Ciscos neue Strategie

Opex statt Capex mit Network as a Service

15.04.2021
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der Trend zur Cloud verändert nun auch das Networking Business tiefgreifend. Nach dem Cloud-Management von Netzen will Cisco nun ganze Netzinfrastrukturen als Service offerieren.
Ein Netzwerk als Service? Dies sieht die as-a-Service-Strategie Cisco Plus vor.
Ein Netzwerk als Service? Dies sieht die as-a-Service-Strategie Cisco Plus vor.
Foto: cristovao - shutterstock.com

Für fast 50 Prozent der deutschen Unternehmen ist ihre Netzwerkinfrastruktur nur ein leidiger, notwendiger Kostenfaktor. Dementsprechend befinden sich diese Netze meist in einem desolaten Zustand und genügen den aktuellen Anforderungen des Cloud- und Homeoffice-Zeitalters nicht, wie die IDC-Studie "Network Transformation in Deutschland 2021" ergab.

Dabei sind für eine aktuelle, leistungsfähige Infrastruktur nicht unbedingt hohe Investitionskosten erforderlich. Das verspricht zumindest Cisco den Unternehmen - schnellere, agilere und skalierbarere Netzwerke, ohne dass sie eine eigene Infrastruktur oder Verwaltung vorhalten müssen. Ermöglichen will der Konzern dies mit neuen Network-as-a-Service-Lösungen (NaaS). Das Angebot ist ein Bestandteil der neuen "as-a-Service"-Strategie Cisco Plus.

Das Cisco-Plus-Portfolio

Im Rahmen des Vertriebsmodells Cisco Plus wird der Konzern nach eigenen Angaben Hardware, Software und Services offerieren. Dabei sollen Lösungen für Netzwerk, Sicherheit, Server, Storage und Anwendungen als Service mit einheitlichen Abonnements bereitgestellt werden. Laut Unternehmensangaben plant Cisco, noch in diesem Jahr NaaS-Lösungen in begrenztem Umfang in den Bereichen Access, WAN und Cloud zu veröffentlichen.

Die as-a-Service-Angebote werden zuerst in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Australien, Kanada und den USA verfügbar sein. Zunächst gibt es eine Cloud-basierte as-a-Service-Lösung für Secure Access Service Edge (SASE). Die Mitte des Jahres 2021 erhältliche Cisco-Plus-Hybrid-Cloud-Lösung soll das gesamte Rechenzentrums-, Netzwerk- und Speicherportfolio von Cisco umfassen. Zudem enthält sie Speicher und Software von Drittanbietern für On-Premises, Edge und Public Cloud.

Für sein as-a-Service-Angebot arbeitet der Konzern zudem an dem Self-Service-Portal "Cisco Plus Experience", das im Lauf des Jahres zur Verfügung stehen soll. Das Self-Service-Portal basiert auf der Cisco CX Cloud und soll einen Marktplatz enthalten, auf dem Anwender zahlreiche Cisco- und Partner-Services auswählen können.

Performance in der Cloud messen

Die Frage, wie es um die Performance solcher SaaS und Cloud-basierten Services bestellt ist, will Cisco mit der Integration von ThousandEyes in das AppDynamics Dash Studio beantworten. Auf diese Weise werden laut Cisco Netzwerk- und Internet-Performance-Metriken in einem Dashboard kombiniert.

Mit ThousandEyes sollen Anwender die Performance ihrer Cloud-Dienste messen können.
Mit ThousandEyes sollen Anwender die Performance ihrer Cloud-Dienste messen können.
Foto: Sensvector - shutterstock.com

Dadurch erhielten Netzwerk-, Anwendungs- und Cloud-Teams eine gemeinsame Datenbasis, um eventuelle Probleme zu erkennen und zu beheben. Zudem ist ThousandEyes jetzt automatisch im Lieferumfang der Switches der Catalyst 9000-Serie enthalten ohne zusätzliche Hardware- oder Softwarekosten.

Ciscos erweitertes SASE-Angebot

Gleichzeitig mit der NaaS-Strategie baut Cisco sein SASE-Angebot aus. So können alle SASE-Kernkomponenten künftig über einen Abonnement-Service genutzt werden. Zudem erweitert das Unternehmen sein SASE-Portfolio um etliche Elemente:

  • Data Loss Prevention: Cisco Umbrella Data Loss Prevention (DLP) erkennt und blockiert sensible Daten, bevor sie unautorisiert versendet werden.

  • Remote-Browser-Isolierung: Diese Cisco-Umbrella-Funktion schützt Endgeräte und Netzwerke vor browserbasierten Bedrohungen.

  • Cloud-Malware-Erkennung: Cisco Umbrella findet und entfernt Malware aus Cloud-basierten Dateispeichern. So sollen Cloud-Anwendungen unabhängig vom Endgerät sicher werden.

  • Erweiterung vn Cisco SD-WAN Cloud Onramp: Die neue Version SD-WAN 17.5 powered by Viptela lässt sich neben AWS und Azure nun auch für Google Cloud und Megaport nutzen. Auch Meraki MX erweitert die SD-WAN-Konnektivität von Zweigstellen auf Public Clouds wie AWS, Azure und Alibaba Cloud.

  • Neue SD-WAN- und Cloud-Security-Integration: Meraki MX integriert nun auch Cisco Umbrella. Dies beschleunigt die Einführung verteilter Cloud-nativer Sicherheitslösungen.

Das Aus für das Passwort?

Gleichzeitig verspricht der Konzern, dass mit Cisco Duo künftig eine passwortlose Anmeldung bei Cloud-Anwendungen möglich ist - Sicherheitsschlüssel oder Plattformbiometrie sollen die Aufgaben eines Passworts übernehmen. Dabei werden Tools wie Apple FaceID und TouchID oder Windows Hello unterstützt.

Die passwortlose Authentifizierung von Duo ist Bestandteil von Ciscos Zero-Trust-Plattform und lässt sich sowohl für Cloud- als auch On-Premises-Anwendungen nutzen. Auf diese Weise würden Unternehmen nicht mehr diverse Authentifizierungsprodukte benötigen und potenzielle Sicherheitslücken hinterlassen. Als Public Preview soll die Lösung ab Sommer 2021 verfügbar sein.

Security für die Cloud

Gefahren schneller erkennen und dabei einen Schutz vom Endgerät bis zur Cloud gewährleisten - dies kann laut Cisco die erweiterte Cloud-native SecureX-Plattform. Neue automatisierte Prozesse würden Bedrohungen wie SolarWinds Supply-Chain-Angriffe und Phishing schneller erkennen und beseitigen.

So würden Gefahren nun 95 Prozent schneller erkannt und die Zeit bis zur Behebung einer Bedrohung um 85 Prozent reduziert. Des Weiteren offeriere die Plattform nun auch eine Einbindung von Drittanbieter-Technologien, wie Google, ServiceNow oder Splunk.