Oracle braucht Übernahmen

24.06.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Zudem konnte Oracle die operative Gewinnspanne seit der Spitze des Dotcom-Booms im Jahr 2000 von gut 20 auf zuletzt 38 Prozent im gesamten Fiskaljahr ausbauen; viel besser wirtschaftet auch Erzrivale Microsoft nicht. Zum Vergleich: SAPs Marge verbesserte sich seit dem Geschäftsjahr 2000 von 13 Prozent auf gegenwärtig 25 Prozent. Peoplesoft kam, belastet durch die wenn auch einvernehmliche Übernahme von J.D. Edwards, zuletzt auf lediglich vier Prozent; ohne die Sondereinflüsse lag das Unternehmen knapp hinter SAP. Im traditionell starken Abschlussquartal (Ende: 31. Mai) erreichte Oracle sogar eine Gewinnspanne von 46 Prozent.

CEO Ellison gab sich optimistisch, die Kennzahl weiter steigern zu können. Innerhalb von fünf Jahren sei eine Marge von 50 Prozent im Fiskaljahr möglich. Der Hintergrund: Die Zuwachsrate im Softwarebereich Updates und Support war mit 15 Prozent zuletzt fast doppelt so groß wie in der Sparte der Neulizenzen. Damit setzte Oracle im vergangenen Geschäftsjahr rund 3,54 Milliarden Dollar um, Update- und Supportverträge spülten 4,53 Milliarden Dollar in die Kassen. Laut Ellison, der seit Jahren auf die steigende Bedeutung des Wartungssegments verweist, nähert sich dessen operative Marge der Marke von 90 Prozent. Damit lässt sich auch der herrschende Wettbewerbs- und Preisdruck bei Datenbank-Neulizenzen verkraften.

Boom bei Linux-Datenbanken

Hier läuft in der Tat nicht alles nach Plan für Oracle, doch Grund zur ernsten Sorge besteht kaum. Laut Gartner hat IBM den Marktanteil im Segment relationaler Datenbanken im Jahr 2003 bei konstant 35,7 Prozent gehalten und den Umsatz um knapp fünf Prozent gesteigert. Oracles Anteil schrumpfte hingegen von 33,4 auf 32,6 Prozent. Allerdings: Der am schnellsten wachsende Bereich sind Datenbanken für die Linux-Plattform. Sie legten 2003 Gartner zufolge insgesamt um 158 Prozent zu, während Oracle hier seine Umsätze um 360 Prozent ausweiten konnte. Die Marktforscher taxieren den Konzern auf einen Linux-Marktanteil von 69 Prozent, etwa 28,5 Prozent entfallen auf IBM.

Viel kritisiert wurde das enttäuschende Applikationsgeschäft. Im Abschlussquartal schrumpfte Oracles Umsatz um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 231 Millionen Dollar. Währungsbereinigt hätte der Rückgang neun Prozent betragen. Im gesamten Fiskaljahr steigerte sich der Konzern jedoch um zehn Millionen auf 615 Millionen Dollar - angesichts eines schwachen Marktumfelds kein schlechter Wert. Verglichen mit neuen Datenbanklizenzen im Wert von 2,9 Milliarden Dollar ist der Umsatzanteil aber immer noch klein.

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