Selbst-Management als wichtigste Funktion

Oracle trimmt Software auf Grid-Computing

12.09.2003
MÜNCHEN (IDG) - Oracle hat das Grid-Computing in den Mittelpunkt seiner Jahreskonferenz Oracleworld gestellt. Mit einem "g" als Namenszusatz präsentierten die Kalifornier in San Francisco die 10er-Versionen von Datenbank, Applikations-Server und Management-Tools, die in ihrer Kombination eine Grid-fähige Infrastruktur ergeben.

Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte, so bezeichntete Oracles Executive Vice President Charles Phillips in seiner Eröffnungsrede die 10g-Strategie seines Hauses. Für den Infrastrukturspezialisten ist klar, dass Grid-Computing eines der dominierenden IT-Themen der kommenden Jahre sein wird. Aus tausenden von standardisierten Lowcost-Komponenten, wie Intel-Linux-Knoten und entsprechende Speichersysteme, soll sich ein Rechnerverbund erstellen lassen, mit dem Anwender flexibel auf den Ressourcenhunger ihrer Applikationen reagieren können. Das Problem dahinter, die Administration einer solchen Grid-Landschaft, geht Oracle jetzt mit den 10g-Releases seiner Datenbank und Management-Tools an. "Selbstverwaltungsfunktionen für jede Komponente" lautet das nicht neue Rezept, mit dem die Kalifornier den Aufwand und die Kosten für das System-Management auf ein Minimum reduzieren wollen.

So verfügt die Datenbank Oracle 10g über eine neue Selbstdiagnose-Engine, die automatisch Performance-Probleme erkennt und Korrekturmaßnahmen vorschlägt. Auch komplexe und ständig wiederkehrende Aufgaben wie die Leistungsanalyse und das Speicher-Management werden von der Datenbank weitgehend selbständig ausgeführt. Oracles Cluster-Technik "Real Application Cluster", die bislang für Unix, Linux oder Windows explizit eingestellt werden musste, lässt sich nun plattformübergreifend installieren. Mit 10g kommt auch ein neues "Automatic Storage Management" (ASM) zur vereinfachten Konfiguration und Verwaltung von Speichersubsystemen.

In der Verwaltungssoftware "Enterprise Manager 10g" hat Oracle das Feature "Grid Control" eingebaut, dessen Herzstück ein Repository darstellt, das sämtliche Angaben über Leistung, Verfügbarkeit und Konfiguration der am Grid beteiligten Knoten sowie der darauf laufenden Applikationen enthält. Schließlich gibt Oracles "Application Server 10g" Administratoren Mittel an die Hand, Applikationen die jeweils benötigte Rechnerkapazität zuzuordnen. Ein Highlight hier ist die Funktion "Fast Start Fault Recovery Architecture and Failure Notification". Mit ihr wird die Kommunikation zwischen Datenbank und Applikations-Servern verbessert, um bei Systemausfällen die im Grid möglichen Failover-Prozesse zu koordinieren.

Oracle lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Attraktivität eines kommerziellen Grids mit den Selbstverwaltungsfunktionen der Software wächst, diese aber nur dann voll zum Tragen kommen, wenn Anwender auf das komplette Infrastrukturangebot des Herstellers setzen. Für Analysten wie Dana Gardner von der Yankee Group ist die 10g-Strategie deshalb auch ein weiterer Versuch Oracles, das Image des Datenbankers abzustreifen und als One-stop-Shop in die Liga für Rechenzentrumslösungen aufzusteigen. An Partnern fehlt es Oracle jedenfalls nicht. Neben HP-Offiziellen waren auch Sun-Vertreter zur Konferenz geladen, die ihre 10g-Unterstützung auf Solaris für Sparc- und Intel-Server sowie auf Intel-Rechnern unter Linux ankündigten. (ue)