Beste Kamera?

Petapixel vergleicht iPhone X, Galaxy S9 und Pixel 2

25.04.2018
Von 
Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Bei einem Praxis-Vergleich der drei Kameras zeigen sich deutliche Unterschiede – nicht nur bei Farbtreue und Schärfe.

Testet man die Bildqualität eines aktuellen Smartphones wie des iPhone X oder Galaxy S9, gibt es ein Problem: Das auf dem Kameraspeicher landende JPEG, HEIF oder DNG ist das Ergebnis einer aufwendigen Bildbearbeitung. Will man die Bildqualität eines Handys bewerten, sind Labortests mit typischen Testbilder deshalb nicht ideal. So sind ja auch die Ergebnisse des Testlabors von DXO nicht unumstritten. Aufschlussreicher sind da möglichst viele Vergleichsfotos aus der Praxis, wie sie jetzt Petapixel in einem ausführlichen Artikel veröffentlicht hat. Verglichen wurden vom Journalisten Christian Schadt das neue Galaxy S9+, das Pixel 2 (ohne XL) und das iPhone X.

Beim Vergleich mit S9+ und Pixel 2 zeigen sich große Unterschiede bei den Kameras.
Beim Vergleich mit S9+ und Pixel 2 zeigen sich große Unterschiede bei den Kameras.
Foto: Apple

Bei den Fotos zeigten sich laut Tester auffallende Unterschiede, die nicht zuletzt frühere Tests und unsere eigenen Ergebnisse mit iPhone X und Pixel 2 bestätigen. So gibt es beim Vergleich gleicher Motive große Unterschiede bei der Belichtung der Aufnahmen. Fotos des Pixel 2 wirken dabei oft besonders dunkel, ein Ergebnis, dass wir auch bei unserem Test des Google Pixel 2 kritisierten. Allerdings stehen wir mit der Kritik der sonst überschwänglich gelobten Pixel-Kamera ziemlich allein.

Was den Vergleich nämlich erschwert: Alle Geräte bearbeiten die Fotos anders, sie nutzen außerdem HDR-Technologie und setzen bei der Kombination der zahlreichen Aufnahmen andere Schwerpunkte. Samsung setzt anscheinend auf besonders starken Kontrast, was aber schnell zu Problemen mit hellen Bildbereichen führt. Bei einem Landschaftsfoto mit dunklem Vordergrund mit dem S9+ ist dann der Himmel nur eine weiße Fläche, bei dem Pixel 2 sieht man noch den blauen Himmel.

Die Fotos des S9+ waren vergleichsweise stark aufbereitet und bei einer Sichtung einer Vergrößerung auf 100 Prozent oft leicht überschärft. Auch die Farben waren „wärmer“. Das führt zu eindrucksvollen Fotos, die aber auch schnell hart und künstlich wirken können. Das kann etwa bei Porträts oft negativ wirken. Allerdings gilt dies vor allem für die Hauptkamera. Weniger stark ist dieser Effekt bei Aufnahmen mit der Tele-Kamera, die das S9+ ebenfalls bietet. Zusätzlich bietet das S9+ außerdem noch die Option Fotos als DNG-Rawdatei zu sichern, man kann die starke Aufbereitung also umgehen. Interessant: Das Samsung-Gerät kann erstmals zwischen den Blenden f1,5 und f2,4 umschalten, in der Praxis scheint die zusätzliche Blende von f2,4 aber wenig zu bringen. So scheint die Schärfe identisch zu sein.

Anders beim Pixel 2, das nur JPEGs speichert. Durch eine aufwendige HDR-Technologie sind Aufnahmen mit besonders hoher Dynamik möglich – es gibt also keine Probleme mit überblendetem Himmel bei Landschaftsaufnahmen. Die Aufnahmen sind besonders detailreich, allerdings kann dies bei Porträts auch sehr hart wirken.

Eher niedrig ist die Auflösung der iPhone-Fotos, der Tester beschreibt sie als die „muddiest photos oft the bunch“ die aber ästhetisch überzeugen – vor allem die Porträts sind besonders ansprechend. So werden etwa Falten und Hautunebenheiten nicht überbetont, wie bei den beiden anderen Smartphones. Auch die Farbwiedergabe ist besonders exakt, was vor allem bei den Hauttönen auffällt. Fehlerfrei ist dabei laut Schadt auch das iPhone X nicht, laut Test soll es die warmen Töne in einem Foto überzubetonen. Im Vergleich zum kurz getesteten iPhone 7 Plus machte das iPhone X aber einen weit besseren Eindruck. Auch bei unseren Tests machten die Fotos des iPhone X einen eher neutralen Eindruck, der aber dafür sehr naturgetreue Aufnahmen garantiert.

Insgesamt machen die Kameras aber alle einen guten Eindruck, als echten Ersatz für Systemkamera oder DSLR sieht Schadt sie aber immer noch nicht.

Unsere Meinung: In gewisser Weise versucht jeder der Smartphone-Hersteller, die Fotos etwas aufzubessern. Samsung scheint es da etwas zu übertreiben, die positiven Bewertungen vieler Nutzer geben Samsung aber recht. Ist ja doch der erste Schritt vieler Fotografen, bei einem Foto Kontrast, Helligkeit und Schärfe anzuheben. Und auf einem S9+-Bildschirm sehen die Fotos dann wirklich beeindruckend aus. Die Entscheidung, welches Smartphone die "Beste Kamera" hat, ist dadurch aber nicht einfach.

(PC-Welt)