Desktop-Management-Tools im Vergleich

PCs im Unternehmen effizienter verwalten

11.05.2001
FRAMINGHAM (IDG) - Für ein effektives IT-Management ist es unerlässlich, die Kontrolle über die Arbeitsplatzrechner der Mitarbeiter zu behalten. Verschiedene Tools versprechen, hierbei die Arbeit des Administrators zu erleichtern. Ein Vergleich der gängigen Lösungen offenbart deren Stärken und Schwächen.

Die Produktivität eines Unternehmens hängt nicht zuletzt von der Leistungsfähigkeit seiner IT-Infrastruktur ab. Dabei geht es nicht nur darum, eventuelle Bandbreitenprobleme im Netz zu beseitigen oder die Leistung von Datenbanken oder Applikations-Servern zu optimieren - auch das Management der Arbeitsplatzrechner spielt eine wesentliche Rolle. Um diese nicht gerade einfache Aufgabe zu lösen, können Administratoren auf verschiedene Tools zurückgreifen, von denen einige nachfolgend näher beschrieben werden. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine Auswahl handelt, eine vollständige Übersicht ist an dieser Stelle leider nicht möglich.

Wer hat die PCs am besten im Griff?Untersucht wurden Microsofts "Systems Management Server 2.0" (Service Pack 3), Intels "Landesk Management Suite 6.4", Novells "Zenworks 3.0", "Express 5" von Altiris Software, "TS.Census 1.2" und "TS.Ready 4.0" des Anbieters Tally Systems sowie "Lanutil 32" und "Remcon PC-Duo" von Vector Networks. Wie der Vergleich zeigt, beherrschen diese Lösungen nicht alle Disziplinen des Desktop-Managements gleich gut.

Die Funktion, die vor allem in großen Unternehmen auf sehr starkes Interesse stößt, ist die Softwareverteilung. Es bedeutet eine erhebliche Erleichterung, wenn der Administrator oder seine Mitarbeiter nicht mehr extra zu jedem einzelnen PC marschieren müssen, um ein neues Programm zu installieren und zu konfigurieren. Alle genannten Produkte verfügen über diese Fähigkeit, wobei die Verteilung auf Basis von Vorher-Nachher-Vergleichen erfolgt. Mit Hilfe von Snapshots - Momentaufnahmen der vorhandenen Systeme und der jeweiligen Ausstattung beziehungsweise Konfiguration - erfolgt die Distribution der Software.

Landesk, SMS und Zenworks verfügen darüber hinaus über Mechanismen, die eine Überlastung des Netzes verhindern sollen. Zu installierende Softwarepakete werden dabei von einem Master-Server zunächst auf mehrere Unter-Server kopiert und erst von dort auf die Ziel-Clients aufgespielt. Aus Sicht der Netz-Performance wirkt sich außerdem der Einsatz von IP-Multicasting positiv aus: Dazu in der Lage sind Landesk, Zenworks, Express und TS.Ready.

Ein weiterer Aspekt, der vor allem große Unternehmen interessieren dürfte, ist die Möglichkeit der Inventarisierung vorhandener Hard- und Software. Diese Funktion spielt unter anderem dann eine Rolle, wenn die Einführung neuer Software geplant ist. Mit Tools, die feststellen, welchen Prozessor und wieviel Arbeitsspeicher die Rechner der Mitarbeiter besitzen und zudem kontrollieren, ob überhaupt genügend freier Platz auf der Festplatte vorhanden ist, lässt sich ein Migrationsprojekt gut vorbereiten. Auch Unternehmen, die ihre Rechner leasen, können von der Inventarfunktion profitieren. Sie vermögen damit beispielsweise zu verhindern, dass teuer bezahlte Rechner unnütz herumstehen.

Was ist wo installiert?TS.Census ist das Tool, das für diese Anforderung am besten geeignet ist. Es erfasst Details wie die Zahl der im Rechner vorhandenen (und der freien) Speicherbänke. Sehr genau erkennt es die auf einem PC installierten Programme, wobei es auf eine Datenbank zurückgreift, die der Hersteller im 30-Tage-Rhythmus aktualisiert. Die Updates können via Internet bezogen werden. Akzeptable Resultate liefern daneben Landesk und Zenworks - sie erkennen die meisten Standardprogramme ohne größere Probleme.

Nicht immer zuverlässige Ergebnisse liefert Lanutil 32 - je nach installiertem Betriebssystem können hier zum Beispiel die Angaben über den vorhandenen Arbeitsspeicher leicht unterschiedlich ausfallen. Microsofts SMS kämpft noch immer mit Problemen bei der Softwareerkennung. Ein Beispiel: Standardmäßig versucht das Tool, alle auf der Festplatte vorhandenen .exe-Dateien zu identifizieren. Dies gelingt jedoch bei DOS-Dateien wie chkdsk.exe oder emm386.exe nicht.

Auch Lizenzen wollen verwaltet werdenIm Zusammenhang mit der Inventarisierung spielt speziell in großen Unternehmen auch die Lizenzverwaltung eine wichtige Rolle. Bis auf Express und TS.Census/TS.Ready beherrschen alle Lösungen diese Disziplin, wobei Lanutil 32 dem Administrator lediglich erlaubt, über Lizenzgruppen zu definieren, welche Software an einem bestimmten Arbeitsplatz benutzt werden darf. Landesk, SMS und Zenworks bieten mehr Komfort: Diese Tools kontrollieren aktiv die vorhandenen Lizenzen und sind in der Lage, Anwendern den Zugriff auf bestimmte Anwendungen dynamisch zu gewähren oder zu verweigern. Es ist außerdem möglich, bestimmten Mitarbeitern auch exklusiv Lizenzrechte zuzuweisen.

Treten auf dem Rechner eines Mitarbeiters einmal Probleme auf, kann eine Fernzugriffsfunktion dem IT-Personal wertvolle Dienste leisten. Sie sind daher in allen genannten Lösungen enthalten. In puncto Geschwindigkeit hat dabei Remcon PC-Duo klar die Nase vorn, die Steuerung eines Rechners gestaltet sich damit am angenehmsten. Landesk hat dafür den Vorteil, dass die Fernsteuerung auch von der Web-Management-Konsole aus erfolgen kann.

Natürlich hat bei der Auswahl eines Desktop-Management-Systems die Bandbreite der unterstützten Betriebssysteme Einfluss auf die Kaufentscheidung. Auch in dieser Hinsicht schlägt Landesk die Konkurrenz, denn es umfasst Clients für alle Versionen der Plattformen Windows, OS/2, Macintosh und Linux. Der Zenworks-Client ist Bestandteil des Netware-Clients. Im Gegensatz zu bisherigen Versionen bedarf es nun zwar keines Netware-Servers mehr, um die Novell-Software zu nutzen, allerdings verlangt das Tool nach dem Verzeichnisdienst "Edirectory" (bislang Novell Directory Services).

Um beim Desktop-Management den Überblick zu bewahren, darf eine Reporting-Funktion natürlich nicht fehlen. Erwartungsgemäß bieten alle genannten Produkte die Möglichkeit, Berichte zu erstellen. In der Regel verfügen sie dabei über einen Satz vorgefertigter Standard-Reports, die der Administrator jedoch erweitern und verändern kann. TS.Census kann auf ein immenses Repertoire an Vorlagen zurückgreifen und unterstützt alle denkbaren Grafikformate wie Kuchen-, Linien- oder Balkendiagramme. Mit dem Add-on TS.Webport können die Berichte für die Darstellung via Web-Browser aufbereitet werden - Landesk verfügt ebenfalls über diese Funktion.

Kein eindeutiger Gewinner erkennbarBei der Wahl einer Desktop-Management-Lösung sollte zu guter Letzt auch der Aspekt der Installation und Konfiguration nicht vernachlässigt werden. Hier gibt es zum Teil deutliche Unterschiede. Die Altiris-Lösung schneidet eindeutig am besten ab. Um Funktionen nutzen zu können, müssen Administratoren nur sehr wenig Aufwand betreiben. Das sieht bei SMS und Zenworks etwas anders aus: Viele Funktionen sind von Haus aus deaktiviert, das IT-Personal kann sie nicht ohne weiteres nutzen. Das ist von den Herstellern Microsoft und Novell jedoch gewollt - in großen Unternehmen droht sonst die Gefahr, dass das Netz nach der Installation durch eine Unmenge von Meldungen in die Knie geht.

Es fällt schwer, abschließend ein Urteil zu fällen, welche Lösung insgesamt am besten für das Desktop-Management geeignet ist. Fast jedes Produkt hat ein "Spezialgebiet", das es besonders gut beherrscht. Doch wenn es darum geht, eine möglichst gute Allround-Lösung für ein heterogenes Unternehmensnetz zu bekommen, dann ist Intels Landesk-Lösung sicher zu empfehlen.