das M600i sein Netz gefunden hat. Als praxistauglich erweisen sich sowohl die integrierte Bluetooth2.0-Schnittstelle als auch der an der Kopfseite des Geräts befindliche Infrarotport: beide funken Daten mit maximal 50kB/s über den bis zu 10m langen Äther. Schneller und stabiler funktioniert der Datenaustausch via beiliegendem USB-Datenkabel: wahlweise wird hier der Memorystick des M600i als Massenspeicher oder das Telefon als Handy-Modememulation erkannt. Doch viel wichtiger sind die Pairing-Möglichkeiten mit Audiozubehör: hier macht das M600i insbesondere mit aktualisierter Firmware eine gute Figur, verhielt sich vor dem Upgrade auf Firmware-Version 3 aber reichlich instabil und fehleranfällig. Bei gekoppeltem Headset werden sämtliche Audiosignale zwischen Handy und Zubehör durchgeschliffen, sodass sich sogar das Zauberwort übers Headset aktivieren lässt. Während man ein SAP-Profil zum einfachen Zugriff auf SIM-Kontakte im Telefon vergeblich sucht, hat Sony Ericsson ans Private Area Networking-Profile im M600i gedacht. Eine Internetverbindung mit einem entsprechend konfigurierten PC ließ sich mit unserem Testmuster damit allerdings nicht herstellen. Wie viele Geschwister überzeugt auch das Sony Ericsson M600i mit erstklassiger Java-/Gaming-Leistung. Besonders beeindruckend wirkt die mitgelieferte Version der Golfsimulation Vijay Singh's Pro Golf2005 3D, die mit flüssig animierten 3D-Grafiken, Environment-Shadings und spektakulären Kamerafahrten demonstriert, dass mobiles Gaming sich längst nicht mehr auf pixelige Jump'n'Runs beschränkt. Ab Werk wird Sony Ericssons M600i mit erweiterten Rechen- und Zeitfunktionen ausgerüstet: neben dem obligatorischen Taschenrechner gibts einen Währungs- und Einheitenrechner, eine Stoppuhr und einen Timer. Die Notizblockfunktion ersetzt den "Jotter" von UIQ2: mit ihr lassen sich handschriftliche Notizen und Skizzen verwalten. Der wahre Clou des UIQ-Systems liegt aber in seiner Erweiterbarkeit: Entwickler können eigene Programme entwerfen, der Pool an entsprechenden Applikationen ist für UIQ3 aber noch vergleichsweise klein. Nur wenige UIQ2-Programme laufen ohne Modifikation auf dem M600i oder einem seiner Verwandten.