Worauf Anwender bei der Systemauswahl achten sollten

PPS-Systeme auf dem Prüfstand

11.09.2003
Von von Carsten

Berner arbeitet derzeit mit einem System auf Basis der Infoplan- Software „Indus", die mittlerweile nicht mehr am Markt ist. Obwohl bereits 15 Jahre alt, biete diese Anwendung einige viel genutzte Funktionen, die er bei modernen Lösungen vergebens suche, so Berner. Für das Tagesgeschäft der Berg Spanntechnik, die mit 100 Beschäftigten Spannsysteme für die Industrie in Kleinserien- und Einzelfertigung herstellt, seien diese Funktionen jedoch wichtiger als schöne Bilder in Präsentationen und Marketing- Broschüren. Insbesondere in das Zusammenspiel zwischen Varianten- Management und Stücklistenorganisation habe man in der Vergangenheit viel investiert und wolle hier auf keinen Fall nochmal von vorne anfangen. Deshalb wird Berner sich seine derzeitigen Top-Kandidaten Proalpha, Infor und PSI für die bevorstehende Ablösung des Altsystems auf jeden Fall noch detailliert in Workshops auf die Eignung für spezielle Unternehmensbelange anschauen und auch eine Testinstallation vornehmen.

Liefertermine planen

Ein ähnliches Bild bot sich bei der Lieferterminplanung. Die frühzeitige Lieferterminvalidierung konnten alle geprüften Systeme sicherstellen - auch unter Berücksichtigung der internen Material- und Kapazitätsverfügbarkeit zur Überprüfung zugesagter oder gewünschter Liefertermine. Durch die zusätzliche Berücksichtigung von Bestands- und Kapazitätsinformationen externer Zulieferer im Sinne einer standortübergreifenden Multi-Site-Planung (etwa bei Psipenta, Proalpha und IFS) lässt sich die Planungssicherheit weiter erhöhen. Für den Fall, dass der gewünschte Liefertermin nicht einzuhalten ist, müssen Bedarfs- und Kapazitätssituation aufeinander abgestimmt werden. Hierfür liefern simulationsgestützte Planungshilfsmittel (Advanced Planning and Scheduling - APS) Unterstützung, denn sie ermöglichen das Durchspielen problembezogener „Was-wäre-wenn"-Szenarien. Hier können beispielsweise Mapics und Psipenta punkten. Zwischenergebnis: Auch im Bereich der Lieferterminplanung und -abstimmung schneiden alle Teilnehmer des ERP/PPS-Prüfstandes besser als der Marktdurchschnitt ab. Allerdings erfüllt keines der Systeme die Anforderungen zu 100 Prozent. Die besten Werte lagen zwischen 92 und 81 Prozent.

Daten durchgängig bearbeiten

Mit der Durchgängigkeit der Daten in der Auftragsabwicklung steht und fällt die erfolgreiche Fertigungsplanung und -steuerung. Bereits bei der Anfragenerfassung werden wichtige Auftragsinformationen im ERP-System gepflegt. Besondere Bemerkungen über Qualitätsanforderungen, Versand- oder Verpackungsvorschriften können dann im Rahmen der Preis- und Terminermittlung berücksichtigt werden. Das Hinterlegen der Auftragswahrscheinlichkeit bildet zudem die Grundlage einer frühzeitigen Reservierung von Kapazitäten für den Auftragsfall.

Ein weiteres Merkmal der integrierten Auftragsabwicklung ist die Ableitung von Stücklisten und Arbeitsplänen aus der oben beschriebenen Variantenkonfiguration. Diese dienen als Basis für die anschließende Preis- und Lieferterminermittlung. So wird beispielsweise direkt im Anschluss an die Konfiguration der aktuelle Produktpreis angezeigt. Das System überprüft dabei gleichzeitig die Aktualität der verwendeten Stammdaten und warnt nötigenfalls vor älteren Preis- und Beschaffungsinformationen. Nach erfolgreicher Lieferterminplanung und -abstimmung kann bei durchgängiger Datenbasis anschließend das Angebot für den Kunden erstellt und im Auftragsfall die Produktgrobstruktur an die Fertigungsplanung übergeben werden.

Zentrale Anforderungen erfüllt

Alle vorgestellten Systeme erfüllten diese zentralen Anforderungen der durchgängigen Weiterverwendung von konfigurierten Erzeugnisdaten bis hin zu disponierbaren Arbeitsplänen und Stücklisten zu 83 bis 96 Prozent. Der Software- Prüfstand zeigte insgesamt, dass nicht zuletzt mittelständische Softwareanbieter in der Lage sind, anspruchsvolle Aufgabenstellungen zügig aufzugreifen und in ihren Lösungen umzusetzen. Alle teilnehmenden Anbieter konnten die vorgegebenen Aufgabenstellungen weitestgehend lösen, wobei allerdings in Detailbereichen funktionale Unterschiede zu erkennen waren.

Darüber hinaus lässt sich jenseits der fokussierten Betrachtungsweise im Rahmen des Software- Prüfstandes eine ganze Reihe von Kriterien identifizieren, die derzeit bei ERP/PPS-Systemen nicht selbstverständlich sind. So weisen beispielsweise nach wie vor mehr als zwei Drittel aller am Markt angebotenen Softwarelösungen Schwächen auf, wenn es um die komfortable Ermittlung von Lieferterminen unter Berücksichtigung von Terminauswirkungen auf andere Aufträge geht

Deutliche Defizite