Parallel zu den Anwendungspaketen Applikationsspezialist SSA geht unter die Anbieter von OO-Tools

25.08.1995

SAN FRANZISKO (qua) - Die System Software Associates Inc. (SSA), Chikago, will sich im kommenden Jahr als Anbieter einer C++- Umgebung versuchen. Wie das Software-Unternehmen mitteilt, nutzt es die "Object Development Workbench" (ODW) selbst, um seine unter dem Kuerzel "BPCS" vermarkteten Anwendungspakete neu zu entwickeln - auf der Basis einer objektorientierten Infrastruktur.

Es sieht so aus, als wolle SSA sich selbst Konkurrenz machen. Den Anwenderbetrieben, denen es seine Anwendungspakete verkauft, bietet das Software-Unternehmen voraussichtlich ab Dezember dieses Jahres auch Entwicklungswerkzeuge an. Riz Shakir, Vice-President of Architecture, sieht das nicht dramatisch. Sicher koenne der Kunde mit ODW auch eine Finanzbuchhaltung entwickeln. Aber das Toolset lasse sich ebenso einsetzen, um die Module des "Business Planning and Control System" (BPCS) zu erweitern oder zu veraendern.

Windows NT ist die einzige Entwicklungsplattform

Die Workbench ist ausschliesslich unter Windows NT lauffaehig. Laut Shakir hat SSA auch keineswegs vor, sie auf ein anderes Betriebssystem zu portieren. Die damit erstellten Anwendungen liessen sich jedoch - dank der plattformneutralen Speicherung im mitgelieferten Repository - wahlweise auf HP-9000-, RS/6000- und AS/400-Servern ausliefern. Neben dem Objekt-Repository soll die erste Version des Toolsets auch eine "Object Definition Facility" (ODF) und einen C++-Generator enthalten.

ODW ist sowohl mit als auch ohne die BPCS-Module zu haben. Der Kunde holt sich mit dem Tool auf jeden Fall eine neue Infrastruktur und Architektur ins Haus, auf deren Grundlage SSA demnaechst seine Applikationspalette ueberarbeiten will.

Diese Distributed Object Computing Architecture (DOCA) basiert im wesentlichen auf einer SSA-eigenen Implementierung der Corba- Spezifikationen (Corba = Common Object Request Broker Architecture). Nach Shakirs Angaben eignet sich der von der Object Management Group (OMG) definierte De-facto-Standard bislang nicht fuer den Informationsaustausch zwischen "Geschaeftsobjekten", sprich: umfangreichen Softwareteilen, an deren Methoden teils komplexe Regeln geknuepft sind. Deshalb habe SSA seinen Object Request Broker um ein "Messaging System" erweitert.

Vor anderthalb Monaten schon hat SSA seine ersten objektorientierten BPCS-Module ausgeliefert: die Buchhaltungskomponenten. Die neuen Warenwirtschaftsprogramme sind gegen Ende des Jahres faellig, Mitte 1996 folgen voraussichtlich die Fertigungspakete. Als OS/400-Spezialist bekannt geworden, will SSA demnaechst alle seine Anwendungen auch unter AIX, HP-UX und Windows NT offerieren.

Das am 31. Oktober beendete Geschaeftsjahr 1994 bescherte SSA eine Umsatzsteigerung von 27 Prozent. 334,4 Millionen Dollar verzeichnete die Bilanz auf der Habenseite. Nachdem der Fiskus zugeschagen hatte, blieben unter dem Strich nur noch 15,4 Millionen Dollar uebrig. Immerhin gab das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 64 Millionen Mark fuer Forschung und Entwicklung aus.