Outsourcing der Banken schlägt hohe Wellen

19.02.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Outsourcer muss neutral sein

Lamberti steht mit diesem Dilemma nicht allein, das zeigte die Veranstaltung. In den meisten Banken haben sich über die Jahre hochkomplexe, kaum noch durchschaubare Systeme und Wildwuchs in verschiedenster Ausprägung herausgebildet. Ursache ist unter anderem das ausufernde Produktangebot der Fachabteilungen. Standardisierung, so hieß es auf der Veranstaltung immer wieder, dürfe sich nicht auf IT beschränken. Den Versuch, einen Standard beziehungsweise eine gemeinsame Dienstleistung für die Branche zu etablieren, hat die Deutsche Bank mit der Ausgliederung ihrer European Transaction Bank (ETB) gestartet. Bisher nutzen nur kleinere Banken das Angebot, Transaktionsprozesse extern abwickeln zu lassen. Die Großen halten sich zurück, sie möchten sich in diesem Geschäft keinem Wettbewerber anvertrauen: „Eine Transaktionsbank benötigt strikte Neutralität“, bringt Graband die Bedenken auf den Punkt. „Solange es einen Mehrheitsgesellschafter aus dem Bankengewerbe gibt, ist das Angebot nicht akzeptabel.“ Als unabhängigen Dritten brachte er die Deutsche Börse ins Spiel.

Solche Vorbehalte bestehen, weil sich die Verantwortlichen im Klaren darüber sind, dass sie mit dem Outsourcing einen Teil ihrer Steuerungsmöglichkeiten verlieren. Das gilt nicht nur für die Auslagerung des Transaktionsverkehrs an die ETB, sondern für sämtliche Outsourcing-Angebote. „Outsourcing macht man nur einmal. Wenn Sie die Wertschöpfungskette zerschneiden, müssen Sie genau überlegen, wo Sie die Schnitte ansetzen“, warnte Blessing.

Ein gewisses Misstrauen den Anbietern gegenüber scheint den IT-Verantwortlichen eigen. Für die Zuger Kantonal Bank liefert beispielsweise CSC einige Betriebsdienste, der Vertrag darüber wurde kürzlich erst um fünf Jahre verlängert. Geschäftsführer Mathy empfiehlt genaues Verhandeln: „Bekommt man vom Outsourcer immer das, was man bestellt hat? Ja, wenn man alles klar geregelt hat. Allerdings kostet es viel Zeit, die Verträge zu gestalten.“ Hier sind die Outsourcing-Anbieter, die Heerscharen von Experten und Anwälten in Lohn und Brot, im Vorteil. Commerzbank-Manager Blessing: „Die outsourcende Bank muss ebenfalls Experten mobilisieren, sonst hat sie zum Schluss immer das kürzere Ende der Wurst in der Hand.“